„Es ist verdammt gefährlich! Lebensgefährlich!“, protestierte Aron. „Ihr dürft in keine Geschichte gehen!“

„Es ist nur gefährlich“, sagte Marvin, wobei seine Nase fast an Arons stieß, „wenn man sich so ungeniert anstellt, wie ihr.“

„Was?“ Ärgerlich drehte ich Marvin zu mir um. „Ihr würdet doch keine zwei Minuten …“ Schnell ließ ich ihn los und verstummte, als ein Schüler aus der Toilette kam und uns komische Blicke zuwarf. So gingen wir eine Weile schweigend nebeneinander her, bis Marvin wieder begann zu reden, diesmal leise und eindringlich.

„Warum verbrennt ihr es denn dann nicht, hm?“

„Das Weltentor?“, entfuhr es Aron. „Es ist das letzte seiner Art! Was, wenn es einmal ungeheuer wichtig ist? Wenn man mit seiner Hilfe viele Leben retten könnte, und wir hätten es verbrannt??“

„Tja, so was Blödes.“ Gelassen schnippte Marvin einen unsichtbaren Staubfussel von seiner Schulter und öffnete die Tür zur Schulärztin.

„Ach, Kindchen, du siehst ja schrecklich blass aus. Was ist denn los?“, fragte sie mich, als ich hineingeschlurft kam. Nur allzu gut konnte ich sehen, wie Marvin und Aron sich ein Lächeln verkniffen, ich jedoch setzte einen leidenden Gesichtsausdruck auf.

„Ich habe schreckliche Kopfschmerzen“, erzählte ich und rieb meine Stirn. Dann schlurfte ich zum Krankenbett, stellte meine Tasche auf das Tischchen daneben und legte mich langsam hin. Nicht ohne ein Stöhnen für den dramatischen Effekt machte ich es mir bequem und checkte die Lage. Marvin lehnte zwar an dem Schränkchen mit der Tasche drauf, dafür hatte ich ihn aber gut im Blick. Auch Aron hatte die Augen fest auf Marvins Hände gerichtet und hockte stocksteif auf der Bettkante.

„Ist dir schwindelig?“, fragte die Krankenschwester.

Schwindel? Keine schlechte Idee, dachte ich mir und nickte langsam, ohne Marvin für eine Millisekunde aus den Augen zu lassen.

„Sonst noch irgendwelche Symptome?“ Geübt durchwühlte die Krankenschwester ein paar Schubladen.

„Oh ja“, erzähle Marvin mit einem Seitenblick auf mich. „Sie war heute schon den ganzen Tag so … unkonzentriert.“

„Das ist ganz normal … Ah, da haben wir es ja.“ Sie zückte ein kleines Fläschchen.

„Muss ich das trinken?“, fragte ich, gefasst darauf, dass es barbarisch schmecken würde.

„Nein. Das kommt in eine Spritze.“

„Was?????“ Geschockt fuhr ich hoch, ließ mich jedoch schnell wieder sinken, als mir einfiel, dass ich ja entsetzliches Fieber hatte.

„Hat da jemand etwa Angst vor Spritzen?“, neckte Marvin mich, wobei er sich grinsend zu mir hinunter beugte.

„Ich habe unangenehme Erfahrungen gemacht“, antwortete ich bedrohlich langsam, ihm direkt in die Augen starrend.

„Tatsächlich?“, fragte Marvin mit einer Unschuldsmiene und setzte sich wieder normal hin.

„Ist dir heiß?“, wollte die Schulärztin wissen, und als ich den Kopf schüttelte, bat sie Aron, eine Wärmflasche für mich zu machen.

„Darf ich ein Buch lesen?“, fragte ich, besser wissend, was ich gerade gebrauchen könnte.

„Das ist aber gar nicht gut bei Kopfschmerzen“, merkte die Frau an. „Achtung. Ich spritze dir jetzt die Medizin.“

Die Vorwarnung brachte rein gar nichts, ich schrie trotzdem.

„Mein Arm!“, jaulte ich und kniff vor Schmerz die Augen zusammen.

Das letzte Tor - Kein ZurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt