Cooper führte mich zu einem Fahrstuhl, der an der Seite der Tiefgarage lag. Um ihn benutzen zu können war ein Code notwendig. Garantiert brauchte man auch einen um in diese Tiefgarage überhaupt rein zu kommen. Aber Notiz an mich, die Familie geht lieber auf Nummer sicher.
Kaum hatte Cooper den richtigen Pin eingetippt, da schwang auch schon die Tür auf und wir traten ein. Nun standen wir beide nebeneinander. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen wie Cooper nervös mich musterte. Wovor hatte er Angst?
„Cooper atme tief durch." Er lächelte. „Bist du nicht nervös?" Ich zuckte mit den Schultern, aber innerlich war ich mit jeder weiteren Sekunde nervöser. Ich würde gleich Coopers Familie kennen lernen, meine angebliche zukünftige Schwiegereltern. Oh man..

Die Fahrstuhltür schwang auf und Cooper trat dicht gefolgt von mir in den Flur, wie ich feststellen musste. „Coopiiiiiii", kreischte plötzlich eine helle Stimme und dann strauchelte Cooper auch schon. Verwundert schaute ich zu ihm rüber. Ein kleines Mädchen, vielleicht 8 Jahre alt, umarmte ihn. Cooper besaß eine Schwester?
Die Kleine ließ schnell los und quatschte sofort weiter. „Coopi wen hast du da mitgebracht? Bleibst du lange oder fährst du nachher wieder? Bitte, bitte sag du bleibst für länger und wir spielen ein bisschen!", quengelte sie. Cooper lachte. „Ruhig Emily, ganz ruhig. Du sollst doch nicht mehr als eine Frage stellen." „Pfff.", machte sie nur. Das brachte ihn aber nur zum erneuten lachen.
Plötzlich nahm Cooper meine Hand und sagte zu seiner Schwester: „Und das Emily ist meine besondere Freundin von der ich Mama und Papa erzählt habe." Emilys Augen wurden ganz groß. Sie kam zu mir und blickte mich aus ihren neugierigen Augen an.
Nach einem intensiven prüfenden Blick, meinte sie zu ihrem Bruder: „Sie ist hübsch."
„Ich weiß.", antwortete Cooper und warf mir einen ganz komischen Blick zu. Bei seinen Blick zog sich mein Herz zusammen und mir wurde warm.
„Emily wo sind Mama und Papa?", durchbrach seine Stimme mein beklemmendes Gefühl.
„In der Küche. Spielst du mit mir?" Cooper wuschelte ihr über die Haare. „Später Süße."
Mit diesen Worten lief er dann auch los. Ich schluckte. Emily hing schon an seiner Hand und redete über ihre neuen Kuscheltiere. Meine Wenigkeit trottete den beiden hinterher und versuchte nicht zu nervös zu werden.
Als wir den Flur verließen, kamen wir in ein Zimmer mit Stühlen an den Seiten und einem Smartboard an einer Wand. Cooper erklärte mir, dass sein Vater hier ab und an ein Meeting oder eine Vorlesung vor seinen Mitarbeitern hält. Das ergab natürlich Sinn.
Nach dem Vorlesungsraus kamen wir in die Küche, die anscheinend ein Durchgangszimmer war, da direkt eine weitere Tür gerade zu lag.
„Mami, Papi schaut mal!", rief Emily bevor Cooper die Chance hatte etwas zu sagen. Seine Eltern drehten sich um und lächelten über beide Ohren als sie ihren Sohn entdeckten. Seine Mutter legte das Messer zur Seite und auch sein Vater ließ sein Tablett ruhen. Beide kamen um den Tresen herum und zogen Cooper nacheinander in eine liebevolle Umarmung.
„Und das ist Sie?", fragte seine Mutter voller Liebe und schenkte mir ein freundliches Lächeln. „Ja Mum, das ist Amelia, meine Freundin." Seine Freundin.. Wie das klang..
„Oh Amelia, es freut mich dich endlich kennen zu lernen!" Kaum hatte sie ihren Satz beendet, da zog sie mich auch schon in eine Umarmung. Sein Vater hingegen gab mir die Hand und meinte nur: „Du bist also das Mädchen, welches meinem Sohn den Kopf verdreht hat." Mehr kam nicht, aber mir entging der eigenartige Unterton überhaupt nicht. Warum musste Cooper mich da bloß mit reinziehen? Ich werde seinem Vater niemals gefallen.

„Was treibt euch denn hierher?", wollte nun seine Mutter wissen und Cooper erzählte fröhlich, dass wir einen Ausflug zu Celia gemacht hatten und er eigentlich nur fix etwas holen wollte. „Wie? Ihr wollt direkt wieder los?", fragte seine Mutter ganz schockiert. Ihre Augen verrieten deutlich, dass sie das traurig stimmte. Ich hatte keine Ahnung wann Cooper zuletzt seine Familie besucht hatte, aber wenn es nach seiner Mutter ging, eindeutig nicht oft genug.
Er schenkte ihr ein Entschuldigungslächeln und sofort wurde ihr Blick trüber. Ich konnte das nicht mit ansehen. „Wir können doch bestimmt noch etwas länger bleiben oder meinst du nicht?", mischte ich mich ein. Die Miene seiner Mutter hellte sich sofort auf.
Coopers Blick verriet mir aber, dass ihm die Idee gar nicht gefiel. Doch er nickte nur und meinte: „Natürlich, wenn du das möchtest." Ja ich wollte es. Seine Familie sollte glücklich sein und ich möchte nie wieder eine traurige Mutter sehen, schoss es mir durch den Kopf direkt gefolgt von einem Bild meiner Mum. Ich schluckte den hervorgerufen Kloß runter.
Als wenn Cooper meine Gedanken lesen konnte, drückte er genau in diesem Augenblick meine Hand und schenkte mir einen mitfühlenden Blick.

„Wir sind gerade dabei gewesen das Abendessen zuzubereiten. Ich hoffe, Ratatouille ist für euch angenehm? Emily wollte heute gerne einen Ratatouille Tag haben.", fragte seine Mutter uns freundlich. Da ich mich nicht bereit fühlte zu sprechen, nickte ich nur und lächelte freundlich.
„Ach wolltest du das?", fragte Cooper nun seine Schwester grinsend. Diese streckte ihm die Zunge raus. Es gibt also doch noch eine Frau, die ihm die Stirn bietet, musste ich feststellen und aufpassen deswegen nun nicht zu lachen. „Emily benimm dich.", ermahnte Coopers Vater sie in einem liebevollen Ton.
Er konnte also zu seiner Familie nett sein. Na wer weiß was ihm an mir alles nicht passt. Vermutlich alleine schon, dass ich den Zusammenschluss von seiner Firma mit der anderen verhindere. Danke Cooper.

„Mami ich habe Hunger.", quengelte Emily. „Du musst dich noch etwas gedulden, aber Papa und ich machen gleich weiter." Emily verzog das Gesicht. Es missfiel ihr, aber ihre Mutter ließ sich nicht aus dem Konzept bringen.
„Cooper führ doch deine Freundin etwas herum. Wir rufen euch, wenn das Essen fertig ist.", sagte Coopers Mutter zu ihm. Er nickte und schob mich an seinen Eltern vorbei.
Ich spürte den Blick seines Vaters. Er hasst mich bestimmt..

„Und hier sind wir in meinem alten Reich.", verkündete Cooper als wir erneut einen großen Raum betraten. Genau wie auch die letzten Räume, Treppen und Flure, die ich erblickt hatte, war alles sehr schön eingerichtet und zeigte den Reichtum der Eltern. Unfassbar so etwas.
Eine Wand war dunkelgrau gestrichen und ein Fernseher war in der Mitte befestigt. Vor der Wand und somit unter dem Fernseher standen kleine, flache Schränke, wie man sie von einer Wohnwand kennt. Der Raum wurde durch eine große gemütliche Couch geteilt. Hinter der Couch war eine Schiebetrennwand aufgestellt. Aus Neugier lief ich im Zimmer herum und stellte fest, dass sich hinter der Wand noch ein Bett befand und welches Wunder, es war ein großes Doppelbett. Ansonsten standen hier mehrere Schränke herum und ein Schreibtisch. Erstaunlicherweise war sogar ein Bücherregal vertreten.
„Du liest also?" Cooper kratzte sich verlegen am Nacken und wich meinem neugierigen Blick aus. „Ja irgendwie schon." „Welche Richtung?" „Thriller am liebsten, aber eigentlich alles. Die Story muss halt gut sein." Ich nickte. Ich wusste genau was er meint. Schon als kleines Kind hatte ich gerne gelesen. Ich erinnere mich noch daran wie meine Mutter mich beim Lesen erwischt hat und mich tadelte, da ich ja schlafen sollte. Sie war aber nie böse oder verärgert. Vermutlich war sie einfach froh mich lesen zu sehen.

Plötzlich hörten wir lauten Krach. Wir schauten uns verdutzt an. Cooper lief los, dicht gefolgt von mir. Wir flitzten die Treppen runter und mit jedem Schritt näher zur Küche wurde es lauter. Im ganzen Stimmengewirr konnte ich die kleine piepsige Stimme von seiner Schwester heraus hören. Was war denn hier los?

„Cooper!", brummte eine tiefe Stimme als wir die Küche betraten. Ein Mann nicht viel älter als Cooper lief auf ihn zu und umarmte ihn freundlich. „Lorenz", meinte Cooper verdutzt.
„Was machst du denn hier?", fragte Cooper ihn und dieser grinste breit und antwortete: „Ich war in der Gegend und wollte meine Familie mal wieder besuchen. Aber du anscheinend auch." Erst jetzt wanderte der Blick von dem anderen Mann weiter und fand mich. Er ließ seinen Blick von oben nach unten und wieder zurück wandern.
„Wie unhöflich von mir.", fing er an und kam auf mich zu. „Ich bin Lorenz, Coopers großer Bruder.", fügte er hinzu und hielt mir die Hand hin. Etwas verunsichert schüttelte ich seine Hand und versuchte mit einem selbstsicheren Lächeln ein Wort rauszubringen: „Amelia."
Und da leuchteten die Augen und Lorenz drehte sich zurück zu seiner Familie. „Da wurde der kleine Rabauke also endlich gebändigt. Oh Papa, ist sie nicht hübsch?", sagte er gut gelaunt. Oh Gott Lorenz!
Die Augen seines Vaters zogen sich leicht zusammen und er nickte seinem Sohn zu. Ob Lorenz Bescheid wusste? Falls ja, war das hier gerade eine ziemlich miese Nummer gewesen.

Lorenz lachte herzlich. Danach ergriff er Coopers und meine Hand und zog uns raus aus der Küche. Ihre Mutter rief noch schnell hinterher: „Essen ist aber bald fertig!"
Aber das hielt Lorenz nicht auf. Kaum hatte er uns zurück in Coopers Zimmer gezerrt, wollte er alles wissen. Der erste Test begann..

Im Zeichen des KrebsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt