Lover - Sara Doorsoun & Merle Frohms

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Alls well that ends well to end up with you.

Saras Sicht
Abpfiff. Wir sind raus! Mir steigen die Tränen in die Augen. Ich stehe von der Ersatzbank auf und drehe mich wieder um. Ich sehe Feli, die niedergeschlagen auf ihrem Platz sitzt. Neben ihr sitzt Sara, die sie in den Arm nimmt. Auch bei ihr laufen Tränen. Ich spüre einen Arm, der mich von hinten umschließt. Ich schaue an mir hinunter und sehe einen bunten Lederhandschuh, der über meiner Brust seinen zweiten findet. Merle drückt mich fest an sich. Wie gerne ich mich umdrehen und mich in ihrer Halsbeuge verstecken würde. Wie gerne ich meine Lippen auf ihre drücken würde, in dem Wissen, dass ihre Küsse den Schmerz hundert mal erträglicher machen würden. Aber es geht nicht. Niemand weiß von uns. Weder die Mannschaft noch unsere Familien. Und das soll auch so bleiben.
Merle kann meine Gedanken lesen. ,,Später!", flüstert sie mir zu und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf den Kopf, der für die Presse unsichtbar war. Ich nicke leicht und drehe mich dann zu ihr. ,,Ich kann es nicht fassen." Ich schaue zu Merle hoch und sehe, dass auch sie weint. Ich wische ihr eine Träne von der Wange und hoffe, dass auch das von keiner Kamera erwischt worden ist. Wir wenden uns kurz darauf voreinander ab, um in den Mannschaftskreis zu gehen. Martina sagt zwar noch etwas, aber niemand schafft es, ihr wirklich zuzuhören. Jede von uns ist mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Mein Blick, der bis gerade auf den nassen Rasen von Brisbane gerichtet war, schweift durch die Gesichter meiner Mannschaftskolleginnen. In den Augen der meisten sehe ich einfach nur Leere. Anderen fließen noch Tränen übers Gesicht. Martina beendet ihre Rede ziemlich schnell, da sie merkt, wie wenig sie gerade bewirken kann und wir verschwinden in unserer Kabine.
Die Stille, die in der Kabine herrscht ist ungewohnt und nahezu unerträglich. Keine Musik, keine Gespräche. Alle sind schnell fertig und wir machen uns wortlos auf den Weg in den Mannschaftsbus. Auch hier läuft keine Musik. Hier und dort hört man leise Gespräche und hin und wieder noch ein Schluchzen.
Ich lege meinen Kopf auf Merles Schulter. Merle sitzt neben mir, hat ihre Kopfhörer in den Ohren und ihr Kopf ist ans Fenster des Busses gelehnt.
Ich versuche die Augen zu schließen und auf andere Gedanken zu kommen, aber es ist unmöglich. Diese Enttäuschung. Dieses Gefühl, sich dafür entschuldigen zu müssen. Bei allen, die uns hinterhergereist sind. Bei allen, die uns immer unterstützt haben. Bei allen, die wir so enttäuscht haben. Also in erster Linie bei uns selbst.
Merle scheint meine Gedanken erneut gelesen zu haben, denn mein Handy zeigt eine neue Nachricht von ihr an. Ich habe vor lauter Gedanken in meinem Kopf gar nicht bemerkt, dass sie etwas geschrieben hat. Ich öffne die Nachricht und muss etwas lächeln, als ich sie lese.

,,Ich weiß, dass du dir jetzt totale Gedanken machst und das kann ich verstehen ich mache mir die gleichen Gedanken. Aber es ist nicht deine Schuld! Wenn wir wieder zurück sind, sprechen wir, okay? Ich liebe dich <3"

,,Ich liebe dich auch, Merle<3"

