Kapitel 7 - Ohne Fragen zu stellen

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„Wer gibt dir das Recht, mein Kind anzufassen?", fuhr Louis den Grünäugigen plötzlich an, stieß sich von der Wand ab und baute sich vor ihm auf. Er war ein Stück kleiner, weshalb er nach oben sehen musste. „Ich habe deinen Sohn nach dem Spiel hier auf dem Flur getroffen und ihm zum Sieg gratuliert. Er hat mich plötzlich umarmt. Er ist ein kleiner Junge, der sich gerade über seinen Sieg gefreut hat. Natürlich erwidere ich die Umarmung", sagte er. „Er umarmt niemals irgendjemanden. Er ist bei fremden Menschen immer skeptisch. Du erzählst scheiße", redete sich Louis weiter in Rage.

„Es war wirklich so. Er schien fasziniert von meinen Augen zu sein, als würde er in ein vertrautes Gesicht schauen. Er hat mich angestarrt und ist mir dann um den Hals gefallen", sagte er und ließ auf Louis' gesamten Körper eine heftige Gänsehaut entstehen. Er verlor sich erneut in den Augen seines Gegenübers. Timothee konnte es ebenfalls sehen. Diese Augen erinnerten an die von Philipp.

„Ich würde niemals ein Kind anfassen. Bitte verzeih, wenn das Bild ein anderes ergab", sagte er und riss Louis erneut aus seinen Gedanken. „Ich spiele selbst bei Manchester. Ich war einfach nur an dem Spiel unserer Junioren interessiert", sprach er weiter. Louis' Blick wurde sofort skeptischer, denn er kannte die Spieler von Manchester, doch der Grünäugigen kam ihm nicht bekannt vor. „Du spielst nicht bei Manchester", sagte Louis. „Stimmt, offiziell spiel ich erst in drei Tagen bei Manchester", rechtfertigte er sich.

Louis nickte leicht, musterte sein Gegenüber noch immer mit ernster Miene. „Harry", sagte er und reichte Louis seine Hand, nachdem dieser nichts mehr erwiderte. „Styles?", fragte Louis nach. Nun sah der Grünäugige skeptisch zu Louis und nickte. „Ich kenne deinen Bruder, er hat von dir erzählt", sagte Louis, der sich nun sicher war, dass Henry's Bruder offensichtlich wirklich ein Freak war. „Dann bist du der traurige Dad, von dem er immer spricht?", fragte Harry. „Toller Spitzname", merkte Louis mit rollenden Augen an und war im Begriff, das Vereinshaus zu verlassen.

„Wie ist dein Name?", rief Harry ihm hinterher, doch er tat so, als hätte er ihn nicht gehört. Er war noch immer etwas verwirrt, denn sein Sohn war wie er, sie mochten neue Menschen nicht. Timothee würde niemals, so dachte Louis bislang, einen fremden Menschen umarmen. Doch er tat es, nachdem er die grünen Augen von Harry sah.

Auf der Rückfahrt ließ das Thema Louis nicht los. „Der Mann hat gesagt, du hättest ihn umarmt. Warum hast du das getan?", fragte Louis. „Es tut mir leid, Papa. Ich weiß, dass ich mich von Fremden fernhalten soll. Bitte sei nicht böse auf mich", sagte Louis' Sohn mit Tränen in den Augen. Louis fuhr rechts ran und drehte sich zu seinem Sohn. „Engel, ich bin nicht böse auf dich. Wirklich nicht. Ich würde nur gerne verstehen, warum du ihn umarmt hast", sagte Louis leise, wischte seinem Sohn die Tränen aus dem Gesicht.

„Er hatte so schöne Augen. Papa hatte auch immer so schöne Augen", sagte er leise und ließ mit dieser Aussage nicht nur seine eigenen Tränen, sondern auch die von Louis unaufhörlich laufen. Sie lagen sich minutenlang weinend in den Armen, bevor Louis sich langsam löste. „Du vermisst ihn auch sehr, oder?", fragte Louis. Er nickte mit heruntergezogenen Mundwinkeln. „Ich auch, Timmy", sagte Louis und streichelte seinem Sohn über das Gesicht.

Sie setzten die Fahrt fort, nachdem sich beide ein wenig beruhigt hatten. In der Einfahrt sah er Lottie's Fahrzeug und war kurz davor, wieder umzudrehen. Der Tag war emotional sehr anstrengend und seine Schwester hatte oft das Talent, etwas zu laut und mindestens genauso anstrengend zu sein. Er liebte sie über alles, doch in gewissen Situationen war ihm seine Ruhe am liebsten.

„Lou!", rief Lottie, als er gerade die Tür aufschloss. Er sah nach unten in die Augen seines Sohnes. „Wir schaffen das", sagte sein Sohn und griff nach der Hand seines Vaters. Ein kleines Grinsen zierte Louis' Gesicht. „Hi Lott's", sagte Louis und begrüßte seine Schwester mit einer Umarmung. „Tess ist schon im Bett", sagte sie. „Machst du dich auch bettfertig?", fragte er seinen Sohn, der nickte und in das Badezimmer rannte.

„Wie war das Spiel?", fragte Lottie. „Sie haben gewonnen. Es war gut. Da war ein Mann", begann Louis, doch er konnte nicht weiterreden, da Lottie zu quietschen begann. „Erzähl mir alles über ihn", forderte sie ihren Bruder auf. „Ich dachte erst, er sei pädophil", sagte Louis und stocherte mit dem Stäbchen in den Früchten seines Wassers rum. Lottie gab sich Mühe, Louis' Getränke abwechslungsreich zu gestalten, doch für ihn war es immer nur Wasser. Diesmal Wasser mit Früchten.

„Und ich hatte Hoffnung auf einen neuen Schwager", sagte Lottie. „Er hat Philipp's Augen. Das hat selbst Timmy bemerkt, denn er hat ihn umarmt", sagte Louis. „Dein Sohn hat jemand Fremdes umarmt?", fragte Lottie skeptisch. „Ganz eigenartig, ja. Ich hab kaum ein Wort rausgebracht. Für einen Moment dachte ich sogar, ich würde umkippen", gestand Louis. „Hast du seine Nummer?", fragte Lottie. „Nein, aber aus irgendeinem Grund will ich sie haben", sagte Louis, der sein Telefon nahm und den Chat mit Henry öffnete.

‚Kannst du mir die Telefonnummer von deinem Bruder geben? Ohne Fragen zu stellen. Hab dich lieb'

Through the Dark | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt