Wieder stand ich vor den drei Betten. Mit geschulten Händen befreite ich die Bettdecke, die Kissen und die Matratze von den Bezügen. Stapelte diese, um anschließend die Bettdecken zu falten. Die drei Männer, sitzend in einem Kreis mit verrotten Karten in der Hand, schenkten mir einen überaus faszinierten Blick. Ich griff nach der benutzen Wäsche und lagerte sie auf meine Armen. Abermals stieß ich die Tür mit einem Fuß auf, doch hielt noch einmal an mir.

Erneut erschien mein Gesicht in dem Raum. Ich warf einen Blick in ihre Karten, doch war mein Ziel weniger der Spielstand, sondern suchte ich nach etwas anderem. Drei Ringe hingen an den Fingern der Männer, nicht irgendwelche sondern Symbole der Liebe. Menschen die sich freiwillig die ewige Treue und Liebe schworen, trugen Ringe an ihrem vierten Finger ihrer linken Hand. Menschen die eine geschäftliche Ehe eingingen, hatten einen and dem vierten Finger ihrer rechten Hand. Es war ein Band, welches man sich entschied, niemals zu brechen. Egal ob der Hintergrund dafür Liebe oder Ehre war.
Hier auf dem Schiff war es üblich, dass die Geschlechter getrennt schliefen. Größtenteils aus Platzgründen. Selbst Ringpartner. Deswegen war ich nicht besonders überrascht von meiner Sichtung.

Durch den Rauch im Raum blicke ich zu den drei bärtigen Schiffsbewohnern mit ernster Miene. „Wisst ihr, während ihr hier euer Leben genießt und eueren Hintern absitzt, schuften eure Frauen Stunden um Stunden ohne Pausen, um euch glücklich zu machen. Nur damit ihr euch servieren lasst, ohne das kleinste Wort des Dankes." Damit verließ ich das Zimmer endgültig.

Eilig lief ich weiter, nur kurz unterbrach ich meine Suche nach dem Blonden und machte einen Abstecher in die Küche, um die Tücher los zu werden. Meine Füße nahmen zwei Stufen auf einmal. Aufgeregt und in Eile. Dort angekommen, kickte ich die Tür auf, um meinen Griff nicht lockern zu müssen. Mit Schwung krachte diese auf der anderen Seite gegen die Wand und ich machte ein entschuldigendes Gesicht. Die Frauen sahen mich allesamt an. Doch nicht nur den Blick dieser war ich sicher, sondern auch den eines jungen Mannes.

Jimin diesmal derjenige mit dem Messer in der Hand verhakte seine Augen mit meinen. Nur für kurz bevor er wieder das Gemüse bestaunte. Eine der Frauen trat auf mich zu, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Gib das mir Junge. Ihr werdet es eilig haben, nicht?" „Vielen Dank.", meinte ich zu ihr, während sie bereits die Tücher aus meinen Händen gestohlen hatte. Sie verließ den Raum. Die anderen Frauen fanden reihum eine Entschuldigung und schienen sich Beschäftigungen außerhalb der Küche zu widmen. Es dauerte nur wenige Sekunden bevor Jimin und ich alleine im Zimmer standen. Eine Küchenablage zwischen uns.

„Du hattest recht behalten." Überrascht blickte ich ihn an, als sein Kopf wieder an Höhe zu nahm. Unsere Augen trafen sich. Langsam kam ich um die Ablage herum auf ihn zu. „Die Küche ist ein wunderbarer Ort für Ablenkung!" Ein kleines Lächeln entsprang mir. Ein Geräusch folgte. Nur leicht und nicht besonders energisch. „Sag ich doch! Und die Frauen sind allesamt liebreizend." Jimin hob schwungvoll eine seiner Augenbrauen. „Liebreizend?! Entschuldige, aber das kann ich nicht über einer Frau sagen, die soeben gefühllos den Kopf eines Huhnes knacken ließ. Und eine andere die kein Problem damit hatte, das Tier anschließend zu häuten. Wirklich! Ich scherzt nicht. Die sind hier von einem ganz üblen Schlag."

Kurz kicherte ich.
Dann kam ich ihm nah genug, um ihn ins Ohr flüstern zu können. „Das habe ich doch nur gesagt, weil sie uns hören können." Ich zwinkerte. „Können sie?" Ich war über seine Überraschung mehr als erstaunt. „Du kannst sie hören?", fragte der Goldblonde. Ich lachte nur. „Nein, aber ich muss sie nicht hören, um zu wissen, dass sie da sind. Neugierde schient die Nahrung dieser Damen zu sein."
„Sieh mal einer an. Da lerne ich tatsächlich noch was von dir. Wer hätte das gedacht?"

Mein Gesicht wurde wieder etwas ernster und ich lehnte mich zurück. „Ich hoffe, ich kann bald wieder etwas von dir lernen." Unsicherheit lag in meiner Stimme, Hoffnung. Jimin blinzelte. „Wenn du dir das wünscht, mein Prinz. Jeden Moment." Er lächelte sanft. „Immer."

Für kurz sahen wir uns in die Augen. Dann lehnte ich mich vor und griff nach der Waffe in seiner Hand, wie er es damals gemacht hatte. Ich meinte seinen Atem stocken zu hören. Einbildung womöglich. „Wir wollen doch nicht, dass du mich aus Versehen erstichst nicht?" „Ganz gewiss nicht." Er klang leicht außer Atem. Schelmisch grinste ich ihm zu.

Ich legte die Waffe langsam auf die Ablage, überlegte kurz, dann länger, bis ich schließlich doch meinem Gefühl folgte. Langsam schlangen sich meine Arme um den Hals des Mannes. Ich sah seinen Gesichtsausdruck nicht, dennoch konnte ich ihn mir bildlich vorstellen. Erst nach wenigen atemlosen Sekunden drückte er mich an sich. „Entschuldige Jimin. Ich weiß - was du - was du alles für mich tust und-" „Ist gut, Taehyung. Bitte entschuldige dich nicht für mein Vergehen und bedanke dich nicht für meine Entscheidungen."

Ich wollte mit ihm argumentieren. Ihm meine Ansicht deutlich machen und beweisen, wie sehr ich Dankbarkeit für nötig hielt. Doch ich beließ es dabei. Stattdessen genoss ich seine Arme um mich. Die Wärme eines Freundes.
„Also dann", meinte Jimin nach einer kleinen Weile, „wir können Jac nicht ewig warten lassen. Wir haben noch eine lange Reise vor uns, nicht?"

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now