Ich antworte ihr schnell und schließe mein Handy dann. Ich spüre nur, dass Merle mir einen ihrer Kopfhörer ins Ohr drückt und höre kurz darauf, die gleiche Musik, wie meine Freundin. Ich bekomme eine Gänsehaut, als ich höre, welches Lied aus den Kopfhörern kommt. Ich kann ,,Lover" von Taylor Swift identifizieren. Das ist das Lied. Unser Lied. Als die Melodie immer deutlicher wird und Taylor anfängt zu singen, schaffe ich es, abzuschalten. Merle weiß einfach immer genau, was ich gerade brauche. Das ist eins der Dinge, die ich so sehr an ihr Liebe.
Der Bus fährt vor unserem Mannschaftshotel vor. Wir steigen wortlos aus und gehen auf unsere Zimmer. Niemand sagt mehr ein Wort. Zu groß ist die Enttäuschung, die uns alle die Fahrt über nicht loslassen konnte.
Merle lässt sich rückwärts auf mein Bett fallen, das wir uns in den letzten Nächten allerdings geteilt haben. Ich setze mich neben sie und lege mich anschließend auch auf den Rücken. Ich schließe die Augen. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und als ich meine Augen wieder öffne, schaue ich meiner Freundin direkt in die Augen. In die wunderschönen grünen Augen, in die ich mich vor über sechs Monaten verliebt habe.
Wir halten noch kurz den Blickkontakt, bevor Merle sich über mich beugt und ihre Lippen auf meine drückt. Der Kuss wird immer intensiver. Als wir uns voneinander lösen, lächle ich Merle an, die mich direkt nochmal küsst. Ich lege meine Hand in ihren Nacken und ziehe sie näher zu mir. Ich flüstere ihr ein flüchtiges ,,Ich liebe dich" gegen die Wange, bevor ich mehrere Küsse an ihrem Hals verteile.
Am nächsten Morgen wache ich in Merles Armen auf. Ich schaue zu ihr hoch und sie ist bereits wach. ,,Guten Morgen mein Schatz!" Merle lächelt mir entgegen und ich könnte mir dieses Lächeln Stunden anschauen. ,,Guten Morgen!", bringe verschlafen heraus. Ich lege meinen Kopf nochmal auf Merles Brust, doch wenige Minuten später müssen wir aufstehen, um pünktlich zum Frühstück zu kommen.
Wir setzen uns nebeneinander an einen der Tische. Lina, Laura, Feli und Sveni setzen sich zu uns und noch immer ist niemand zum Reden zumute.
Bis Laura Lina ihr Handy hinhält, um ihr etwas zu zeigen, sagt niemand ein Wort. Lina wendet den Blick von Lauras Handy und schaut zwischen Merle und mir hin und her. ,,Stimmt das?", fragt sie schließlich. ,,Was?" Ich weiß nicht, wovon sie redet. Laura dreht nun auch uns ihr Handy zu uns und wir lesen, die Überschrift eines Artikels, den Laura geöffnet hat.

,,Bestätigen die Nationalspielerinnen hier ihre Beziehung?"

Darunter zwei Bilder. Eins, auf dem Merle mir einen Kuss auf den Kopf gibt und eins, auf dem ich Merle eine Träne von der Wange wische. Beide Fotos müssen nach dem Spiel entstanden sein.
Mir schießen sofort die Gedanken durch den Kopf. Ich gehe unsere ganze Umgebung vor meinem inneren Auge ab, aber kann nirgendwo einen Reporter oder eine Reporterin erkennen.
Ich schaue sofort Merle, die mich aber bereits anschaut. Ich mache einen fragenden Gesichtsausdruck und Merle nickt mir zu.
,,Ja...", sage ich langsam und schaue wieder zu Lina. ,,Wow Glückwunsch!" Laura steht auf und umarmt uns. ,,Was geht denn da hinten ab?", höre ich aus der Richtung der anderen Tische. Ich drehe mich um und sehe Jule, die neben ihrem Stuhl steht und versucht, etwas zu erkennen. ,,Haben wir nen Geburtstag vergessen?" Nun steht auch Obi neben ihr. Obi vergisst regelmäßig Geburtstage, daher ist das immer ihre größte Sorge. ,,Nein, wir haben ein neues Pärchen.", sagt Feli glücklich, schon fast singend vor Freude. ,,Naja, so neu nun auch nicht..." Merle schaut mich lachend an. ,,Wie lange seit ihr denn schon unbemerkt zusammen?", fragst Lina und schaut erneut zwischen Merle und mir hin und her. ,,Fast sechs Monate jetzt." Bei dem Gedanken daran, dass wir bald ein halbes Jahr zusammen sind, muss ich grinsen. ,,Sechs Monate?!" Laura steht mit offenem Mund vor mir. Durch den Anblick muss ich etwas lachen. ,,Warum habt ihr nie was erzählt?" ,,Keine Ahnung es kam halt nie dazu..." ,,Wartet worum gehts?", höre ich von einem weiteren Tisch, der etwas weiter weg steht. Merle drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, um alle weiteren Fragen zu klären.
Wir hören zwar noch ein paar Reaktionen, wie ein ,,Ich wusste es!" von Obi oder ein ,,Ich hab's geahnt!" von Poppi, allerdings können dann alle beruhigt weiter essen. Und ich glaube, dass wir durch diese Aktion auch die immer noch bedrückte Stimmung etwas auflockern konnten.
Merle legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel und ich bekomme eine leichte Gänsehaut, wie immer, wenn Merle mich berührt. ,,Jetzt können wir das ja auch endlich in der Öffentlichkeit machen." Meine Freundin gibt mir einen Kuss auf die Wange, bevor wir uns wieder unserem Frühstück zuwenden.
Und die Frage, wie wir das ganze unseren Eltern beibringen wollen, verschieben wir erstmal nach hinten.

WoSo Oneshots ~ Deutsch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt