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Mein Fehltritt ist jetzt zwei Wochen her. Ich bin total erschlagen von der Arbeit und liege frisch geduscht auf der Couch und freue mich, dass heute Freitag ist. Nico ist noch einkaufen und ich zappe durch die Kanäle, als es klingelt. Es kann nur einer sein. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen tapse ich zur Tür und sehe in seine funkelnden Augen, die mich fröhlich anstrahlen. »Hey meine Kleine«, sagt er leise, während er mich an der Hüfte an sich zieht und mich zur Begrüßung küsst.
»Zieh' dir etwas bequemes an, ich will dich jetzt entführen«, raunt er mir von hinten über meine Schulter zu, als er mich zurück in die Wohnung schiebt. Meine Wangen färben sich rot und Hitze steigt in mir auf.
»Was hast du vor?«, hauche ich und bekomme schon einen Klaps auf meinen Hintern. »Hey!« »Na los! Ich warte hier«, sagt er, schmeißt sich grinsend auf die Couch und stopft sich ein paar NicNac's in den Mund. »Und denk' dran - chillig anziehen!«, ruft er mir noch hinterher.
Ich bin verwirrt und habe keine Ahnung, was er jetzt vor hat. Ich soll mir etwas bequemes anziehen. Ich schaue an mir herunter. Leggings, Dicke Socken und mein Lieblings-Kaputzenpulli. Aber so würde ich niemals mit ihm irgendwo hingehen. Kurz überlege ich, was er an hat. Eine graue Jogginghose und einen schwarzen Feinstrickpullover. Ich liebe diesen Pullover an ihm.
Ich sollte aufhören zu träumen und mich anziehen. Ich schnappe mir ebenfalls eine Jogginghose und tausche die Leggings gegen sie ein. So stelle ich mich vor Marc hin, schaue an mir herunter und klopfe verlegen auf meine Oberschenkel. »Okay so?«, frage ich verunsichert, denn ich habe ja immer noch keine Ahnung, was er vor hat. »Schuhe wären noch gut, dann ist es perfekt«, sagt er und stopft sich im Aufstehen noch eine Hand voll NicNac's in den Mund.
Er weist mich an, meine Schuhe anzuziehen, nimmt meine Tasche und meine Windjacke, greift meinen Schlüssel und schiebt mich aus der Wohnungstür. Meine Hand fest in seiner führt er mich in Laufschritt die Treppen herunter, bis wir vor Fussel's Golf stehen bleiben.
»Was hast du vor?«, frage ich leicht außer Atem und nehme meine Sachen von ihm entgegen. »Lass' dich überraschen«, brummt er tief und beißt sich auf seine Lippe. Und genau das ist der Blick, bei dem ich schon wieder schwach werde. Seine Haare wehen im Wind durcheinander und seine Grübchen treten durch dieses umwerfende Lächeln hervor. Ich würde jetzt glaube ich überall mit ihm hinfahren.
Er fährt durch Kreuzberg und weiter durch den Tunnel, am Hauptbahnhof vorbei und weiter in den Norden, bis wir auf den Platz eines Autokino rollen. »Autokino? Das hab' ich noch nie gemacht! Marc, das ist ja riesig!«, staune ich und schaue mich neugierig um, während er einen Platz sucht.
Weiter hinten, wo nicht viele stehen, parkt er den Wagen. »Steig' aus, du musst mir helfen«, sagt er schmunzelnd und steigt aus dem Wagen. Ich folge ihm und schaue zu, wie er die vorderen Sitze ganz nach vorn zieht und die Rückenlehne nach vorn klappt. Dann klappen wir die Rücksitzbank nach vorn, sodass eine gerade Liegefläche entsteht. Aus dem Kofferraum kommen einige Kissen und zwei Decken zum Vorschein. Eine nehmen wir als Unterlage, die andere, falls und kalt wird. Natürlich hat er auch einen Rucksack mit Verpflegung dabei und ich bin immer sprachloser.
»So etwas liebes hat noch nie jemand für mich gemacht«, flüstere ich und halte ihn bei mir fest, dass er kurz stehen bleibt. Er strahlt über das ganze Gesicht und umschließt meine Wangen mit seinen Fingern. »Dann ist meine Überraschung ja gelungen«, raunt er und küsst mich flüchtig auf den Mund, »Und jetzt Schuhe aus und hinlegen«, befiehlt er gespielt böse und zeigt in den Wagen.
Es läuft Siucide Squat. Marc hat sich schräg über die komplette Rückbank gelegt, sein Kopf auf einem Kissen gegen die Seitenscheibe, hat er mich vor seinen Bauch und seine Brust gezogen und sein Bein über meine gelegt. Ich bin echt gerührt, denn das ist wirklich eine süße Idee von ihm gewesen und es ist nicht gelogen, dass das noch nie jemand für mich gemacht hat - ich war ja nicht einmal in einem Autokino.
Ich winde mich in seinen Armen und lächele ihn warmherzig an. »Danke«, wispere ich und küsse ihn sanft. Zwei seiner Finger streichen meinen Kiefer entlang, stoppen an meinem Kinn, halten es etwas hoch, sodass er mich ansehen kann.
»Schön, dass ich dir eine Freude machen konnte«, sagt er leise und lächelt mich glücklich an. Wieder streicht er über mein Gesicht und durch meine Haare, küsst mich innig und schenkt mir so liebevolle Blicke, als wenn er unendlich froh ist, dass er mich in den Armen hält. Ich schmelze regelrecht dahin, dabei macht er kaum etwas.
Der Film ist super, auch wenn ich sicher nur die Hälfte mitbekomme. Die andere Hälfte meiner Aufmerksamkeit liegt bei Marc. Er hat für uns ein paar Bier dabei - für sich aber auch Cola und als Verpflegung Schoko-Crossies und Salzstangen. Zwei meiner Favoriten, wenn es um Schnökereien geht. Er hat es sich wirklich gemerkt.
In gut zwei Wochen feiert Fussel seinen Geburtstag und ich habe keine Ahnung ,was ich ihm schenken könnte. Das ärgert mich, denn ich würde ihm gern etwas schenken.
»Was schenkst du Fussel?«, frage ich irgendwann und bringe Marc zum kichern. »Er bekommt, was er schon immer haben will«, antwortet er lachend, »Und hast du schon eine Idee?«, fragt er. »Nein, ich habe keine Ahnung. Sag' du mit, was ich ihm schenken kann«, fordere ich ihn und pieke in seine Brust.
Einen Moment überlege Marc und streicht unterdessen über meinen Arm. »Du könntest ihm etwas zum Malen besorgen. Also gute Buntstifte, Fasermaler usw. Das würde auch zu meinem Geschenk passen. Wenn ich etwas dazu geben soll, sag' Bescheid, denn solche Sets können echt teuer sein.«
Das ist doch Mal eine Idee. Und dabei weiß ich auch wirklich, dass er sich darüber freut und etwas damit anfangen kann. Das ist mir irgendwie wichtig, denn er ist ein echt toller Freund geworden und ich möchte ihm nicht einfach eine Flasche Wodka schenken, das fände ich dann doch zu unpersönlich.
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Falsch gedacht! [1]
ChickLitNico, mein schwuler bester Freund und ich sind vor vier Monaten hierher gezogen, haben uns zusammen eine Wohnung in Neukölln angemietet und schlagen uns ganz gut. Die Großstadt ist aber nicht das Einzige, was mir unschuldigem Ding vom Lande den Kop...
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