Ich wende den Blick ab, ohne etwas zu antworten und schnappe mir meinen Schlafanzug, bevor ich ins Badezimmer gehe, um mich dort fertig zu machen. Mein Gesicht schminke ich unsauber ab und ignoriere meine leichten Pandaaugen. Wenn ich morgen Früh duschen gehe, sollten diese auch verschwinden. Das Kleid werfe ich sofort in den Wäschekorb und greife nach einem Waschlappen, um mich grob zu waschen.

Das Prickeln zwischen meinen Beinen, als ich an Nates Hand denke, die vor nichtmal einer Stunde dort ihren Spaß hatte, ignoriere ich so gut wie möglich und bin froh, als ich zehn Minuten später in meinem Schlafanzug das Badezimmer verlasse.

Ich muss gar nicht schauen, ob Nate schon schläft, sein Schnarchen verrät alles. Seufzend lege ich mich neben meinen Freund und kuschle mich in die Bettdecke. Nate hat auf die Decke verzichtet, sein Pech. Ohne Decke ist es keineswegs so gemütlich, wie mit. Egal zu welcher Jahreszeit, ich brauche eine Decke zum Schlafen.

Die perfekte Position gefunden, stelle ich schnell fest, dass Nates Schnarchen der Grund sein wird, dass ich nicht schlafen kann.

»Nate.« Ich drehe mich zu ihm und streiche über seine stoppelige Wange. Morgen rasiert er sich wahrscheinlich wieder.

»Du schnarchst, leg dich auf die Seite«, murmle ich und drehe mich wieder um, nur um im nächsten Moment zu merken, wie Nate mit lahmen Bewegungen unter die Decke schlüpft und sich an mich kuschelt. Seine Hand legt er um meine Unterarme, die ich vor meine Brust gezogen habe, ein Bein schiebt er zwischen meine.

»Sorry, ich bin ruhig«, bringt er hauchend über die Lippen und schläft im nächsten Moment auch schon wieder ein.

Ich hingegen bleibe wach und weiß eine halbe Stunde später, dass meine Nacht alles andere als erholsam wird.

~

Als ich mir sicher bin, dass Nates Vater aus dem Haus ist, löse ich mich aus den Armen meines besten Freundes und stehe langsam auf. Wir sind seit fünf Stunden wieder zu Hause, Nate schnarcht seitdem durchgehend, ich bin froh, dass ich eine halbe Stunde schlafen konnte.

Plötzlich bewegt Nate sich und gibt einen protestierenden Laut von sich, hält seine Augen jedoch glücklicherweise geschlossen. Ohne weitere Probleme verschwinde ich aus seinem Zimmer und streiche meine Haare so gut wie möglich glatt, während ich den Flur entlang gehe und auf den Fliesen im Erdgeschoss jemanden herumlaufen höre. Letizia, zu der ich möchte.

Sie hat mir angeboten, mit ihr zu sprechen, ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Die Treppe bringe ich hinter mich und finde Nates Mutter einen Moment später in der Küche wieder. Sie rührt in einer Kaffeetasse herum und summt ein Lied vor sich hin.

»Letizia?«, frage ich leise und gehe auf sie zu. Direkt dreht sie sich um und strahlt mich an, ehe sie meinem Blick begegnet und schnell ihre Arme ausbreitet.

»Pichoncita, was ist denn los?« Ich kann mir nur auf die Unterlippe beißen und werfe mich in ihre Arme. Ich bin so froh, dass sie mich nicht für meine Schwangerschaft verurteilt.

»Können wir reden? Ich muss mit jemandem über das Baby reden. Nate und ich, wir waren gestern feiern. Was ist, wenn er meinen Bauch gespürt hat?« Ich versuche ruhig zu bleiben und atme mehrmals hinterher durch. Hätte er mich gestern nicht schon darauf ansprechen sollen?

»Natürlich können wir. Ich mache dir einen Tee. Setz dich schon einmal auf die Couch, Pichoncita.« Ich nicke und verschwinde aus der großen Küche ins Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch setze und die Beine anziehe.

Vorsichtig streiche ich über meinen Bauch und versuche, die Ruhe zu bewahren. Es ist ein Baby, ich bin schwanger und das ist toll. Ich liebe Kinder. Dass Letizia mit zwei Tassen zu mir kommt, merke ich erst, als sie diese auf den gläsernen Couchtisch stellt.

»Bin ich dick?«, platzt es aus mir heraus, während ich das Oberteil so hochziehe, dass man meinen Babybauch nicht übersehen kann. Die kurze Schlafanzughose sitzt mir nur niedrig auf den Hüften, da das Gummi im Bund ausgeleiert ist.

»Wow, dein Bauch ist wunderschön. Darf ich?« Ich nicke vorsichtig und halte für einen Moment die Luft an. Niemand bis auf meine Mitbewohner haben meinen Bauch je so zart gestreichelt, wie Letizia es gerade macht. Nur hauchzart legt sie ihre manikürte Hand auf meinen Bauch und streicht so über ihn, als sei er eine zerbrechliche Vase.

»Du bist nicht dick, Ashley. Ich bin ehrlich, ich hätte mit weniger Bauch gerechnet, du hast ihn gut versteckt. An dir ist schon so nicht viel dran, du sagtest, du seist in der fünfzehnten Woche, mit Nate war ich damals ordentlich dicker.« Sie lächelt vorsichtig und zieht mich seitlich in ihre Arme.

»Seit heute bin ich in der sechzehnten Woche. Ich habe das Gefühl, er ist riesig.« Ich zucke mit den Schultern und kuschle mich an ihre Seite.

Ich brauche Rat von einer vierfachen Mutter. Sie kann mir helfen, mit meinen wirren Gedanken klarzukommen.

»Sag es Nathaniel. So, wie er dich die letzten Tagen angesehen hat, wird er dich nicht dafür verurteilen. Er geht schon so liebevoll mit seinen Schwestern um, ein Kind mehr wird er schon schaffen«, lächelt sie und haucht einen Kuss auf meinen Kopf.

»Was sollst du mir sagen, Hope? Scheiße, wieso ist das hier so hell?« Nate kommt trampelnd die Treppe runtergelaufen und reibt sich sie Augen.

»Das ist mein Stichwort, Pichoncita. Nene, sei lieb zu deiner Freundin.« Panisch schüttle ich den Kopf und will Letizia an der Hand zurückhalten, jedoch schüttelt diese nur mit dem Kopf und haucht einen Kuss auf meinen Scheitel.

Dann verlässt sie einfach das Wohnzimmer mit ihrer Kaffeetasse und lässt ihren Sohn und mich allein.

Ausgerechnet dieser nähert sich der Couch und setzt sich neben mich.

»Uhm, wie hast du geschlafen?«, fragt er und schaut auf meine Tasse.

»Ich habe eine halbe Stunde geschlafen, nicht wirklich gut. Ich hatte viele Gedanken im Kopf«, murmle ich und räuspere mich. Nate entgeht vehement meinem Blick, was mich noch nervöser macht, als dass ich es eh schon bin.

»Bereust du letzte Nacht?«, platzt es beinahe zeitgleich aus uns heraus, worauf Nate mich endlich anschaut. Sein Gesicht zieren dunkle Augenringe, trotzdem sehe ich nur seine geröteten Wangen und seine verstrubbelten Haare. Am liebsten würde ich mich an seine Seite kuscheln und meinen Schlaf nachholen. Mit ihm zusammen.

»Nein«, gebe ich als erstes von mir und knibble an der Nagelhaut meines linken Daumens. Ich hasse diese Angewohnheit, aber sie bringt mich irgendwie runter.

»Ich auch nicht. Mir hat deine Reaktion danach ein wenig Angst gemacht. Du hast geweint, als du gemerkt hast, dass ich hart bin. Sorry, aber da kann ich nun wirklich nichts für. Ich bin ein Mann, ich habe Gefühle. Mich lässt es nicht kalt, wenn eine Frau mit...«

»Ich bin schwanger, Nate.«, unterbreche ich ihn und schaue auf das Tattoo über seinem Bauchnabel. Eine Waage, mein Sternzeichen. Ob es Zufall ist oder nicht, weiß ich nicht. Aber es war eines der ersten Tattoos, die er sich stechen lassen hat, nachdem wir uns kennengelernt haben.

Er verstummt augenblicklich, während ich merke, wie sich seine Bauchmuskeln anspannen. Ist er... wütend?

🩷

Schwanger. Nate weiß, dass Hope schwanger ist. Was denkt ihr, wie er reagieren wird?

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