Die Ex - Kapitel 43

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„Gehen wir dann rein?", fragt Ingrid mich und nicht Erik. Nickend folge ich ihr und ziehe ihn hinter mir her. Er sträubt sich die Kirche zu betreten... Und als ich über die Schwelle steige, verstehe ich warum. Augenblicklich bin ich nicht mehr verunsichert, ich bin benommen. Ich fühle mich als wäre ich vor eine Wand gelaufen. Die Trauer und die Tränen schweben förmlich über den Köpfen der Anwesenden. Wie soll man in solch einer Atmosphäre gebührend Abschied von einem geliebten Menschen nehmen? Wie soll man hier überhaupt frei atmen können? Mir tritt kalter Schweiß auf die Stirn. Besorgt sehe ich mich nach Erik um und ich kann aus seinem Gesicht lesen, wie sehr auch ihn das alles mitnimmt. Ich meine ich weiß, dass er Tommys Tod nur schwer verkraftet, aber wie soll er seinen persönlichen Abschied von seinem besten Freund schaffen, wenn die Menschen neben ihm alle Nase lang zusammenbrechen? „Erik!", rufe ich, als ich bemerke, wie er plötzlich schwach an meiner Hand zieht und sich auf eine Bank in der vorletzten Reihe setzt.

„Ich kann nicht mehr! Das ist alles zu viel.", stottert er. Er weint nicht, aber ich glaube wären wir alleine dann würde er es tun. Ich eile zu ihm und nehme sein Gesicht in beide Hände. Behutsam streiche ich ihm die schweißnassen Haare aus der Stirn.

„Du musst dich beruhigen Schatz." Ich sehe ihm fest in die Augen, versuche ihn ins Hier und Jetzt zurück zu holen, weil ich sehe wie er wegdriftet. Er steht unter Schock und läuft Gefahr einen Kreislaufzusammenbruch zu erleiden, wenn er sich nicht beruhigt (was man nicht alles bei einem Erste Hilfe Kurs lernt...). „Erik, sieh mich an und konzentriere dich auf meine Stimme! Es wird alles gut. Beruhig dich.", rede ich ihm gut zu, während ich aus meiner Tasche eine Flasche Wasser hervor zaubere und sie aufdrehe. Sein Blick hat sich wieder ein wenig aufgeklärt als ich die Flasche behutsam zu seinem Mund führe.

„Geht's?", frage ich als er mich überrascht ansieht.

„Was ist passiert?" Panisch sieht er sich um.

„Alles ist gut. Du hast nur einen leichten Schock. Hier trink noch was und atme tief ein und aus.", sage ich und halte ihm die Flasche wieder hin.

Plötzlich fasst mir jemand auf die Schulter. „Alles in Ordnung hier?", fragt mich eine hübsche junge Frau. Überrascht sehe ich sie an. „Erik?! Oh Gott, alles klar?", kreischt sie als sie ihn erkennt.

Schwach sieht er auf. „Mia?", flüstert er. Ich sehe zwischen den zweien hin und her. Oki, die zwei kennen sich definitiv.

Wenn ich hier weiter so dumm hier rumstehe schlage ich noch Wurzeln... „Hi Mia, ich bin Bianca.", ergreife ich die Initiative, um diesen mehr als intimen Blick der beiden zu beenden. Schnell strecke ich meine Hand aus. Irritiert schaut sie darauf, als wäre sie ein Fremdkörper. Dann sieht sie wieder in Eriks Richtung. Hallo-ho?! „Seine Freundin!", füge ich an meine vorherige Aussage anknüpfend hinzu. Jetzt habe ich ihre Aufmerksamkeit.

„Oh hallo..." Endlich ergreift sie meine noch immer ausgestreckte Hand. „Ich bin Mia. Seine Ex.", sagt sie und deutet auf Erik. War ja klar... Herausfordernd sieht sich mich an und wirft ihre braunen Haare zurück.

„Mädels! Hallo?", mischt Erik sich ein.

„Was?!", fahren Mia und ich ihn gleichzeitig an.

„Whoa ist ja gut... Falls es wen interessiert, mir geht's besser und ich setze mich dahinten in die zweite Reihe." Stirnrunzelnd sieht er mich an. Wieso nur mich? Sie verhält sich doch als wäre... Innerlich versetze ich mir einen Tritt. Weil ich seine Freundin bin! Wieso fahre ich nur immer so schnell aus der Haut?! Ich bedenke Mia mit einem bösen Blick und gehe Erik nach. Zu meinem großen Erstaunen folgt sie uns. Tatsächlich setzt sie sich auf die andere Seite von Erik, fehlt nur noch dass sie seine Hand hält... Warte! Das ist doch jetzt nicht ernsthaft passiert oder?! Sie hält seine Hand! Ich will gerade etwas sagen, da fängt die Zeremonie an. Verdammt!

Hold me - Erik DurmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt