Der Morgen war bereits lange in den Tag übergegangen, als sich Karthek endlich regte und mir aus seinen großen leuchtenden Augen einen prüfenden Blick zuwarf, ganz als wollte er sich versichern, dass ich noch immer dort lag, wo ich letzten Abend eingeschlafen war. Er schien sichtlich erleichter.
„Ich lauf dir schon nicht weg“, versicherte ich ihm mit einem schiefen Lächeln.
Er erwiderte es nur halbherzig. „Bei dir weiß man nie.“
Seufzend erhob ich mich und schritt langsam in Richtung Ausgang. „Ich glaube, wir sollten aufbrechen.“
„Wie lange bist du schon wach?“
„Eine Weile ...“
„Du hättest mich wecken können!“ Er rappelte sich auf und folgte mir. Ich warf ihm einen schnellen Blick zu, ehe ich schnell den Kopf abwandte und in den grauen, wolkenverhangenen Himmel aufblickte.
„Es ist unser letzter Tag, oder?“, fragte er plötzlich ernst. Ich nickte, wagte es aber nicht ihm in die Augen zu schauen. Zu schmerzhaft würde die Trauer in ihnen sein. Wie aufs Stichwort fiel mir ein Regentropfen auf die Nase und nur wenige Augenblicke später standen wir beide in einem warmen Regenschauer, wie sie um diese Zeit typisch waren. Noch immer war kein weiteres Wort gefallen, doch plötzlich erklang von Karthek ein leises Lachen.
Erstaunt wandte ich mich zu ihm um und er schüttelte lächelnd den Kopf. „Das Wetter hat einen seltsamen Sinn für Dramatik ...“
Ich nickte und musste ebenfalls lächeln. „Es ist kein Abschied für immer ...“ Mit diesen Worten schaute ich ihm fest in die Augen. „Versprochen!“
Er lachte und legte seine feuchte Stirn gegen die meine. „Dieses Versprechen darfst du nicht brechen, verstanden?“
„Verstanden!“
„Gut ...“ Er verharrte weiter in der gleichen Position. „Du wirst mich nicht wegschicken, oder? Ich werde über die wachen, solange du da drüben bist und gegen die Zerstörung kämpst.“
Seufzend nickte ich. „Ich möchte, dass du bleibst.“
„Gut ...“
Wir standen noch lange so da, ehe wir uns langsam voneinander lösten und uns mit nassen Flügelschlägen in die Luft erhoben. Die großen Städte der Feuermenschenstämme waren nicht mehr weit. Bunte Laubwälder erstreckten sich unter uns, doch ich hatte nur Augen für das, was da im Osten geschah … Eigentlich hatte ich in Septim zwischenlanden wollen, nun wollte ich jedoch keine weitere Zeit verstreichen lassen und direkt zum Angriff übergehen.
Unter uns an den Stadttoren verließen die Menschen die Stadt in Scharen. Nur wenige würden wohl zurückbleiben und das war auch besser so. Im Osten schien es, als würde sich die Welt auftürmen … als hätte jemand die Erde wie einen Teppich gerafft. Da waren schroffe Felsen, entwurzelte Bäume und zerstörrte Häuser. Ein ganzes Gebirge, dass wie aus dem Nichts aus der Erde gewachsen war.
DU LIEST GERADE
Drachenmädchen
FantasyMina wuchs als Straßenkind in Septim auf, doch ihr ist höheres vorbestimmt. Und dann steht sie zwischen den Fronten, zwischen Freunden und Feinden, zwischen Drachen und Magiern, zwischen Bestimmung und Liebe... Ein Leben, eine Prophezeiung, tausend...
Das Ende ist ganz nah
Beginne am Anfang