"Wirst du zum ersten Mal Vater?", fragt Linus und setzt sich auf die kleine Bank, die mitten im Raum steht. "Nein. Ich habe schon zwei Kinder. Zwillinge!" "Oh, Wahnsinn. War sicherlich anstrengend in der ersten Zeit!" Obwohl ich gar keine Lust auf Gespräche habe, gebe ich mir einen Ruck, da ich nicht unhöflich rüberkommen will: "Mh... Ich neige fast dazu zu sagen, dass es jetzt gerade sehr viel anstrengender ist. Ein kleines Beispiel: Die beiden sind heute morgen einfach aus der Wohnung marschiert, als meine Frau noch im Bett lag. Prinzipiell war Ich daran schuld, dass die zwei raus konnten, da ich vergessen habe abzuschließen, aber den beiden fällt einfach immer wieder neuer Blödsinn ein." "Wie alt sind sie denn?" "Sie werden bald zwei."
"Oh! Dann sind das aber auch wirklich zwei aufgeweckte Kinder!", stellt er richtig fest und grinst mich etwas mitleidig an. "Das kannst du laut sagen. Ich hoffe, die nächsten Zwillinge werden etwas zahmer." "NOCHMAL ZWILLINGE?", platzt es überrascht aus Linus heraus. Seine laute Äußerung scheint ihm etwas unangenehm zu sein, denn er verzieht sofort sein Gesicht und entschuldigt sich: "Sorry. Ich... Weißt du eigentlich, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass man zweimal hintereinander Zwillinge bekommt? Das ist ja der Hammer." "Ja... Daran musst du dich gewöhnen. Die Hetkamps machen keine halben Sachen. Egal in welcher Hinsicht!" Ich grinse Linus schulterzuckend an und wundere mich, warum es hier so verdammt kalt ist. Als ich an mir herunter schaue, fällt mir auf, dass ich nur in Boxershorts dastehe und mich langsam mal anziehen sollte. Darum drehe ich mich schwungvoll um und setze dazu an, einen Schritt nach vorne zu laufen, als mir ein schrecklicher Schmerz durch die gesamte rechte Gesichtshälfte fährt, ein lauter Knall in den Ohren dröhnt und ich kurz darauf leicht zurückgefedert werde.Innerhalb von Sekunden übermannt mich eine starke Übelkeit, die einen stechenden Kopfschmerz und ganz viel Tränenflüssigkeit im Gepäck hat. Aus Reflex lege ich beide Handflächen auf meinem Gesicht ab, obwohl das die Schmerzen nur noch mehr verstärkt, als neutralisiert. "Alex?" Ich kann gar nicht zuordnen, aus welcher Richtung die Stimme kommt, die nach meiner Aufmerksamkeit verlangt. Irgendjemand fass mir seitlich an die Oberarme und schiebt mich ein kleines Stück rückwärts: "Setzt dich. Direkt hinter dir ist die Bank." Ich komme der Bitte sofort nach, da mir leicht schwindelig ist und ich nicht weiß, ob ich bald einen Flattermann machen werde.
Kaum berührt mein Hintern die hölzerne Sitzfläche, werden mir meine Hände sanft von meinem Gesicht entfernt und auf meinen Oberschenkeln abgelegt. "Kannst du bitte einmal die Augen öffnen und mir sagen, ob du alles normal siehst."
Leicht stöhnend öffne ich mein rechtes Augenlid und schicke somit gleich ein paar Tränen über meine Wange. Die Salzwasserflut erschwert natürlich meine Sicht und ich kann nicht genau sagen, ob die verschwommene Sicht auf den Schlag oder die Tränenflut
zurückzuführen ist. "Alex?" "Mh?" "Kannst du mir meine Frage beantworten?" "Ob ich normal sehen kann?", forsche ich vorsichtshalber nach, denn es könnte ja sein, dass ich eine Frage verpasst habe oder sie im Nebel meiner Sinne untergegangen ist. Langsam öffne ich auch mein zweites Auge und warte darauf, dass sich mein Blick wieder fokussiert. "Dein Kopf funktioniert schon mal gut!" Linus grinst mich an und fummelt an seiner Brusttasche herum, um daraus die Pupillenleuchte zu entwenden. Langsam aber sicher kann ich mich wieder etwas sammeln und alle Infos, die der Mensch, der meinem Berufszweig ebenfalls nachkommt, jetzt abfragen würde, beantworten: "Ich sehe leicht verschwommen, aber das wird sicherlich gleich wieder. Mein Kopf brummt und mir ist leicht übel, aber nicht mehr schwindelig!" Vorsichtig ziehe ich ein paar Fratzen, um spüren zu können, ob ich irgendwelche Bewegungseinschränkungen habe. Zwar schmerzt alles und übt einen unangenehmen Druck auf mein Gesicht aus, aber ich kann alles, was möglich ist, bewegen, ohne tausend Tode zu sterben. "Sieht schon mal gut aus. Ich leuchte dir jetzt schnell in die Augen. Nicht erschrecken!" Trotz Vorwarnung muss ich beim Eintreffen des Lichtstrahls meine Augen schließen, da es mich unheimlich blendet. "Du musst deine Augen offen lassen, Alex!"
DU LIEST GERADE
Einzelkämpfer Teil 3
FanfictionNach dem Umzug auf den Bauernhof stehen viele neue Aufgaben an, die bewältigt werden wollen. Nicht nur bei den Hetkamps, die sich auf die Ankuft der zwei neuen Familienmitglieder vorbereiten, sondern auch bei Phil und Susi, die ihre Hochzeitsplanung...
Zwei Arten des Aufeinandertreffen (8)
Beginne am Anfang