3. le destin

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„NEIN Stop!!"
Ganz in Gedanken vertieft war Noé geschockt von sich selbst, niemals hatte er ernsthaft darüber nachgedacht jemanden verletzen zu wollen. Er wollte das nicht. Er wusste er würde niemals jemanden verletzen wollen.
Er blickte hoch und sah in das besorgte Gesicht der Braunhaarigen, die immernoch nervös lächelnd vor ihm stand. Er wusste er hatte das gerade laut gesagt.

„Nein ich bin bloß mit den Gedanken heute woanders, Vanitas und ich sind einem Vampirentführer auf der Spur und es macht mich etwas wütend das wir sie bis jetzt noch nicht finden konnten"
Noé lachte nervös und zog seine Handschuhe wieder an, als er die Klingel des Kochs hörte, der Kuchen für Tisch Nummer 4 rausgestellt hatte, welchen er nun dort hinbringen musste. Er gab dies mit einer Kopfbewegung zu verstehen und Amelia nickte bloß nett und machte sich auch wieder an die Arbeit.

Innerlich seufzte Noé und hasste sich dafür, dass er eben gelogen hatte. Er war sich sogar sicher, dass Amelia früher oder später von dem Fluch erfahren würde, doch jetzt gerade war er nicht bereit darüber zu sprechen, nicht bevor Vanitas endlich aufkreuzte.

„Kann ich schonmal ihre Tasse mitnehmen?"
Der Weißhaarige lächelte nett eine Dame an, während er seine Hände fest in eine Faust hinter seinem Rücken drückte um das Zittern zu verstecken.

༺♱༻

Es war bereits 13:24 Uhr, bemerkte Vanitas, als er seine Taschenuhr wieder in seine Jacke tat und die Brücke überquerte.
Beim laufen knöpfte er sich noch den letzten Knopf seines Hemdes zu, welcher ihm wohl beim gehen entgangen war. Das stück Stoff versteckte auch gleichzeitig die neue Besitzmarkierung, die an seinem Schlüsselbein saß und ein stechendes Rot aufwies.

Der Blauäugige ging schnellen Schrittes zurück zum Hotel und suchte Noé auf, den er schlussendlich im Café fand.
Als dieser ihn erblickte, schwand der freundliche Ausdruck, den er den Gästen schenkte geradewegs zu purer Wut und Stress um. Er stellte die letzte Tasse Kaffee ab, bevor er auf Vanitas zukam und ihn in den leeren Flur zog.
„Wo warst du?!"
Noé sah ihn leicht wütend an und löste seinen Griff aus dessen Hemd, als er die neue Besitzmarkierung durch das weiße Hemd durchschimmern sah, seine Vermutung bestätigte sich also.

Vanitas blieb ungewöhnlich ruhig.
„Ich hatte eine kleine Verabredung...außerdem musste ich noch mit Dante besprechen, wie wir mit dem Fall der entführten Vampire umgehen"
Vanitas wollte nicht groß reden und gab Noé einen neuen Behälter mit etwas Blut von ihm.
Der Weißhaarige nahm es an, als Vanitas seine bereits zitternden Hände bemerkte.
Noé blickte ebenso auf seine zittrigen Hände und trank von der roten Flüssigkeit, sofort löste sich jegliche Spannung aus ihm.
„Hättest du noch länger gebraucht, wüsste ich nicht ob ich mich so kontrollieren könnte"
sagte er immernoch etwas wütend, jedoch in der ruhigen Art die Noé an sich hatte, jetzt vorallem wo er wieder bei Sinnen war. „Es wäre angenehm wenn du deine ‚kleinen Verabredungen' mit Jeanne kürzen könntest und dir dein Blut schön aufhebst, solange bis wir eine Lösung für das Problem gefunden haben! Du bist blass, Vanitas"

„Jaja, ist schon okey"

Der Blick des Weißhaarigen schwand auf die Besitzmarkierung um. Noé wurde abwechselnd heiß und kalt. Er konnte die letzten Stunden an nichts anderes denken als an Vanitas. In ihm kam immer mehr das Verlangen auf, das Blut zu trinken, es für sich zu bekommen und es nicht teilen zu müssen. Er konnte es nicht ertragen, dass Jeanne die erste war die sein Blut trinken durfte und das sie die war, die ihn so markiert hatte.

„Das mit Jeanne und mir ist was anderes" hörte er Vanitas sagen. Noé blickte in Vanitas' Gesicht, welcher beseligt grinste.
„Es ist Liebe die in mir ausgelöst wurde und sie kann nicht ohne mich!"
Der Schwarzhaarige schwang seinen Körper etwas umher.
„Ihre Körperliche Bessesenheit nach mir macht mich verrückt!"
Noé blickte den freudetrunkenen Vanitas an und sprach seine Gedanken zu dem Thema ‚Jeanne' das erste Mal aus.
„Ist sie besessen von dir oder von deinem Blut?" fragte Noé also ernst und trat einen Stück näher an den an die Wand gelehnten Mann.
Noé bemerkte wie dessen Grinsen noch weiter aufblühte und seine Augen begangen zu strahlen.
„Wer weiß? Die Liebe ist ein unendlich weites Misterium..."
Vanitas schien es nicht einmal zu bemerken, dass sein Eigenbild der „Liebe" etwas anders war als üblich. Doch Noé interessierte es nicht, er selbst hatte noch nie ein Gefühl das echter, romantischer Liebe entsprach. Bloß die Geschwisterliebe die er zu Dominique fühlte. Er spürte eine engere Verbindung zu Vanitas, vorallem jetzt, wo er praktisch nur an ihn dachte.
Er spielte sich etwas vor wenn er wirklich denken würde, die Beziehung die Vanitas mit Jeanne führte, wäre für ihn nebensächlich. Würde er es überhaupt merken wenn er selbst verliebt wäre?

„Ich erwarte nur das du in Reichweite bist, nicht mehr und nicht weniger, ich will nicht, dass noch jemand verletzt wird durch mich"
Noé spielte es ganz klar auf die anderen ab, doch er wollte auch selbst nicht diese Qualen erleben müssen, es war anstrengend, wie als wäre er abhängig. Das machte ihm Angst. Er schluckte, selten war er so wütend geworden, was machte dieser Fluch mit ihm?
Er hoffte insgeheim trotzdem, dass niemand durch ihn verletzt werden würde, das würde er sich nie verzeihen.

„Ich war doch heute pünktlich da, mach dir nicht so viele Sorgen, ich bin schon dran etwas zu finden um den Fluch zu brechen"
Vanitas fing an etwas zu husten. Bevor Noé jedoch fragen konnte ob alles okey war, unterbrach sein Gegenüber ihn schon.
„Nun, dem werde ich mich jetzt auch widmen, ich habe nachher noch ein Gespräch mit Monsieur Orlok, er wird wohl auch über die Vampire sprechen wollen..."
Er drehte sich um und lief den Flur mit einer winkenden Handbewegung runter, bevor er in der nächsten Tür verschwand.

Noé stand immernoch wie angewurzelt da, was sollte er jetzt tun? Sein Herz schlug schneller als sonst.
„Hey Noé, was machst du hier?"
Amelias Stimme holte ihn wiedermal aus seiner Trance.
„Amelia...ich...entschuldige mich bitte, ich fühle mich nicht wohl"
Der Weißhaarige lief genauso den langen Flur runter und ging schnell in die Tür rein, die zu seinem und Vanitas' Zimmer führte, nur um in dem Raum dann direkt in sich zusammenzubrechen.
In sich zusammengekauert lehnte Noé nun an der Holztür. Verzweifelt. Hilflos.
Er spürte ein Gefühl von Verlangen, doch diesmal verlangte er nicht nach Vanitas' Blut.
Er wollte ihn. Für sich.
Noé's Seele schmerzte, es fühlte sich an als würde sie in sich zerreißen, ein tiefer, innerer Schmerz umkahm ihn.
„Was passiert mit mir?"
Er starrte seine zitternden Hände an, mit welchen er dann in sein Haar griff um irgendein Gefühl aus ihm herauszubekommen, welches ihm zeigte, dass er im Hier und Jetzt war.
Auch wenn es in dem Fall Schmerz war. Er wollte etwas anderes fühlen als diesen Verlust.

・❥・

Vanitas blätterte stürmisch in seinem Grimoire. Als er mit Noé sprach überkam ihn auf einmal Unwohlsein und er wusste, dass er dort weg musste.
„Hier muss doch irgendwo was sein!!"
Er stand im Badezimmer des Hotels und lehnte über dem Waschbecken. Ein Schwindel überkam ihn und sein Herz raste. Vanitas' Atmung verschnellerte sich plötzlich, was ihn in einen Hustenanfall brachte.
Sein Griff um das Waschbecken verfestigte sich, als er erschreckend das Blut auf dem Handschuh seiner anderen Hand feststellte. Er blickte in den Spiegel und musste feststellen, dass Blut aus dessen Mundwinkel lief.
„was passiert hier?"

Er blickte bloß auf das Grimoire bei dem aus einer Seite der weiße Umschlag des Briefes herausschimmerte.

༺♱༻

nobody knows.

blue moon rises/VanitasxNoéWo Geschichten leben. Entdecke jetzt