CHAPTER 3.07

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»Kim Kibum?!«, rief Seungwoo überlaut aus, als wäre gerade eine Sensation passiert, die die Nachbarschaft erfahren sollte. Die Überraschung und Verwirrung mischten sich in seinem Gesichtsausdruck. »Warum?«, wollte er wissen, als könnte er es nicht fassen.

Yeonjun rollte sich auf den Bauch, um seinen besten Freund direkt ansehen zu können. Seine Wange drückte er gegen die Sitzfläche der Couch. »Na ja, warum wohl? Er sieht gut aus und ist charmant. Vermutlich wäre er für Beomgyu auch die bessere Wahl«, brummte Yeonjun und blickte unter den Couchtisch auf den Boden, als ob er versuchte, die Gedanken zu verscheuchen, die sich dort versteckten.

Nun war es Seungwoo, der ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gab und laut seufzte. »Und wer sagt das? Ist Kibum nicht mit seiner Partnerin zusammen?«, fragte er stirnrunzelnd und streckte seine langen Beine aus.

»Ist er nicht.«

Mit zusammengekniffenen Augen rieb sich Yeonjun den Hinterkopf und schnaubte.

Konnte das Missverständnis aber gut nachvollziehen, denn Kibum kam mit seiner Partnerin Eunbi sehr gut aus und harmonierte mit ihr auf dem Eis.

Doch im Grunde waren sie nur Kollegen.

»Hat Beomgyu nichts mehr zur Entschuldigung gesagt, oder?«, fragte Seungwoo weiter, lehnte sich tiefer in die Polsterung zurück und ließ dabei seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen.

Die Frage war aufgeworfen, als würde Seungwoo versuchen, in den unausgesprochenen Worten zwischen Yeonjuns Zeilen zu lesen.

Yeonjuns Gesicht war von schweren Gedanken durchzogen und er konnte darauf keine direkte Antwort geben. Beomgyus Schweigen nach der Entschuldigung hatte keine Worte zugelassen, und das war wohl auch besser so. Es war klar gewesen, dass Beomgyu nicht leicht darüber hinwegkommen konnte. Yeonjun erwartete keine Worte der Vergebung, denn er wusste, dass er sie nicht verdient hatte. »Nein, hat er nicht. Es war offensichtlich, dass er sich bei mir unwohl gefühlt hat, deswegen bin ich ihm aus dem Weg gegangen.«

Zischend schob sich Seungwoo wieder eine Ladung Chips zwischen die Lippen, seine Augen blieben auf dem Bildschirm gerichtet, als ob er die Antwort analysieren würde. »Na ja, du hast ihn wahrscheinlich einfach überrumpelt. Nach der ganzen Zeit hat es ihn bestimmt überfordert, wenn du ihn auf einmal attackiert hast wie ein Löwe.«

Sofort sprang Yeonjun auf, um sich zu verteidigen, aber die Worte verloren an Kraft und er sank wieder zurück auf die Couch. »Ich habe ihn nicht ...«, setzte er an, doch der Satz erstarb in der Luft. »Okay vielleicht ein wenig, aber ich habe nicht erwartet, ihn zu sehen.« Ein schweres Seufzen entwich ihm, als würde er mit jedem Atemzug ein Stück Last abwerfen. »Oder ihn so sehr zu vermissen.« Seine Worte fanden in einem Flüsterton ihr Ende, als die Last auf seinen Schultern die Oberhand zu gewinnen schien.

Ein leichtes Kichern war im Raum zu hören und plötzlich spürte Yeonjun ein Piksen im Bauch, denn Seungwoo fand es äußerst amüsant, dass sein bester Freund seinem Ex-Freund so nach schmachtete, dabei hatte er ihm schon damals bei der Trennung gesagt, dass das passieren würde. Und Seungwoo hatte recht gehabt. »Dann versuche es doch mal Stück für Stück, als gleich direkt die vollen hundert Prozent zu geben«, grinste Seungwoo, obwohl Yeonjun nicht wirklich aussah, als würde dieses Thema ihm Freude bereiten.

Eher das Gegenteil, denn er sah verzweifelt aus.

»Wenn du ihm nahekommen willst, dann solltest du es langsam angehen. Baby Steps!«, sprach Seungwoo weiter, während er auf der Couch zurücklehnte und seinen Rat mit einem breiten Grinsen begleitete. Seine lange, rote Mähne schien wild um seinen Kopf zu tanzen, und die unkonventionelle Kleidung ließ ihn aussehen, als wäre er einem Kunstwerk entsprungen – ein lebendiges Mosaik von Farben und Stilen, das im grellen Licht des Fernsehers schimmerte. Seine Worte flossen mit einer Mischung aus lockerer Überlegenheit und humorvollem Unterton, als wäre er der unbestrittene Experte für Liebesangelegenheiten.

