Sie lachte auf:" Mauri, du bist ein Teenager, hast einen Freund, oder was auch immer ihr jetzt seid und ihr wart beide ziemlich lange im Badezimmer. Ich vermute, dass ihr entweder geduscht oder gebadet habt und bei beidem ist man normalerweise nackt. Und manchmal passieren dann eben bestimmte Dinge zwischen zwei nackten Personen, die eine Beziehung führen."
"Du musst mir nicht erklären was nackte Personen tun," unterbrach ich sie, das Gesicht angewidert verzogen," Ich finde es etwas verstörend, dass du so genau Bescheid weißt was Michael und ich angeblich im Badezommer gemacht haben sollen."

Sie zuckte mit den Schultern:" so ist die Natur. Da gehört nunmal auch Sex dazu."
"Welchen wir nicht hatten!"
"Schon okay," sie hob, mit einem Grinsen auf den Lippen beschwichtigend ihre Hände," warum bist du überhaupt hier? Sicherlich nicht um dein Sexleben zu besprechen."

"Nein!", ich unterbrach mich um einmal tief druchzuatmen und meine Stimme wieder zu einer normalen Lautstärke zu bringen," ich bin nur hier um zu fragen ob du gleich auch etwas zu essen willst?"
"Aber sicher," erwiderte Emma sofort," sag einfach Bescheid wenn es etwas gibt."
"Gut," ich nickte und verließ ihr Zimmer.

Im Flur traf ich auf Zombey, der mittlerweile eingekleidet war und mich anlächelte.

Während ich in Richtung Küche ging und er mir eilig folgte fragte ich:" Was hast du von dem Gespräch gehört?"
Ich hörte sein belustigtes Lachen hinter mir:" So gut wie alles. Ich weiß nicht genau ob ich es gut finden soll, dass deine Schwester uns so unter Beobachtung hat. Da traue ich mich ja gar nicht irgendwann den nächsten Schritt zu gehen."
"Keine Sorge. Wenn es soweit ist Sorge ich dafür, dass sie nicht im Haus ist. Am besten ganz woanders."
Zombey lachte und auch ich musste schmunzeln.

Wir betraten die Küche und ich verschaffte mir einen kurzen Überblick über unsere Essensmöglichkeiten.

Ich griff in einen Schrank und holte ein Dose Ravioli hervor:" Die werdens für heute Abend alle mal tun."
"Uh, ja." Zombey sah begeistert die Ravioli an.

Kopfschüttelnd holte ich einen Topf, füllte die Ravioli hinein und ließ das Essen heiß werden.

In der Zeit deckte Zombey bereits den Tisch und rief schließlich meine Geschwister.

Gerade als das Essen heiß war tauchten beide auf und setzten sich.

Ich stellte den Topf auf den Tisch und nahm selbst Platz:" Haut rein."

Sofort nahmen sich Emma und Gabriel etwas zu essen und auch Zombey nahm sich eine ordentliche Portion.

Auch wenn das Essen unglaublich gut duftete hatte ich keinen Hunger und starrte nur vor mich hin auf den Tisch.

"Was ist los?", fragte Gabriel mit vollem Mund," normalerweise sagst du nie nein zu Ravioli?"
Ich zuckte mit den Schultern:" Ich bin einfach ziemlich müde und habe im Moment keinen großen Hunger."

"Warum kochst du denn dann überhaupt?", wollte Emma wissen.
Ich seufzte:" Weil ihr essen müsst und ich nicht will, dass ihr wieder unseren ganzen Tiefkühlpizzavorrat aufbraucht."

Es war einen Moment still bis Emma sagte:" Aber was ist dann los? Irgendetwas ist passiert, sonst würdest du nicht gar nichts essen."

Zombey sah mich an und ich wusste was er mir sagen wollte. Sag ihnen nicht was passiert ist.

"Alles gut," ich winkte ab," wir haben heute Mittag einfach viel gemacht. Ich bin total fertig und muss unbedingt ins Bett."
"Was habt ihr gemacht?", fragte Gabriel sofort begeistert.

Ich schluckte, wurde aber zum Glück von Micha aus der Patsche gezogen.

Er begann einiges zu erzählen, das der Wahrheit entsprach und anderes, das gut die Wahrheit sein könnte.

Jemand stupste mich an und ich sah zur Seite zu Emma.
Sie sah mich ernst an, beugte sich herüber und flüsterte in mein Ohr:" Wenn dich etwas bedrückt dann sprich darüber. Und wenn nicht mit mir dann Mama oder Papa. Oder Michael, wenn es dir bei ihm leichter fällt."

Überrascht darüber wie gut meine Schwester mein Verhalten deuten konnte nickte ich und antwortete:" Das werde ich tun. Aber im Moment bin ich wirklich total fertig und brauche einfach nur Schlaf."
Emma senkte ihren Kopf und murmelte:" Okay."

Lauter fügte sie hinzu:" Dafür, dass Mauri und Micha gekocht haben werden Gabe und ich aufräumen."

"Och, nein!", beschwerte sich mein kleiner Bruder sofort, wurde aber mit einem wütenden Blick meiner Schwester zum Schweigen gebracht.

Michael grinste:" Das finde ich eine gute Idee. Danke Leute."

Emma nickte:" Kein Problem. Nicht nur Mauri sieht so aus als bräuchte er Schlaf, du siehst mindestens genauso beschissen aus."
Zombey lachte:" Danke. Aber du hast recht. Ich bin auch total fertig."
"Seht ihr."

Es wurde still und die anderen aßen schweigend ihr Essen, ich ließ weiterhin die Finger davon.

Schließlich waren alle fertig und Zombey und ich halfen noch dabei das Geschirr in den Geschirrspüler zu räumen, ließen meine Geschwister mit dem Rest aber allein.

Wir gingen die Treppen nach oben in mein Zimmer, ich schloss die Tür hinter uns und warf mich dann sofort auf mein Bett.

Ich spürte wie mein Körper bei der weichen Matratze und dem Kissen unter meinem Kopf entspannte und meine Müdigkeit noch einmal stieg.

"Deine Schwester ist wirklich ein Schatz," sagte Zombey, der eben den Rolladen genug geschlossen hatte, sodass nur noch wenig Licht in mein Zimmer fiel.
Es war erst früher Abend und deshalb noch ziemlich hell draußen.

"Das stimmt," erwiderte ich und grinste," sie ist zwar oft ein kleines Biest kann aber auch echt die Beste sein. Ich wünsche mir niemanden anderen."

Zombey lachte leise:" Manchmal wünsche ich mir auch Geschwister. So jemanden wie Gabriel oder Emma. Einen kleinen Plagegeist, der mir unglaublich auf die Nerven geht, aber auf den ich mich auch in allen Situationen verlassen kann."

Ich lächelte:" Glaub mir, Geschwister zu haben ist meistens einfach nur anstrengend. Aber ich verstehe was du meinst. Ohne die beiden könnte ich nicht leben."

Ich spürte, dass eine Welle der Trauer über Zombey hinwegrollte und drehte mich zu ihm:" Keine Sorge. Auch ohne Geschwister kann man Leben. Du hast schließlich Manu, Palle und mich. Wir nerven dich auch und du kannst auf uns zählen. Wir sind zwar nicht verwandt, worüber ich nebenbei bemerkt unglaublich froh bin, aber sieh uns trotzdem als Familie."
Micha grinste:" Du hast recht. Ihr seid meine Familie."

Ich erwiderte sein Grinsen, legte meine Arme um ihn und schloss die Augen:" Gute Nacht."
"Gute Nacht," kam die leise Antwort und ich dämmerte weg.

The Trails of a Falcon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt