"Glaubst du das habe ich geplant?", keifte ich, "Glaubst du wirklich, ich wusste, dass du mich küssen würdest? Glaubst du ich habe den Streit zwischen meinen Eltern geplant? Glaubst du ich habe berechnet, wie mein Dad reagiert? Wusste ich, dass ich in ein gottverlassenes Kaff ans andere Ende der Welt ziehe?" "Sky, es tut mir leid. Ich wollte nicht..", begann Julian vorsichtig. "Shht!", unterbrach ich ihn, "Du gehst jetzt sofort ins Bett und lässt mich in Ruhe. Ich will nichts mehr von dir hören! Ich rede erst wieder mit dir, wenn ich mich beruhigt habe und du auch wieder normal bist." Julian wollte noch etwas sagen, doch ich schickte ihn nur fort.

Nachdem Julian verschwunden war, machte sich Erschöpfung in mir breit. Seufzend fuhr ich mit meinen Händen über mein Gesicht. "Alles in Ordnung?", überraschte mich die Stimme meines Dads. "Passt schon. War nur ein anstrengender Tag und ich bin etwas müde.", tat ich die Sache ab. Mein Dad nahm mich in den Arm und streichelte mir übers Haar. "Dann geh ins Bett." "Kann ich nicht.", murmelte ich, "Ich will den Keller noch aufräumen." "Das kannst du auch morgen machen.", lächelte mein Dad. "Du kennst aber auch den Spruch, was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.", antwortete ich lächelnd. "Tu, was du nicht lassen kannst.", grinste er, "Ich gehe jetzt aber ins Bett." "Mach das. Gute Nacht und schlaf gut.", gähnte ich. "Mach nicht mehr zu lange. Bis morgen.", verabschiedete sich mein Dad.

Ich streckte mich kurz und ging dann in die Küche, um dort noch einen Schluck Cola zu trinken und Müllbeutel zu holen. Dann ging ich runter und besah mir den Pool. Außer den riesigen Wasserlachen am Boden sah alles in Ordnung aus. Seufzend legte ich die Müllbeutel an die Seite und holte mir einen Wischer. Als ich fertig war, ging ich in den Fitnessraum und stellte alles wieder an seinen Platz und wischte auch dort einmal durch. Als nächstes nahm ich mir die Umkleide vor und räumte auch dort ein wenig auf.Ich war stolz auf mich drei Räume in so kurzer Zeit auf Vordermann bringen zu können. Zufrieden ging ich dann in den Saal, wo meine gute Laune ebenso schnell verschwand wie sie gekommen war.

"Jetzt weiß ich, wie es Mom und Dad immer ging nach unseren Geburtstagen.", stöhnte ich. Ich nahm einen Müllsack und schüttelte ihn auf. Dann machte ich mich an die Dekoration und warf alle Luftschlangen und Girlanden in den Beutel. Ich stellte die Stühle wieder zu einem Stapel an die Wand und schob die Tische dorthin zurück. Wenigstens hatte Julian wirklich alles essbare weggebracht und die Tische schon abgewischt gehabt. Ich packte Jakes Geschenke noch in eine Tüte und fegte dann das ganze Konfetti zusammen. "Geschafft.", freute ich mich und unterdrückte ein Gähnen. Ich nahm die zwei Müllsäcke, sowie die Geschenktüte und brachte sie nach Oben.

An einer Wanduhr erkannte ich, dass es bereits nach Mitternacht war und ich mehrere Stunden mit dem Aufräumen verbracht hatte. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Müde schleppte ich mich die Treppen hoch in mein Zimmer. Gerade wollte ich mich hinlegen, als mein Handy vibrierte. Genervt griff ich danach. Ich hatte sechs verpasste Anrufe und vier ungelesene Nachrichten. Irritiert runzelte ich die Stirn und öffnete die Nachrichten. Alle vier stammten von Heath. "Alles gut bei dir?", "Ist etwas passiert, weshalb du nicht antwortest?", "Warum gehst du nicht ans Telefon?", "Sky, was ist los? Hat er dir weh getan? Melde dich bitte." Dann sah ich mir die Anrufe an, welche auch alle von Heath waren. Ich wollte ihm gerade antworten, als ich schon wieder angerufen wurde.

"Wie kann man nur so überbesorgt sein?", fragte ich, als ich ran ging. "Gott sei dank, endlich gehst du ran.", ignorierte Heath meine Frage, "Ich hab schon das Schlimmste befürchtet. Warum bist du vorher nicht ran gegangen? Ich hab mir Sorgen gemacht!" "Und ich hatte dir gesagt, dass mir nichts passieren wird.", antwortete ich. "Ja, aber warum erreiche ich dich erst jetzt?" "Weil mein Handy in meinem Zimmer lag und ich im Keller aufgeräumt habe.", gähnte ich. "Das wolltest du doch erst morgen machen. Warum hast du es jetzt noch getan?", hinterfragte Heath meine Entscheidung. "Ich konnte nicht schlafen.", rechtfertigte ich mich. Am anderen Ende der Leitung trat Schweigen ein. Während ich darauf wartete, dass Heath endlich etwas sagte, fielen mir immer wieder die Augen zu.

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