Totenjäger

10 0 0
                                    


Nur wenige Strahlen der Sonne brachen durch das dichte Blattwerk, als vier Männer, drei Menschen und ein Zwerg, über den noch feuchten Waldboden marschierten. Sie waren wie zum Kampf gerüstet, der Vorderste seinen Speer geschultert, der Zweite, der Zwerg, mit einer geladenen Armbrust im Anschlag und die Beiden letzteren, ihre Hände auf den Griffen der Schwerter ruhend.

„Und sind wir noch auf dem richtigen Weg?", fragte der Zwerg ungeduldig, während er versuchte etwas oder jemanden zwischen den Baumreihen zu erspähen.

Sein Vordermann blickte kurz vom Boden auf, „Dieselben Spuren, ein Pferd, zwei zu Fuß. Die Suche wird aber nicht einfacher nur weil ihr möglichst schnell Blut sehen wollt", bellte er zurück, bevor er sich wieder der Erde zu wandte. „Außerdem...", setzte er an, doch er unterbrach sich selbst, seinen Kameraden zum Anhalten deutend.

Sie mussten sich nicht lange wundern warum, den allzu bald schon kroch auch ihnen der Geruch von Aas in die Nasen, und einige vielsagende Blicke später beschleunigten sie ihren Gang, darauf erpicht die Quelle dieses peinigenden Gestankes zu finden. Weit brauchten sie nicht zu laufen, bevor sich ihnen ein schauderhaftes Bild bot.

An einer Stelle, an welcher die Bäume weiter auseinander standen, lag der Kadaver eines Pferdes, bestrahlt vom durscheinenden Sonnenlicht als ob die Götter selbst dieses Schlachtfest präsentieren wollten. Denn das arme Tier schien von Klauen oder Klingen geradezu zerfetzt worden zu sein. Doch was die Aufmerksamkeit der Männer noch mehr auf sich zog, war der abgetrennte Arm, welcher knapp vor dem toten Pferd lag.

„Bei allen Göttern", murmelte der Fährtensucher, derweilen sich ein anderer dem Kadaver näherte und die Wunden inspizierte:

„Kein Räuber lässt gutes Fleisch zurück", warf der Zwerg ein. „Pan, glotz nicht wie ein Irrer. Sieh zu ob du erkennst wo die Angreifer hin sind". Damit riss der Speerträger seinen Blick los, und begann den mit Blut durchtränkten Boden zu untersuchen.

„Vielleicht sind die Tiere krank und einfach wahnsinnig geworden"?

„Alles nur Spekulation! Yeren, du kommst mit mir. Pan und Michael, sucht ihr tiefer im Wald".

Yeren, welcher die Verletzungen des Pferdes noch ein letztes Mal betrachtete, stand auf und schloss sich dem Zwerg an, während sich seine zwei Gefährten in die genau gegengesetzte Richtung von ihnen entfernten, und ehe er sich versah, verschluckte das Gehölz die Beiden und er konzentrierte sich auf seine Umgebung. Doch außer dem rhythmischem Stampfen ihrer Füße war es gespenstisch still. Weder sangen Vögel ihr Lied, noch waren andere Tiere im Unterholz auszumachen, geschweige denn zu sehen. Hier war etwas gehörig falsch. Seine Schritte verlangsamten sich, als sich in seiner Magengrube ein Gefühl ausbreitete, es langsam immer stärker wurde. Ohne es zu wissen, hatten sie aufgehört die Jäger zu sein.

„Loeki, das bringt nichts, ohne..." Der Schrei, er ließ Yeren das Blut in den Adern gefrieren und mitten im Satz innehalten. Welche Schmerzen musste ein Mensch wohl durchleiden, umso solche Laute von sich geben zu können? Er wünschte sich es nie im Leben erfahren zu müssen, selbst der Gedanke machte ihm zu schaffen. Gerade als er sich umdrehte, sprintete der Zwerg Loeki schon an ihm vorbei, und Yeren folgte ihm. Immerhin, vielleicht war er verschreckt, aber noch lange kein Feigling.

Die Beiden hatten eine ungefähre Idee von der Richtung in die sie laufen mussten, doch trotz alledem packte sie die Befürchtung sie wären falsch, egal in welche Richtung sie sich auch wandten. Mehrere Minuten vergingen, in denen sie über den Waldboden hetzten, jedoch kein Anzeichen von Micheal, Pan oder dem Ort an dem sie den Pferdekadaver entdeckt hatten, als plötzlich eine Gestalt hinter einem Baum hervorschnellte, und mit Yeren kollidierte.

TotenjägerWhere stories live. Discover now