Blut für Blut.

»Giulio du bleibst hier, ich muss etwas mit dir besprechen.«

Giulio nahm sofort seine ekelhaften Hände von meinen, dabei sah ich die blutigen Male meiner Nägel in seiner Hand, Genugtuung erfasste mich.

»Rache ist süß, Ella, denn ...«, flüsterte er, doch beendete er den Satz nicht. Ein Schauer erfasste mich und ich verließ so schnell ich konnte den Raum.

Ich hatte meinen letzten Rest Macht verloren, an Giulio, wurde mir auf einen Schlag klar. Von jetzt an war ich das Schwarze Schaf der Familie.

Matteo übernahm die Führung, da ich nicht in der Lage war, mich zu beruhigen.
Stattdessen zitterte mein ganzer Körper, an meiner Wange und meiner Hand klebte noch Blut. Es war ein riesiger Fehler gewesen und dennoch bereute ich nichts, nicht einmal den Kuss mit Damiano.

Matteo öffnete eine der Türen und deute mir hineinzugehen.

»Machen Sie sich sauber, Signora«, wies er mich an, seine Stimme distanziert und doch mitleidig, bevor er die Tür hinter mir zu fallen ließ.

Erleichtert atmete ich auf. Hier gab es keine Familie, Angehörige wie Giulio oder mein Vater.

Langsam drehte ich mich zum Spiegel um, im Spiegel sah ich ein Mädchen, dessen ganze Wange ein riesiger Bluterguss war, der mit Blut von ihrer Lippe bespritzt war. Ihre Augen waren rot angeschwollen und ihre Finger mit Blut verschmiert, ihre Beine mit einzelnen feinen Narben gekennzeichnet.

Noch mehr Tränen flossen über meine Wange, als ich verzweifelt begann, Giulios Blut von meinen Fingern zu waschen. Das Wasser verfärbte sich hellrot von dem Blut.

Schluchzend entschied ich mich dazu, meine High Heels auszuziehen, den Mantel und das hautenge Kleid, um unter die Dusche zu gehen. Ich wollte einfach alles abwaschen, die Verletzung meines Vaters und die Belästigung von Giulio.

Die eiskalten Wasserstrahlen trafen auf meine Haut, betäubten mich, bis ich nichts mehr spürte als die Kälte des Wassers.

»Ella, wer hat dir das angetan?«, fragte Bella besorgt und strich vorsichtig über meine schmerzende Wange

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»Ella, wer hat dir das angetan?«, fragte Bella besorgt und strich vorsichtig über meine schmerzende Wange.

Einen Moment lang zögerte ich mit meiner Antwort.

»Der Anschlag auf mein Auto, dabei bin ich gegen den Sitz geworfen worden«, log ich und versuchte dabei, unbeholfen zu lächeln.
Ich hasste es zu Lügen, aber so war es besser, denn ich wusste nicht, was Bella getan hätte, wenn sie erfahren hätte, dass unser Vater mich so brutal geschlagen hatte. Also log ich lieber, zu ihrem eigenen Schutz.

»Als die Paura dich angegriffen hat?«

Bella war schon immer die neugierigste Person gewesen, die ich kannte, selbst wenn die Wahrheit unangenehm war, wollte sie diese um jeden Preis erfahren. Anders als ich, hatte ich so vieles gesehen und am eigenen Leib erfahren, dass ich nichts wissen wollte, denn hier konnte Wissen tödlich sein. Meine Mutter sagte Bella immer, sie würde mit dem ganzen Wissen irgendwann in einem Sarg liegen. Das war meine Mutter, eiskalt, ehrlich.

Ihre Familie und mein Vater hatten sie dazu gemacht.

»Ja, sie hatten Scharfschützen, wahrscheinlich seitlich in einem Haus«, erklärte ich ihr und befriedigte damit ihre Neugierde etwas. Doch Bella schien nicht wirklich zufrieden, denn sie sah mich erwartungsvoll an.

»Ella, hast du dir neuerdings einen Mantel geholt?«

Oh nein, verdammt nochmal. So etwas konnte auch nur ihr auffallen.

»Ja, ich dachte, ich verändere meinen Style, nach der Entführung wollte ich anders sein, verstehst du? Ich habe es nicht ausgehalten«, tischte ich ihr die Lüge so gut es ging auf.
Es klang selbst in meinen Ohren plausibel, doch Bella verdrehte genervt die Augen, packte den Mantel, der auf ihrem Bett lag und hielt mir das Etikett vor die Nase.

»Prada, Größe 44R, Herrengröße.«

Einen Moment lang starrte ich sie sprachlos an, das hatte ich ganz und gar nicht erwartet.

»Ich habe im Internet auch gesucht, der Mantel ist ein Herrenmantel, Ella.«

Oh scheiße, dagegen konnte ich schlecht etwas sagen, aber warum musste die Größe auch auf dem Mantel stehen?

»Er ist von einem alten Mann, der mir nach dem Unfall geholfen hat, aber ich will nicht, dass Vater ihn einschüchtern lässt oder so, verstehst du?«, versuchte ich ihr irgendwie zu erklären, es war ja auch die Wahrheit bis auf den alten Mann.

Ich konnte das Risiko nicht eingehen, nicht weil ich Bella nicht vertraute, sondern weil ich sie beschützen musste vor unserer Familie, vor mir selber. Ich wusste, mein Vater würde Bella seinen Zorn spüren lassen, wenn sie etwas wusste, das würde ich mir niemals verzeihen.

Bella musterte mich einen Augenblick lang, bevor sie den Mantel zurück aufs Bett fallen ließ. Doch die nachdenkliche Falte zwischen ihren Augenbrauen blieb.

»Ella, ich würde nie etwas sagen. Aber sicher, dass es ein alter Mann war, ich meine Größe 44R.«

»Ja, ganz sicher. Tut mir echt leid, nur im Moment ist alles so ...«

Bellas Blick wurde weicher, bevor sie mich umarmte.
Eine Träne lief dabei aus meinem Augenwinkel, weil ich so gerührt war. Weil ich vergessen hatte, wie es sich anfühlte, Menschen zu haben, die einen liebten und für einen da waren. Doch das schlechte Gewissen breitete sich in mir aus, weil ich ihr nicht alles sagen konnte, aber ich wusste, es war das Beste.

»Keine Sorge, ich werde nichts sagen, Ella«, versprach Bella mir, bevor sie sich von mir löste.

Ich lächelte sie dankbar an.

»Danke, ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde«, flüsterte ich und musste den Kloß in meinem Hals herunterschlucken.

»Mach dir keine Sorgen, Ella, er wird nichts davon erfahren«, versuchte sie mich zu beruhigen und nahm meine Hand.

»Ich hoffe es so sehr, Bell«, gab ich zu.

Die Hoffnung war das Einzige, was mir geblieben war, das wusste ich genau. Aber ich wusste, dass mein Vater jeden Stein umdrehen werden würde, bis er die ganze Wahrheit fand, ich konnte einfach nur hoffen, dass er es niemals herausfand.

»Mach dir keine Sorgen, er wird nichts finden, weil du nichts Falsches getan hast«, bekräftigte Bella meine Hoffnung, obwohl wir beide wussten, mein Vater würde mich für den Rest meines Lebens einsperren, wenn er auch nur einen Verdacht hatte.

»Komm wir, legen Eis auf deine Wange, vielleicht hilft es gegen die Schmerzen«, schlug Bella vor, bevor sie mich aus der Tür zog.
Ich folgte ihr seufzend, auch wenn ich wusste, dass es schon zu spät war, meine Wange zu retten. 

~1627

Giulio lässt mich so wütend werden,und dann Ellas Vater

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Giulio lässt mich so wütend werden,
und dann Ellas Vater.
Nur der Mantel...

„This night is cold in the Kingdom"

~Let Me Down Slowly von Alec Benjamin

🤍

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt