Kapitel 16: Das mysteriöse Tagebuch

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"Unvorsichtig", murmelte Vicas Vater mürrisch. "Am helllichten Tag mitten in London zu disapparieren..."

"Keiner hat sie gesehen", beruhigte Vica ihren Vater und ging ins Haus zurück. 

Wie berechtigt Mrs Prestons Sorge um das Abreisechaos war, sollte sich am nächsten Tag herausstellen. Die Mädchen waren rechtzeitig wach und schon am Frühstücken, als Mr Harrison in die Küche kam und nach den Jungs fragte, die noch tief und fest in ihren Betten schliefen. Auf Drängen ihres Vaters hin, stieg Vica also die Treppen hoch, riss geräuschvoll die Tür des Gästeschlafzimmers auf und rief: "Aufstehen! Sofort!"
Vor Schreck verhedderte Damian sich in seiner Decke und landete unsanft auf Lees Klappbett und somit auch auf ihm, der sich wiederum lautstark beschwerte. Fred und George fanden das lustig und schafften es sogar noch im Halbschlaf, die beiden gehörig auszulachen, während sie sich streckten. 

Mit dem Erwachen der Jungs kam das Leben ins Haus. Obwohl die Zimmer groß genug waren, um gefahrlos aneinander vorbei zu laufen, wie man meinen konnte, schafften es die Kinder, sich mindestens einmal anzurempeln, die Koffer auf den Zehen eines anderen oder sogar den eigenen fallen zu lassen und sich gegenseitig fast die Stufen runter zu stoßen. 
Mr Harrison bellte unaufhörlich eine Warnung nach der anderen, auch wenn niemand sie beachtete.

"Veronica, du trägst noch deinen Schlafanzug"
"Pass auf den Käfig auf, Ginny! Du fällst noch drüber"

"Jungs, lasst die Vase da stehen! Die ist zerbrechlich. Achtung, der Koffer...! ... Verflucht... Reparo"

Irgendwann schien er das Chaos nicht mehr auszuhalten, schnappte sich seine Autoschlüssel und holte schon einmal den Wagen. 

Fred schleppte gerade seinen Koffer an Vica vorbei, die sich in der Eingangshalle auf ihren setzte, um die Schnallen schließen zu können. Er deutete lachend auf Vicas Shirt. "Der Hase steht dir echt gut, Ronnie"

Verwirrt sah Vica an sich herunter und musterte den animierten Hasen der lässig an einer Möhre knabberte. Der Aufdruck war vom vielen Waschen schon ganz rissig, passte aber immer noch ausgezeichnet zu den weiten Shorts mit Karottenprint, die sie trug.

 "Oh, Mist" Dann sah sie zu ihrem Koffer, der nun endlich geschlossen war. "Meine ganzen Lieblingspullover sind da drinnen"

"Was hast du denn alles eingepackt?", wollte Ginny entgeistert von ihr wissen. Die Seitenteile des Koffers waren so gewölbt, dass die Bezeichnung 'quadratisch' nur noch im entfernten Sinne zutraf. 

"Bücher natürlich. Sie hat ein halbes Regal da rein geschüttet", antwortete Diana kichernd. 

"Wenn ich schon mal nach Hause fahre muss ich das doch ausnutzen", sagte Vica nur und starrte dann missmutig die Treppe hinauf. "Also entweder die Schuluniform, die mir inzwischen etwas zu klein ist oder eine dieser grässlichen Blusen"
"Keine Uniform", mischte sich Damian in ihr Gespräch ein. Sein Koffer wurde bereits von Mr Harrison im Wagen verstaut. "Du musst schließlich einmal durch Kings Cross. Da kannst du nicht mit Umhang und Hogwartsemblem rumlaufen"
"Aber ich kann ja eine ganz normale Jacke drüber ziehen", schlug Vica hoffnungsvoll vor, bis ihr Vater auch diese Möglichkeit zunichte machte. Er kam zur Tür hinein, um den nächsten Koffer zu holen und hatte ihr Gespräch zur Hälfte mit angehört. 
"Die Uniform habe ich bereits entsorgt, Vica, und bei Madam Malkins eine neue in Auftrag gegeben. Ich schicke sie dir zu, sobald sie fertig ist"
Vicas finsterer Blick hätte sogar einem Dementoren Angst einjagen können. Verfluchter Wachstumsschub! Schließlich nahm Luna ihre Hand und führte ihre Freundin zur Treppe. 
"Komm", sagte Luna sanft. "Maulen bringt uns auch nicht weiter. Wir finden schon etwas für dich"

Etwa zehn Minuten später erschien Luna wieder- mit einer schlecht gelaunten Vica im Schlepptau. Bekleidet mit einer dunkelblauen Seidenbluse mit Kragen inklusive aufgenähter Schleife und einer schwarzen Leinenhose. Es fehlten nur noch ein paar sündhaft teuer aussehende Schuhe und sie hätte als Praktikantin im Ministerium durchgehen können. Schnell griff sie sich ihre Jacke und zog sie über, ehe die Zwillinge auch nur einen Kommentar ablassen konnten. 

          

"Lasst uns gehen", brummte sie und setzte sich als Erste in den Wagen ihres Vaters, die Arme vor der Brust verschränkt. 

"Oh je, geht das jetzt die ganze Fahrt so?", fragte Lee die Zwillinge im Flüsterton. 

"Solange, bis sie sich umziehen kann", antwortete George. "Also komme ihr lieber nicht in die Quere"
"Ich kann euch hören"
"Also ich finde, dass du toll aussiehst, Ronnie", zwitscherte Diana fröhlich während sie sich direkt auf den Sitz hinter Vica quetschte und damit Fred, George und Lee auf die hintere Rückbank zwang. "Irgendwie noch älter. Du könntest bestimmt als Viertklässlerin durchgehen. Richtig feminin. Und schick. Wie eine Erbin oder die Tochter eines Lords. Oder eine superintelligente Politikerin. Von allen unterschätzt, aber knallhart. Meinst du nicht auch, Damian?"

Ihr Bruder starrte Diana schockiert an. Sein Mund bewegte sich mehrfach auf und zu, während er nach einer neutralen Antwort suchte.

"Natürlich sieht sie hübsch aus", sagte er schließlich und bereute es sofort, als Diana ausgelassen kicherte. 

"Siehst du, Ronnie? Damian findet dich hübsch" Sie äffte seinen Ton nach und beugte sich in ihrem Sitz vor, damit sie ihr Gesicht direkt neben Vicas bringen konnte. "Aber mich hast du doch trotzdem lieber, oder? Mein Kompliment war viel besser als seins und wenn er dich für sich gewinnen will, muss er schon mehr drauf haben als 'hübsch'. Finde ich jedenfalls. Blumen sind hübsch. Babys sind hübsch. Wenn schon, dann doch lieber 'schön'. Aber Schönheit wird sowieso überbewertet, also ist es auch eigentlich egal was du trägst, denn du musst innerlich schön sein. So oder so ähnlich stand es jedenfalls in einem von Mums Zeitschriften. Wie hieß sie noch mal...?"
Diana fuchtelte wild mit ihren Händen in der Luft herum, als würde es ihr dadurch schneller einfallen. Natürlich versuchte Damian, der neben ihr saß, auszuweichen und stieß dabei unweigerlich gegen Ginny. Was zur Folge hatte, dass er sich gleich doppelt so unwohl fühlte und seine Gesichtsfarbe von einem verlegenden Rosa in ein sattes Tomatenrot überging. 

"Hör auf mit dem Gefuchtel und setz dich hin, Di!", forderte er und tatsächlich ließ sich seine Schwester wieder brav zurück auf ihren Sitz sinken. Einen positiven Effekt hatte die Sache jedoch. Vica grinste ihnen vom Beifahrersitz wieder fröhlich entgegen. Sofort grinste Diana ihren Bruder stolz an, als wäre dies allein ihr Verdienst, was dieser mit einem genervten Augenrollen quittierte. 

Dank Mr Harrisons hervorragender Kenntnis des Londoner Stadtverkehrs kamen sie alle überraschend pünktlich am Bahnhof von Kings Cross an. Vicas Vater schickte die Jungs Gepäckwägen besorgen und ließ sich von den Mädchen beim Ausladen helfen, ehe er sie alle vorm Bahnhofsgebäude warten ließ, um sich einen Parkplatz zu suchen. 

"Wow, ich glaube so früh waren wir noch nie hier", stellte George nüchtern fest, als sie alle sicher durch die Absperrung auf Gleis 9 3/4 gelangten. Der Bahnsteig war zwar gut gefüllt, aber nicht ansatzweise so voll wie am ersten Schultag im September um kurz vor 11 Uhr. 

Mr Harrison half ihnen, ihr Gepäck in den Zug zu hieven und sah nervös auf seine Armbanduhr. Wie immer stand Arbeit an, jede Sekunde die er hier verbrachte hielt ihn davon ab seinen Job zu machen. Vica stemmte die Arme gegen den Rahmen der Wagontür und neigte den Kopf, während sie sich lässig in eine leichte Schräglage fallen ließ.
"Pass auf", ermahnte ihr Vater sie schwach als sie vor und zurück schaukelte, die Fußsohlen kaum die Stufen berührend. 
"Du musst wohl los", stellte sie fest und er nickte. "Trotzdem danke, dass du uns hergebracht hast. Und dass du alle eingeladen hast. Es waren schöne Ferien"

"Irgendwie musste ich dich ja beschäftigt halten. Sonst zerlegst du mir noch das Haus während ich nicht da bin", erwiderte er schmunzelnd und drückte sie kurz an sich. "Lerne fleißig. Und passe auf dich auf. Ich weiß sehr wohl, dass es in Hogwarts nicht so entspannt zugeht, wie du mir weismachen möchtest"
"Dumbledore passt schon auf uns alle auf"
"Er ist auch nur ein Mensch, Vica. Ich vertraue darauf, dass er weiß, was das Beste für seine Schüler ist und nicht für ihn als Schulleiter", sagte Mr Harrison und fuhr sich mit der Hand müde durchs Gesicht. 

Wann kommt das nächste Kapitel kann es kaum abwarten. Du schreibst doch weiter oder ?!

7y ago

Das Kapitel ist richtig gut geworden , wie immer . Freue mich schon auf das nächste.

7y ago

Harry Potter und das Erbe Slytherins (HP FF)Where stories live. Discover now