02 ~ Boys

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Am nächsten Morgen wache ich früh auf. Eigentlich ist alles so wie früher. Katie liegt halb auf dem Bett und halb auf dem Boden und Eleanor schläft seelenruhig in der Hängematte neben meinem Schrank. Sie liebt es drin zu schlafen, tut es deswegen auch immer. Katie und ich schalfen nebeneinander in meinem großen Doppelbett aber wir alle wissen das Katie es liebt sich im Schlaf zu bewegen und so endet sie meist mit allen vieren ausgetreckt irgendwo im Umfeld meines Bettes.

Ich schleiche mich auf Zehenspitzen aus meinem Zimmer die Treppen runter. Aus der Küche höre ich nicht wie immer die Kaffemaschine arbeiten. Keine Zeitung wird umgeschlagen und ich höre keinen Löffel der in der Porzelantasse kliert. Ich laufe in die Küche und meine Gedanken werden bestätigt. Es ist niemand hier. Ich setzte mich an den Küchentisch und lege meinen Kopf in meine Hände.

Erstmal die Albträume vergessen.

Ich massiere mir die Schläfe während mein Blick durch die Küche schweift. Ein Zettel liegt neben der Mikrowelle:

Guten Morgen Darling,

Ich hoffe ihr drei habt gut geschalfen. Ich musste leider schon los, arbeiten. Ich hab es nicht geschafft Frühstück zu machen. Du weißt ja wo der Bäcker ist. Ein bisschen frische Luft tut dir auch mal gut ;)

-Mum xx

P.S.: Stacy ist wieder da!

Mein Herz macht einen Freudensprung als ich das P.S. lese. Ich beschließe alle erstmal schlafen zu lassen und wirklich Brötchen zu holen. Ein bisschen frische Luft kann ja nicht schaden. Ich schleiche zurück ins Zimmer, nehme ein paar Sachen aus dem Schrank und verschwinde im Badezimmer. In 15 Minuten schaffe ich es mich fertig zu machen. Ich hole eine Stofftasche aus dem Abstellraum und mache mich dann auf den Weg zum Bäcker.

Es ist ein schöner Hebsttag. Es fallen schon ein paar Blätter auf den Boden. Trotzdem ist es noch warm. Ich habe nur eine dünne Jacke an, kalt ist mir jedoch nicht. Ich kenne den Weg zum Bäcker in und auswendig. Früher bin ich fast jeden Tag welche holen gegangen. Ich betrete den kleinen Laden und sofort höre ich die mir allzu bekannte Klingel. Rosa kommt aus dem Hinterraum und strahlt als sie mich erkennt.

"Selina? Bist du es wirklich?" Sie fängt an zu lachen und umarmt mich stürmisch. Ich lege meine Hände um ihren Körper und erwidere ihre Umarmung. Rosa ist eine der wenigen Menschen, die weiß welche Krankheit ich habe, und nicht mit der ewigen Mitleidstour kommt. Das liebe ich so an ihr. Sie streicht sich mit den Mehlhänden eine graue Haarsträhne aus dem Gesicht und geht wieder hinter die Theke.

"Ich dachte du verschlummerst im Krankenhaus." Sie wäscht sich die Hände unterm Wasserhahn und dreht sich dann wieder zu mir.

"Du kennst mich doch! Ich sterbe nicht so leicht." Wir beide machen uns gerne über meine Krankheit lustig. Ich weiß, ich sollte Respekt vor ihr haben aber was bringt das schon? Ich sterbe so oder so. Das weiß Rosa, das weiß ich und das wissen auch Mum, Dad, El und Katie. Jeder weiß es, weil es einfach eine Tatsache ist. Mum und Dad wollen es jedoch einfach nicht wahr haben.

"Also, was brauchst du? Ich würde ja denken das Übliche, aber ich weiß das Heidi und Theo arbeiten also eher nein." Auch meine Eltern kennen Rosa. Sie ist wie meine Grannie. Damals, als meine biologische Grannie von meiner Krankheit erfahren hat, wollte sie nichts mehr mit uns zutun haben.

"Ich nehme einfach mal 6 Brötchen. Man weiß ja nie. Und ein Streuselkuchen für Stacy bitte." Sie weitet die Augen.

"Stacy ist wieder da?" Ich nicke lächelnd. Ihre Mundwinkel heben sich ebenfalls. Sofort fängt sie an die Sachen in eine Tüte zu packen. Ich krame mein Geld aus der Jackentasche aber Rosa nimmt einfach kein Geld von mir. Sie sagt es ist für Stacy. Das sie wieder da ist und das ich wieder da bin. Nach langer Wiederrede, habe ich dann aufgegeben, mich bei ihr bedankt und den Laden verlassen.

Infinity and Beyond (Harry FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt