Ich war glücklich, vor kurzem und wurde wieder enttäuscht, vor kurzem.
Dr. Preachard stieß einen großen Seufzer aus und überschlug ihr linkes Bein. Heute trug die Frau Doktor orangegelbe rote Kreolen und eine weiße Perlenkette. Die Frau war wirklich eine Farbexplosion, die in meinen Augen nur Augenkrebs verursachte.
Trotzdem waren mir nicht die vielen Zertifikate entgangen, die sie ausgezeichnet bekam. Ich ließ ich den Blick über die Fotos schweifen, die den Raum schmückten. Zertifikate und Auszeichnungen, die nur zeigten, wie gut die Therapeutin vor mir sein müsste. Und doch löste sie bei mir nichts als Kotzreiz aus.
Ich blieb im Schweigen und sog die Luft ein, die ich in schnellen Zügen wieder ausgestoßen hatte. Wir hatten uns nicht viel zu sagen. In manchen Sitzungen überkam mich das Reden und in anderen wollte ich nicht hier sein. Manchmal kooperierte ich, aber dann gab es Tage, wo ich keinen Ton von mir gab.
Es war wirklich komisch zu schweigen. Normalerweise hätte ich so viele Male den Ton angegeben, mich über einiges ausgelassen oder andere Menschen darin unterrichtet, wie sie zu sein hätten. Aber heute? Heute starrte ich nur die öde Wand an, weil mir kein einziges Wort auf den Lippen lag. Keines, was ich mit der Therapeutin teilen würde. Dafür war mein Hass auf alles, auf sie und auf ihn viel zu groß. Sie, wenn ich an sie denken musste, hätte ich zugern wieder auf etwas eingedroschen.
»Sie wirken heute sehr angespannt, Mr. Larson.«, holte mich die Stimme der Frau Doktor in die Realität zurück.
Ein Muskel begann in meinem Kiefer zu zucken, während sich meine Finger fester in die Lehne des Stuhls krallten. In diesem Raum befand sich ein unbequemer Stuhl oder eine Liege. Jeder Idiot hätte sich auf die Liege gepflanzt und Tacheles geredet, aber weil ich nicht so einer war, pflanzte ich mich auf den Stuhl und würde mich später um die Rückenschmerzen beklagen. Vielleicht glich ich es mit meinem heutigen Sporttraining heute aus?
Wieder drang ein Seufzen in meine Ohren. Dr. Preachard lächelte gequält. Sobald sie mir wieder eine Predigt hielt, dass ich nicht kooperieren würde, durchbrach ich irgendwie das Schweigen.
»Wissen Sie, was ich nicht ausstehen kann? Menschen, die versuchen meine Gedanken zu lesen. Menschen, die glauben, hinter eine Fassade blicken zu können.«
Sie wollte gerade ansetzen, aber ich hob die Hand an. »Sie studieren jahrelang die Psyche der Menschen, glauben sie wie ein offenes Buch lesen zu können bzw. glauben ihnen helfen zu können. Doch ich sage Ihnen was. Was auch immer Sie sich erhoffen, es wird nicht klappen. Was auch immer Sie in mir hineinzuinterpretieren versuchen, es ist nur ihre Wahrnehmung.«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
Ich lachte bitter auf. »Genau das ist das Problem. Sie verstehen es nicht.« Ich presste die Lippen zusammen und blendete alles in mir aus, was mich in Weißglut treiben würde.
Unwiderruflich presste ich mich tiefer in den Stuhl hinein und verschränkte die Arme vor der Brust. Ablehnung. Das wird das sein, was die Therapeutin interpretieren wird.
Ihre Augen blickten mich fragend an, als verstand sie immer noch Bahnhof. Also räumte ich ihr zwei-drei Sekunden Bedenkzeit ein, bis ich erneut das Schweigen brach. »Warum nehmen Therapeuten den Menschen so wahr, wie sie glauben, ihn wahrnehmen zu können? Warum stellen Sie mir, einem Patienten, die Frage, ob ich angespannt wäre, wenn ich auch einfach nur gelangweilt sein könnte? Warum notieren Sie sich jeden Unsinn in ihrem Büchlein, was vielleicht nichts dazu beiträgt?« Wie von selbst deutete ich auf meine Uhr und zeigte sie ihr. »Sehen Sie diese Uhr? Sehen Sie das? Was steht also in Ihr Buch, Dr. Preachard? Etwa, dass ich zum gefühlt tausendsten Mal auf die Uhr blicke, weil ich angeblich unter Zwangsneurose leide? Oder, weil ich nicht in Ihren Augen kooperieren will? Haben Sie schonmal daran gedacht, dass es einfach eine Angewohnheit ist, auf die Uhr zu schauen? Oder, dass ich innerlich jede Stunde dazuzähle, in der meine Zeit mit Blödsinn vergeudet wird?«
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BOSS of Fights
RomanceBand 3 der BOSS Reihe Gefallene Träume, kaputte Liebe, Neuanfänge. Eine Nacht kann alles verändern. Hoch aufgestiegen, um wieder tief in den Abgrund zu fallen, findet sich Clark in einem Strudel von Problemen und Konflikten wieder. Von jetzt auf g...
SEVEN: Ausbruch
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