Jetzt hat das Mädchen mich aber endgültig sprachlos gemacht. Das muss Lini auch gemerkt haben, denn sie wirft schnell ein: „Okay das war jetzt meine aktuelle Situation im Bezug auf Jungs, wie war’s heute bei TC und dir?“ Darauf war ich jetzt nicht gefasst. „Also…, er, er hat mir gestanden, dass er mich noch liebt“, sage ich langsam. „Aber das ist doch wunderbar, dann ist er ja anscheinend nicht mehr sauer auf dich! Warum freust du dich denn nicht darüber?“ „Ich freue mich ja schon irgendwie, das Problem ist, ich bin mir nicht sicher, ob ich TC auch liebe. Und selbst falls doch, wie sollte eine Beziehung funktionieren, wenn wir uns so gut wie nie sehen? Außerdem will ich ihn nicht schon wieder enttäuschen, er war und ist immer so ehrlich und gut zu mir, das kann ich ihm nicht nochmal antun.“ Das alles sprudelt innerhalb von wenigen Sekunden aus mir heraus.

Lini schüttelt lächelnd den Kopf. „Immer langsam. Wir sind ja noch mindestens zehn Tage hier, in dieser Zeit erkennst du das sicher. Angenommen es stellt sich dann heraus, dass du wirklich mehr für ihn empfindest, bin ich mir sicher, dass ihr eine Möglichkeit findet, wie ihr euch trotz allem so oft wie möglich seht. Wenn du TC aufrichtig und von ganzem Herzen liebst, dann würde eure Beziehung auf keinen Fall an etwas wie Entfernung oder so scheitern. Mehr kann ich dir nicht sagen, du musst letztendlich selbst entscheiden, was das Beste ist.“

Ich muss lächeln. Wie Lini mich mit nur wenigen Sätzen immer wieder aufmuntern kann. Dabei beschönigt sie nicht einmal irgendetwas, sie sagt die Sachen genauso wie sie nun einmal sind, aber sie macht das eben auf diese unbeschreiblich ehrliche und einfühlsame Weise. Ich drücke Lini dankbar und sie erwidert meine Umarmung. „Danke, du bist echt immer für mich da“, murmle ich in ihre Schulter. „So wie du für mich“, entgegnet Lini. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie als meine beste Freundin tun würde.

Was die TC-Sache angeht bin ich nun zuversichtlicher, ich werde ihn so oft wie möglich besuchen, solange er im Krankenhaus ist und auch nächste Woche, wenn er wieder zuhause ist, werde ich vermutlich dann und wann bei ihm und OG vorbeischauen. Ich bin außerdem gespannt, was die Jungs für eine Übergangslösung im Bezug auf Y-Titty finden, ob sie es für diese Zeit ganz ausfallen lassen oder ob eine von uns vielleicht manchmal einspringen muss.

„Und jetzt nochmal zu OG, was findest du an ihm?“, wechsle ich schlagartig das Thema. Vermutlich fühlt sich Lini gerade etwas überrumpelt, doch ich brauche unbedingt Klarheit, was das anbelangt. „Also, OG ist einfach so unbeschwert, immer gut gelaunt und damit steckt er einen irgendwie an, kurz gesagt: Er war mir sofort total sympathisch“, schwärmt sie. Ich nicke verständnisvoll: „Gut, und was ist das Besondere an meinem Bruder?“ „Er ist wiederum ganz anders als OG, aber bei ihm ist es eher diese nachdenkliche, einfühlsame Art, die mich fasziniert und noch etwas anderes, das ich jedoch nicht beschreiben kann.“ „Probier’s trotzdem mal.“ Lini überlegt kurz: „Naja, es ist als ob wir uns verstehen, ohne viele Worte, ja es ist wirklich schwer zu sagen.“

„Hast du den Eindruck, dass die beiden für dich etwas Ähnliches empfinden?“, erkundige ich mich weiter. „Keine Ahnung, vielleicht, kann sein, ich bin mir echt nicht sicher. Könntest du mir vielleicht helfen, es herauszufinden?“ „Ich bin da auch keine Expertin, doch ich werde so gut es geht beobachten, wie die zwei sich in deiner Nähe verhalten.“ Lini lächelt: „Du bist echt die Beste.“ „Ich weiß“, scherze ich. „Eigenlob stinkt“, erwidert sie, dabei bekomme ich von ihr zusätzlich noch ein Kissen ins Gesicht geschleudert.

„Hey!“, rufe ich gespielt empört und starte eine Gegenattacke, was letztendlich in eine gnadenlose Kissenschlacht ausartet. Wir lachen ausgelassen, vergessen alles um uns herum und machen weiter, bis ich mich völlig außer Atem auf meine Matratze plumpsen lasse. „Sieg!“, stellt Lini triumphierend fest. „Dieses eine Mal, aber das wird ein Nachspiel haben“ necke ich sie. „Wenn du meinst“, gibt Lini grinsend zurück.

Nachdem wir uns dann bettfertig gemacht haben, schläft Lini sofort ein, ich liege jedoch noch länger wach und grübele: Die Tatsache, dass Lini sowohl OG als auch Phil sehr gerne mag und die Folgen, die das vermutlich mit sich bringen wird, bereitet mir leichtes Unbehagen: Sie wird sich, insofern das weiter anhält, für einen von beiden entscheiden müssen und ich will gar nicht daran denken, was passieren könnte, angenommen diese Gefühle beruhten beiderseits auf Gegenseitigkeit. Ich würde ihr das Glück natürlich mit jedem der beiden gönnen, aber wie gesagt.

Wir alle haben uns diese zwei Wochen, in denen Lini und ich die drei besuchen, sicher ganz anders vorgestellt, doch wir müssen das Bestmögliche aus dieser Situation machen. Und mit diesem Gedanken, werde schließlich auch ich von meiner Müdigkeit übermannt.

Obwohl ihr, nach den Antworten von letzter Woche zu schließen, alle Phil so ziemlich am liebsten mögt (ich ja eigentlich auch :D), frage ich euch einfach trotzdem mal, mit wem Lini eurer Meinung nach zusammenkommen sollte bzw. ob sie sich überhaupt auf einen von beiden einlassen sollte

Ich glaube jetzt geh' ich auch erst mal schlafen :)) Gute Nacht und bis in einer Woche :**

Y-Titty Fanfiction (Fortsetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt