"Hör zu, Cosmo", fing Kai an ohne meinen Pullover aus seiner Hand zu entlassen und drückte meinen Rücken dabei unangenehm gegen das Regal hinter mir.
Er türmte über mir, beugte sich jedoch extra etwas hinunter, damit ich sein Flüstern verstehen konnte. Seine Stimme klang plötzlich nicht mehr so melodisch und angenehm, diesmal war sie ernst und die Weichheit von vorhin war weit gefehlt. Sein heißer Atem prallte beim Sprechen auf meine Haut und lockte eine freudige Gänsehaut über meinen Körper, die in diesem Moment zwar unangebracht war, meinen Körper jedoch dennoch zum erschauderten brachte. Kais Nähe brachte mich völlig um den Verstand.

"Hier ist es gefährlich", fing Kai an und löste seinen festen Griff ein wenig. So wurde ich wenigstens nicht mehr ganz so hart gegen das Regal gedrückt.

"Ich weiß. Hier gibt es Jäger." Ich nickte um meine Aussage zu unterstreichen und auch Kai nickte zögerlich. "Wir wissen um die Gefahr und sind gewappnet. Hast du ein Rudel? Oder bist du alleine? Warum riechst du nicht nach Wolf? Bist du ein Wolf?" Die Fragen ratterten plötzlich ungehalten aus mir heraus und ließen Kai augenblicklich wieder so anspannen, dass auch sein Griff sich wieder festigte und ich das Regal wieder in meinem Rücken spürte.

"Ihr könnt gar nicht so gut gewappnet sein", knurrte der Blondschopf und das tiefe Knurren, dass dabei aus seiner Kehle kam, verriet mir mehr als eindeutig, dass er ein Wolf sein musste. Es war unverkennbar.

"Was?", stammelte ich überrascht und wand mich etwas unter seinem Griff. "Du bist ein Wolf. Was ist mit deinem Rudel?", fragte ich besorgt und versuchte eine Emotion aus seinen rehbraunen Augen zu lesen. "Wir können uns zusammentun. Uns gegenseitig helfen."

Ein verachtendes Schnauben kam daraufhin von Kai, als er mich kopfschüttelnd aus seinem Griff befreite und sich mit der Hand durchs Gesicht strich. Er wirkte dabei unglaublich erschöpft und am liebsten würde ich ihn einfach in den Arm nehmen.

"Du bist ein Omega. Wie kommst du überhaupt dazu, so etwas anzubieten?" Sein beinahe herablassender Tonfall gefiel mir gar nicht und auch meinem Wolf sagte es nicht zu, dass unser Gefährte derart negativ über uns sprach, sodass ich mich augenblicklich weiter aufrichtete und meine Schultern straffte.

"Aber hör mal!", knurrte ich und ballte unbewusst die Hände zu Fäusten. "Ich bin dein Gefährte. Wie wäre es vielleicht mit etwas Achtung!"

Kai zuckte überrascht etwas zurück und zog beide Augenbrauen perplex nach oben. Für einen Moment musterte er mein Gesicht stumm, ehe sich ein zartes Lächeln auf seinen Lippen bildete. Dass allein reichte aus, damit meine Wut beinahe verpuffte und meine Augen wieder eine Herzchenform annahmen.

"Du gefällst mir. Du hast Biss", schmunzelte er und nahm meine Hand plötzlich in seine. Seine war deutlich größer als meine und die raue Haut seiner Handinnenflächen fühlte sich angenehm an meiner an. Sie war warm und es wunderte mich kein Bisschen, dass unsere Hände eine perfekte Einheit bildeten. Immerhin waren wir füreinander bestimmt.
"So war das nicht gemeint", versuchte er seine Worte von vorher zu entschuldigen. "Ich habe nur noch keinen Omega getroffen und dachte immer, dass ihr etwas anders gepolt seid."

Für einen Moment überraschte mich seine Aussage, ehe ich in seinem sanften Handdruck beinahe zerging. Seine braunen Augen hatten das zufrieden Funkeln von vorhin zurück und das in Kombination zu seinem Lächeln ließ mir mein Herz bis zum Hals schlagen. Kai war wirklich wunderschön. Ich konnte meinen Blick kaum von ihm lösen.

"Es tut mir leid, dass ich eben so grob zu dir war. Habe ich dir weh getan?", fragte er und senkte seine Stimme dabei betrübt. Er drückte meine Hand ein weiteres Mal und als er einen Schritt in meine Richtung machte, musste ich mich direkt zwingen um ein paar Worte heraus zu bringen.
"Nein, ich habe mich nur erschreckt", gab ich zu und erwiderte sein Lächeln.

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