          

Dabei war sein eigenes Glück in diesem Bereich eher wie eine rätselhafte Tätowierung, die er vielleicht nie ganz verstehen würde – so wie das Bild auf seinem Unterarm.

Genauso wie bei Yeonjun.

Doch Yeonjun schüttelte energisch den Kopf und wandte seinem Kumpel den Rücken zu, als ob er so die aufkommenden Gedanken vertreiben könnte. Seine dunkelbraunen Haare wirkten in der gedämpften Beleuchtung der Wohnung fast schwarz. »Vergiss es. Vier Jahre sind eine zu lange Zeit«, murmelte Yeonjun, während er sich auf dem Sofa zurücklehnte. Sein Blick war auf den Fernseher gerichtet, aber seine Gedanken schienen in den Erinnerungen vergangener Jahre zu sein.

Seungwoo ließ ein theatralisches Stöhnen hören und warf einen resignierten Blick an die Decke der kleinen Wohnung. »Du bist ja langweilig«, kommentierte er, während er den Raum mit einem Hauch von Ironie erfüllte. »Sonst tust du auch immer alles, um dein Ziel zu erreichen, aber ja, verschwende weiter deine Zeit um nach deinem Seelenverwandten zu suchen.«

Die Worte waren harsch, aber mit Seungwoo befreundet zu sein, sah öfter so aus. Immerhin sagte er stets, was er dachte, manchmal vielleicht etwas zu sehr.

»Du spinnst doch. Beomgyu ist doch keine Trophäe! Und es geht hier nicht um meinen Seelenverwandten! Ich habe lange danach gesucht und verstanden, dass ich ihn nicht finden werde!«, antwortete Yeonjun pampig und stand von der Couch auf. Er wusste, dass Seungwoo nur versuchte, ihn aufzumuntern, aber das ging in die völlig falsche Richtung. Denn stattdessen fühlte er sich mieser als zuvor. »Ich gehe ins Bett. Mach dir Tür hinter dir zu.«

Seungwoo sah zu, wie der Große in die Richtung seines Zimmers ging.

»Das weiß ich, Yeon. Ich wollte damit nur sagen, dass du es langsam angehen sollst, damit er dich neu kennenlernen kann«, meinte er und stützte sein Kinn gegen die Handfläche, dabei war er sich nicht einmal mehr sicher, ob er überhaupt noch was dazu sagen sollte, denn Yeonjun zog einfach seine Zimmertür zu und brachte die Stille zurück in den Raum. Also seufzte der Rothaarige, denn es war nicht seine Absicht gewesen Yeonjun zu verärgern. Und normalerweise reagierte dieser auch nicht so sensibel auf Seungwoos Sprüche, was nur darauf hindeutete, dass er ohnehin schon verletzt von Beomgyus Abfuhr war.

Aber auch wenn Seungwoo sich als Liebesexperte sah, war er dies keineswegs. Was auch der Grund war, wieso Mädchen ihn nicht länger daten wollten als zwei Wochen.

Als Yeonjun aus seinem Schlaf erwachte, fingen seine müden Augen an, sich langsam an das Licht zu gewöhnen

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Als Yeonjun aus seinem Schlaf erwachte, fingen seine müden Augen an, sich langsam an das Licht zu gewöhnen. Die weichen Konturen der Wohnung nahmen allmählich Form an, und der sanfte Klang einer Nachricht auf seinem Smartphone drang an seine Ohren. Er streckte sich gähnend, die Decke fühlte sich warm an, und sein verwuscheltes Haar verriet die Unruhe seiner nächtlichen Träume. Als sein Blick auf das Display fiel, entdeckte er als Erstes eine Nachricht von Vernon. Die Worte auf dem Bildschirm baten ihn darum, die Wettbewerbspläne ins Büro zu bringen. Ein leichter Seufzer entwich Yeonjun, der gehofft hatte, dass Kibum diese Aufgabe bereits erledigt hatte. Trotzdem stimmte er zu, während er sich langsam aus dem Bett erhob.

✔ 𝑌𝑜𝑢 𝐈𝐍𝐊𝐄𝐃 𝑀𝑦 𝑆𝑜𝑢𝑙Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt