Julian sieht unsicher zu Boden. »Ich weiß nicht. Ja, das habe ich, aber ich hatte nicht gerade viel Zeit, um mich auf das Gespräch vorzubereiten. Du warst ziemlich schnell wieder hier und dann gab es andere Probleme.«

»Bringe es hinter dich. Ich bin mir sicher, dass er nicht mehr ablehnen wird. Gerade jetzt ist er so gut gelaunt. Das musst du ausnutzen.«

Ein Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. »Eigentlich hast du Recht.«

»Mache es jetzt. Und dann will ich alles wissen.« Ich bin ganz aufgeregt.

Julian atmet tief durch und nickt. »Ich muss es endlich tun.«

Nun geht er schnellen Schrittes ins Schloss und ich beschließe noch ein wenig durch den Garten zu spazieren. Das tut mir gut, denn so kann ich über alles, was passiert ist, nachdenken. Ich bin wahnsinnig erleichtert, dass Pavel nun tot ist und Amethysia nicht mehr bedrohen kann. Nun kann sich endlich alles zum Besseren wenden, wie es Milan schon lange geplant hat.

Zudem fühle ich mich unbeschreiblich glücklich, weil Milan nun zu mir gehört. Noch nie habe ich so etwas erlebt. Es berauscht mich und hoffe, dass dieses Gefühl nie enden wird.

Kurze Zeit später komme ich zurück zum Pavillon. Dort sind gerade zwei Bedienstete damit beschäftigt Laternen an der Decke des Pavillons anzubringen.

»Gibt es heute ein Fest, von dem ich nichts weiß?«, frage ich sie.

Die beiden Frauen wenden sich mir zu und knicksen.

»Nein, heute nicht, aber die Tage soll ein Fest stattfinden, da wir gesiegt haben«, antwortet mir eine der Frauen mit einem Lächeln. »Ihr habt uns gerettet. Wir hätten sonst sehr gelitten. Entweder hätte uns die Flutwelle überrannt oder wir hätten unter der Herrschaft des Meergottes leben müssen. Wir sind Euch auf ewig dankbar.«

Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll und neige nur meinen Kopf zum Dank. Ich schenke ihnen ein stolzes Lächeln und begebe mich ins Schloss.

In der Bibliothek finde ich Milan.

»Da bist ja. Ich wollte dir noch von dem Bericht der Soldaten erzählen. Sie haben das Volk von Elida befragt. Sie hatten ein ärmliches Leben dort. Kaum fruchtbaren Boden und Pavel hat sich kaum um sein Volk gekümmert. Hat die Felder nicht ausbauen lassen und das Geld nicht gewissenhaft verwaltet. Außerdem mussten alle seinen Befehlen gehorchen, sonst wurden sie sofort umgebracht. Wie grausam. Deshalb trauten sie sich auch nicht die Felder ohne Befehl auszubauen und hatten kaum etwas zu essen. Nicht auszudenken, was die Menschen auf dem Festland unter seiner Herrschhaft erwartet hätte. Er war von Macht besessen. Und dadurch unberechenbar, denke ich. Er war sogar bereit einen ganzen Kontinent zu zerstören, nur damit er ihn besitzt. Und was dann? Was wollte er mit einem zerstörten Kontinent?« Milan schüttelt fassungslos seinen Kopf. »Einige wurden auf das Festland gebracht, um hier, im Lichtreich oder im Reich der Freiheit zu leben. Aber nicht alle wollten mitkommen.«

»Pavel war sehr neidisch. Vor allem auf dich. Weil du einfach so ein Königreich vererbt bekommen hast«, sage ich sarkastisch und schüttele nun ebenfalls meinen Kopf.

»So ist das nun mal mit der Thronfolge.«

»Ich weiß, lass uns nicht mehr über ihn sprechen. Ich möchte meinen Frieden haben.«

Ich höre Schritte näher kommen und Julian steht nun in der Tür. Er sieht angespannt aus.

»Ich lasse euch alleine«, sage ich schnell und gehe zur Tür.

Ich klopfe Julian mit einem Lächeln auf die Schulter und schließe die Tür hinter mir.

Wenig später kommt Milan in mein Zimmer. Ich lege mein Buch weg und lächele ihm zu.

Licht und DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt