Erneut machte sich ein unwohles Gefühl in meiner Brust breit. Ich hatte das in letzter Zeit zu oft gespürt. Ich lehnte meinen Kopf an Enzo's Oberarm und atmete zitternd ein. Milo presste die Lippen zu einem Strich zusammen und warf mir einen mitleidigen Blick zu.

"Wenn du Hilfe brauchst, sollst du wissen, dass wir alle für dich da sind." versicherte Milo.

"Ich weiß Jungs, aber ich muss das alleine hinkriegen. Das letzte was ich will, ist jemanden in die Sache mit reinzuziehen.

Eine Kellnerin kam an unseren Tisch und nahm die Bestellung von Ben und Milo auf. Sobald sie wieder verschwand seufzte Ben auf.

"Naja wenigstens bist du jetzt endlich mit Rose zusammen und tust nicht ständig so, als ob sie dir egal wäre."

Enzo verdrehte die Augen über Ben's Bemerkung, während ich im Gegensatz zu ihm lächeln musste. Viel mehr darüber, dass wir jetzt offiziell ein Paar waren. Es war merkwürdig und hätte mir das einer vor Jahren gesagt, hätte ich diejenige Person ausgelacht. Das Leben steckte voller Überraschungen und sie offenbarten sich einem, wenn man es am wenigsten erwartet.

Die Kellnerin brachte die Getränke der Jungs an den Tisch. Ich erhob mich vom Platz.

"Ich geh mal kurz aufs Klo."

Enzo machte mir den Weg frei und hielt meine Hand fest, um mich an ihn zu ziehen. Er drückte mir einen Kuss auf die Lippen, worauf Ben und Milo zu pfeifen begannen. Diesmal grinste auch Enzo. Er nahm seinen Löffel und schmiss ihn auf seinen besten Freund.

"Haltet die Klappe."

Kopfschüttelnd verließ ich den Tisch und suchte in dem Café nach einer Toilette. Wie es aussah gab es keine, doch ich wusste, dass die nächste sich hier in der nähe befand. Ich verließ den Laden und suchte das nächste Klo in dem Einkaufszentrum auf.

Es war voll hier drinnen und ständig berührte ich irgendwelche Menschen. Nichtsdestotrotz riss ich mich zusammen und versuchte auszublenden, dass es immer stickiger wurde. Einer Menschenmasse ausgesetzt zu sein war noch immer schwierig für mich. Ich musste an die Party denken und daran, wie ich mich genauso durch all die Leute geschlängelt hatte, um das Badezimmer zu finden. Der Gedanke schnürte mir die Kehle zu und letzten Endes musste ich aufsehen, um mich in die richtige Richtung navigieren zu können. Ich hatte keinen blassen Schimmer wo ich war. Wieso waren so viele Menschen um mich herum? Ich war kein Klaustrophobiker, doch ich bekam Panik.

Das dümmste was ich in den nächsten Sekunden tat, war einfach stehen zu bleiben. Ich sah um mich und konnte nur Menschenkörper erkennen. Wo befand ich mich? Ich weiß nicht wie weit ich schon gelaufen war, doch so entfernt konnte das Café nicht liegen. Das Beste wäre es die Flucht zu ergreifen, doch wohin?

Wie aus dem nichts, rempelte mich jemand an. Ein junger Mann. Bevor ich umfallen konnte, hielt er mich am Handgelenk fest. Genau das selbe hatte Karlo damals getan.

Schnell entriss ich mich dem Fremden.

"Lass mich los!" fauchte ich wütend. Der Mann sah mich verstörend an. Seine Haare und Augen hatten die gleiche Farbe, wie die von Karlo, doch seine Gesichtszüge waren freundlicher. Das änderte nichts an der Tatsache, dass er mir Angst bereitete. Nein es war nicht er, es waren die Erinnerungen.

"Fass mich einfach nur nicht an." sagte ich laut und hielt mir meine Hände an die Schläfen. Der Mann hatte mich schon längst losgelassen, doch trotzdem spürte ich seine Finger, die sich um mein Handgelenk schlangen. Der Raum wurde immer kleiner und die Menschen immer mehr. Mein Körper begann zu zittern und ich musste in die Hocke gehen, bevor meine Beine nachgaben. Ich hatte oft darüber gelesen. Das was ich gerade erlitt, war eine Panikattacke. Ich entwickelte eine Angststörung, vermutlich hatte ich diese schon seit dem Geschehnis. 

CarelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt