45 | new apartment

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Ich reichte ihm einen Aschenbecher, der in dem einen Karton ganz oben lag. Vielleicht rechnete ich beim Packen vor ein paar Tagen schon mit so einer Situation. »Nein, lass mal. Ich komme sie nächste Woche bei deiner Mom holen. Da ist nichts mehr drin, was ich im Moment brauche. Das wichtigste ist in dem Karton.« Ich deute mit einem Kopfnicken zu dem Karton in der Küche, aus dem ich auch den Aschenbecher rausholte.

Zach drückte die aufgerauchte Kippe aus und stellte den Aschenbecher auf den Beistelltisch. »Okay, Mann. Ich muss jetzt nach Hause. Die Pflicht ruft.« Er klatschte auf seine Oberschenkel und stand auf.

»Was für 'ne Pflicht?«

»Ich muss mich um ihn kümmern, sonst rastet er aus und wird einsam.«

»Was? Von wem redest du?«

»Ich... Fuck, das hab ich dir ja noch gar nicht erzählt. Ich hab mir ein ... Chamäleon besorgt...«

Meine Augen weiteten sich ungläubig. »Wie bitte? Ein Chamäleon? Also eine ... Eidechse?«

»Ja...«, seufzte er. »Er heißt Rex.«

»Du hast dein blödes Chamäleon nicht wirklich nach einem Dinosaurier benannt...«

Ein Lacher rutschte ihm von der Zunge. Er holte sein Handy aus seiner Hosentasche. »Doch, habe ich. Hier schau.« Auf seinem Handy zeigte er mir ein Bild, auf dem Zach mit einem großen, grünen Chamäleon auf der Hand zu sehen war.

»Wie kamst du darauf, dir ein Reptil zuzulegen?«

Er steckte sein Handy wieder weg. »Ich weiß nicht, irgendwie war es so, als ob mich Gott höhst persönlich in die Tierhandlung geschickt hatte.« Melodramatisch gestikulierte er einen Halbkreis und linste verträumt in den Himmel. »Es war meine Bestimmung diesen kleinen Kerl zu retten und ihm ein Zuhause zu schenken. Gott war mein Zeuge, wie sehr das Schicksal zu mir sprach.«

»Du warst also bekifft«, schlussfolgerte ich monoton.

Er stemmte die Hände auf die Hüften und blickte verträumt ins Leere hinter mir. »Und wie ich das war«, gestand er ohne Zögern. »Aber egal. Ich stell' ihn dir bald vor. Bevor ich jetzt gehe, möchte ich dir noch eine Sache geben.«

Ich runzelte irritiert meine Stirn.

»Weißt du noch als wir gemeinsam in unser erstes eigenes Apartment in Virginia gezogen sind? Das waren Zeiten...«

»Ja?« Wie hätte ich das je vergessen können?

Verwirrt beobachtete ich, wie Zach das Apartment verließ, doch ich hörte ihn weiter sprechen: »Ich meinte ständig, wie schade ich es finde, dass wir keine von diesen Fußmatten haben, auf denen unlustige, kitschige Sprüche drauf gedruckt sind...«

»Ja, ich erinnere mich, aber wieso–«

Wenige Sekunden später, kam er wieder, in seinen Händen eine ... Fußmatte? »Tada! Extra für dich.« Er stolzierte mit der ausgebreiteten Fußmatte auf mich zu. Auf ihr stand:

VORSICHT, ER BEISST!
(Nicht der Hund)

»Die werde ich mir ganz sicher nicht vor die Tür legen.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

Er lachte boshaft. »Oh doch, wirst du.«

»Träum weiter, Gallah, das wird nie passieren.«

• • •

Zwei Wochen später lag die beschissene, verflucht unlustige Fußmatte doch vor meiner Tür.

Zach klebte sie buchstäblich am Boden fest, damit ich sie nicht jedes Mal, nachdem er mich besuchte und sie nach draußen legte, wieder reinholen konnte.

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt