Neues Leben 9

Beginne am Anfang
                                    

Timo, der mittlerweile eingesehen hatte, dass zwischen Joni und mir nie mehr gelaufen war, als dieses eine Mal Sex, hatte Jonathan überraschenderweise eines Abends mitgebracht. Ich hatte mich ungemein gefreut, Joni endlich wieder zu sehen, immerhin hatten wir uns zum Ende hin doch sehr gut miteinander verstanden, und auch Joni hatte sich eindeutig gefreut.

Wir waren uns zur Begrüßung in die Arme gefallen und hatten mit einem Gläschen Wein aufgeholt, was wir die letzten Monate vom anderen verpasst hatten. Irgendwann hatte Timo noch Erik dazu gerufen, sodass wir einen lustigen Männerabend hatten, der wieder viel zu lange bis in die Morgenstunden gedauert hatte. Erik und Jonathan verstanden sich zum Glück auch einigermaßen gut.

An diesem Abend hatten Joni und Erik auf dem Sofa geschlafen und Timo hatte es sich mit meiner Erlaubnis in meinem Bett bequem gemacht. Anfangs hatten wir nur gekuschelt, bis wir dann sanften Kuschelsex bei Sonnenaufgang hatten und einfach nur die Nähe des anderen genossen hatten.

Es passierte immer mal wieder, dass wir uns nahe kamen, dass wir uns küssten oder sogar miteinander schliefen. Dennoch verpassten wir dem kein Label, sondern machten einfach so weiter, wie es die letzte Zeit super funktioniert hatte. Wir führten keine Beziehung und für eine Freundschaft plus waren es zu viele Gefühle, deswegen beließen wir es bei dem was es war – starke Gefühle für einander. Wir wussten, dass wir der Einzige im Leben des anderen waren und damit waren wir beide mehr als zufrieden.

Zumindest bis vor zwei Wochen.

Wir waren in seiner Mittagspause mit Ponca im Park spazieren, nachdem wir uns vorher noch Chickenwraps geholt hatten. Wir unterhielten uns angenehm und als wir mit dem Essen fertig waren und Händchen halten über die Wege spaziert waren und Poncanna schnüffelnd ihre Runden um uns gedrehte hatte, ließ Timo plötzlich die Bombe platzen.

„Würdest du mich nach alldem, was passiert ist, immer noch heiraten wollen?"

„Wie kommst du denn jetzt darauf?" hatte ich überrascht gefragt und Timo hatte das Gesicht nervös verzogen.

„Naja... ja..." hatte ich dann mehr oder weniger gestammelt, woraufhin Timo plötzlich nur noch nervöser geworden war, meine Hand losgelassen hatte und aus dem Nichts plötzlich vor mir mitten im Park auf die Knie gegangen war.

Seine Hände hatten unglaublich gezittert, sodass ich den Ring in dem schwarzen Etui kaum richtig sehen konnte. Tränen waren augenblicklich über meine Wangen gelaufen und bevor Timo überhaupt irgendetwas sagen konnte, bevor er mich überhaupt fragen konnte, was man halt in diesem Moment normalerweise fragen würde, hatte ich mein Ja schon laut heraus posaunt.

Timo hatte daraufhin zu lachen begonnen, noch einen Moment inne gehalten, hatte offenbar überlegt, ob er mich vielleicht nicht doch erst fragen sollte, bevor er dann jedoch wieder aufgestanden war und mir den Ring angesteckt hatte, ehe wir uns mitten im Park geküsst hatten.

Ein paar wenige Passanten, die zugesehen hatte, hatten freudig applaudiert und uns beglückwünscht, während ein Mann uns einen bösen Blick zugeworfen hatte, aber ich konnte mich nur auf Timo konzentrieren.

Erst im Nachhinein war mir aufgefallen, dass es nicht der selbe Ring war, den Timo jahrelang in seinem Schreibtisch aufbewahrt hatte. Der Ring, den ich nun stolz am Finger trug, war ein ganz anderer, der dem ersten überhaupt nicht ähnelte und als ich Timo darauf angesprochen hatte, hatte er nur mit den Schultern gezuckt.
„Du verdienst einen frischen, neuen, schönen Ring ohne Altlasten." Das waren seine Worte, die mir auch später noch die Tränen in die Augen getrieben hatten.

Mein Bruder und seine Frau waren die Ersten, die von unserer Verlobung erfahren hatten. Joni wusste ohnehin schon im Vorhinein Bescheid und Erik hatte sich gefreut, wie ein kleines Kind an Weihnachten. Offenbar hatte er die ganze Zeit über, seit er Timo kennengelernt hatte, gehofft, dass aus uns noch einmal etwas werden würde.

32 Gründe warum es aus ist ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt