XXI - Hexen von Dathomir

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„Du hast nach deinem Bruder gesucht - oder?“

Onaii blinzelte bloß, aber Ezra brauchte keine Bestätigung. Er hätte dasselbe getan - er öffnete den Mund, doch bevor er dem Jedi ebendies sagen konnte, wendete sich Onaii ruckartig ab.

„Wir sollten landen“, sagte er stumpf und lenkte das Schiff hinunter zur Planetenoberfläche.


***


Dathomir begrüßte sie mit einem unheimlich grün-nebeligen Leuchten in der Macht - Ezra spürte sofort den Unterschied zum letzten Mal, als er diesen Planeten betreten hatte. Der Planet lebte.
Dort, wo er einen toten Sumpf, voller verdorrter, erstarrter Pflanzen in Erinnerung hatte, war nun alles voller Leben - man hörte und sah nichts davon, doch er konnte die Wärme und das Herzklopfen vieler kleiner und größerer Tiere spüren, als wuselten sie direkt neben ihm durch das knöcheltiefe Wasser - wie kleine flackernde Sterne im Nebel, die er nur durch die Macht sehen konnte.

Onaii hatte das Schiff mitten in dem Sumpfwald zu Boden gebracht - im respektvollen Abstand zu der Siedlung der Nachtschwestern. Ezra konnte durch den Dunst, der in der wasserschweren Luft lag, nicht weiter sehen, als zu den nächsten roten Steinbögen, die zwischen den Pflanzen emporragten. Nur wenige Schritte weiter endete der flache See an einer Erhöhung aus rotem Sand, am Ufer wucherten Büschel grau-schwarzer Pflanzen mit breiten Blättern und giftig grünen Knospen, die einen süßlichen Geruch verströmten. Ezra rümpfte die Nase, stieg vorsichtig darüber hinweg aus dem flachen Wasser heraus. Blassgelbe Algenschlieren blieben an seinen Stiefeln hängen.

Ein Laut drang durch das Dickicht, eine Mischung aus Gurren, Kichern und Klappern - das Zischen der sich schließenden Schiffsluke ertönte, und das Geräusch verstummte.

„Einladend“, kommentierte Ezra und zuckte mit den Schultern, wischte sich mit den Ärmeln die Algenreste von seinen Schuhspitzen.
Benimm‘ dich, Kid, fügte Ezra gedanklich hinzu, doch im Gegensatz wie Kanan es tun würde, ließ Onaii seine Aussage unkommentiert.

„Der Sumpf endet einige Klicks weiter - und der Weg ist zumeist trocken“, erwiderte der Jedi sachlich und deutete nach rechts - weit über der Nebelwand ragte schemenhaft eine Felsformation in den dunkelroten Himmel. Ezra wusste noch, dass sich darin diese Höhle befinden musste, die der Clan der Nachtschwestern ihr Zuhause nannte - Mehrere Stockwerke hoch, getragen von antiken, gemeißelten Säulen und Figuren, in jeder Ecke Feuerschalen mit grünen Flammen und sehr viel Sand und Schatten. Vielleicht würde es jetzt belebter aussehen, wenn nicht mehr nur Maul darin hauste.

Dathomir war stark in der dunklen Seite - das hatte ihm Kanan erzählt und er selbst hatte es bemerkt, damals - wenn auch nicht so - klar und tief, wie es auf Malachor gewesen war, eher - ja sumpfig, war vielleicht die beste Beschreibung dafür. Sumpfig, verworren und irgendwie vermodert. Das hatte sich nicht geändert, nur die Lebensformen schienen das Meer der Macht ein wenig zu erhellen - immer noch nicht so klar, wie auf Lothal, und verwaschen, als wären ihre Auren kleine leuchtende Nebelflecken. Aber es half, sich nicht allzu unwohl zu fühlen, während er sich hinter Onaii durch das dichte Gewächs schlug, immer darauf bedacht, möglichst wenig Lebewesen zu stören - einmal flog verschreckt ein libellenartiges Insekt direkt an seinem Gesicht vorbei, so dicht, dass die dicken, irgendwie stacheligen Flügel fast seine Nase streiften, ein anderes Mal wirbelte der Staub vom Boden auf, als Onaii fast auf den Schwanz einer Echse trat, deren stechend gelben Augen sich in verschiedene Richtungen verdrehten, bevor es unter dem nächsten Felsen verschwand.

Ezra glaubte schon, Onaii hätte sich mit den „paar Klicks“ verschätzt, und der Sumpfnebel würde niemals ein Ende nehmen, als die Macht plötzlich aus ihrer Trägheit erwachte und Wellen schlug, die kalt gegen seine Schilde brandeten.
„Wir sind da“, murmelte Onaii in diesem Moment, schlug die Kapuze von seinem Kopf und zwängte sich durch die letzte Buschreihe. Dahinter tat sich eine Ebene auf, von breiten Felsen und dornigen Büschen gesäumt, am anderen Ende öffnete sich der dunkle Höhleneingang wie das Maul eines Raubtieres. Die dunkle, aber immer noch bunte Umgebung wich einer völlig braun-roten Landschaft, nur durchsetzt von dem Schwarz der Schatten.
Ezra fragte sich nicht zum ersten Mal, ob es gerade Tag oder Nacht war - oder vielleicht unterschieden sich die Tageszeiten nicht voneinander und hier war es immer dunkel.

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