Irresistible

Kapitel 1

"Aber die Themen von dene sind doch viel zu schwer oder nicht?"

"Deshalb bekommen wir scheinbar nur noch mündliche Noten und Projektnote. Es gibt für uns wohl keine Klausuren mehr." sie grinst fröhlich. "Ist doch super oder?"

"Werden wir sehen." lache ich.

Ich kann diese ganze Aktion zwar nicht ganz nachvollziehen, aber wenn ich mir meine Noten in den Wahlfächern jetzt so leicht verdienen kann, ohne dafür richtige Tests schreiben zu müssen, ist mir das schon recht.

Auf dem Weg zu unserem Klassenzimmer treffen wir noch auf Amelie und Marvin. Die beiden kleben mal wieder aneinander. Ich verdrehe lachend meine Augen als ich sie da im Gang knutschen sehe. Die beiden sind halt nun mal noch in der rosaroten Phase.
Zusammen kommen wir an unserem Klassenzimmer an, dort hängt jedoch ein Zettel der uns verrrät, dass wir den Unterricht jetzt in einem Hörsal haben, so wie es Mia schon erwähnt hatte.

Wir diskutieren noch über diese Änderung während wir den Hörsal betreten. Er ist wesentlich größer als unser Klassenzimmer und ich bin begeistert von dem Beamer und der Leinwand die die Tafel ersetzt. Wir setzen uns zusammen in eine Reihe und Mia beginnt sofort von den älteren Jungs aus diesem Studiengang zu schwärmen. Wir überlegen was sie studieren könnten, da dass für uns das Wahlfach 'Biologie' ist.

"Oh mein Gott, dass wir jetzt Unterricht hier mit denen haben ist wirklich das beste was uns hätte passieren können." flüstert sie mir aufgeregt zu während sie mit dem Kopf eine Bewegung zu der Tür macht, wo gerade drei gut aussehende Kerle herein kommen, die ohne jeden Zweifel schon etwas älter als wir sind. 

"Vielleicht könntest du recht haben." lache ich während ich auf einen Typ aus der ersten Reihe deute, der genau in dem Moment zu uns schaut und uns ein lächeln schenkt.

Verschämt schauen wir weg und kichern wie zwei 14 jährige Mädels die gerade beim schwärmen erwischt wurden. Peinlich.

Gerade als ich auf mein Handy schauen wollte, tippt Mia mir auf den Arm. 

"Schau dir den mal an. Oh man, den würde ich auch nicht von der Bettkante schupsen." grinst sie frech.

"Du spinnst doch Mia." lache ich laut auf und folge ihrem Blick.

Sofort bleibt mir mein Lachen im Hals stecken. Ich schlucke stark und versuche meinen Blick abzuwenden, jedoch gelingt es mir nicht. Meine Fingerspitzen werden eiskalt und ich kann nicht glauben das ausgerechnet er hierrein spazieren muss.

"Emely, hör auf ihn so anzustarren. Nicht das er das bemerkt." Mia haut mir leicht gegen die Schulter und ich kann dadurch meinen Blick von ihm reißen.

"Sorry ich... ich kenn den Kerl." antworte ich immernoch erschrocken.

Ich bin jetzt wirklich schon eine gefühlte Ewigkeit an dieser Schule und natürlich wusste ich das er hier auch studiert, nachdem er das Gymnasium hier beendet hatte. Allerdings bin ich ihm so selten begegnet, dass ich teilweise schon vergessen hatte, dass es ihn gibt. Ab und an bin ich ihm auf dem Parkplatz mal über den Weg gelaufen und in der Stadt hab ich ihn auch schon mal aus der Ferne gesehen. Allerdings war ich schon lange nicht mehr so nahe bei ihm, dass ich schon fast seine Augenfarbe erkennen kann.
Ich ignoriere ihn und er ignoriert mich, wie wir es auch schon seit Jahren tuen.
Vor einiger Zeit waren wir mal befreundet, aber durch einen rießigen Streit sind wir dann auseinander gegangen, seitdem haben wir nie wieder auch nur ein Wort miteinander gewechselt. 

"Woher kennst du den denn bitte?" fragt Mia neugierig.

"Lange Geschichte." antworte ich knapp und drehe mich extra weit zu ihr um, sodass er mich hoffentlich überhaupt gar nicht erkennt.

"Und du willst ihm nicht Hallo sagen?" fragt sie nach.

"Das will ich sicherlich nicht, nein." antworte ich bestimmend.

Sie schaut an mir vorbei und beißt sich auf die Zähne während sie mich amüsiert anlächelt.

"Heute ist wohl nicht dein Glückstag, denn... er setzt sich gerade in die Reihe hinter uns."

"Nicht im Ernst." sofort schaue ich geradewegs nach vorn und schließe die Augen, aus Angst ich könnte ihn jetzt aus dem Augenwinkel heraus erkennen.
Mittlerweile bin ich gut darin ihn zu ignorieren und zu vergessen, aber wenn ich ihm jetzt so nah bin ist es einfach komisch zwischen uns. Wir waren mal so gute Freunde und haben uns nie wirklich ausgesprochen, es hat sich einfach so ergeben, dass wir den Streit nie klären und uns jetzt auf alle Ewigkeit hassen und ignorieren.
Ich kann hören wie sich jemand hinter uns in die Reihe setzt. Und gerade als ich den Gedanken zu Ende gedacht habe, begrüßt uns ein Professor vorne an seinem Pult.

"Hallo alle zusammen ich bin euer Prof für Biologie und mein Name ist Herr Heck." er berichtet uns ganz knapp von den Änderungen und wie das alles für die Zukunft geplant ist. Danach beginnt er aber sofort mit ganz normalem Unterricht. Der Unterricht oder die Vorlesung, wie man das jetzt auch nennen mag, dauert 90 Minuten.
Er unterrichtet gut und die Zeit vergeht fast wie im Flug.
Mia wirft immer wieder mal lachend einen Blick nach hinten in die Bank und schaut dann zu mir. Ich reagiere darauf lieber gar nicht und konzentriere mich darauf was Herr Heck sagt. Nach einer Stunde Unterricht gibt unser Prof leider eine Anweisung die mir sofort auf den Magen schlägt.

"So jetzt dreht sich jede zweite Bank nach hinten um und wir machen eine Gruppenarbeit." er zählt die Gruppen durch und mir wird schon schlecht, weil ich das schlimmste befürchte. Selbstverständlich ist das Glück nicht auf meiner Seite und Herr Heck gibt unserer Bank die Anweisung uns herum zudrehen und mit der Bank hinter uns eine Gruppenarbeit durchzuführen.

"Nein nein nein." murmele ich vor mich hin während die anderen sich schon umdrehen und Mia mir schadenfroh auf den Arm haut und dann ein fröhliches "Hi." der Reihe hinter mir schenkt.

Ich schüttele den Kopf. Das kann doch jetzt nicht wahr sein.

Langsam, fast schon in Zeitlupe drehe ich mich um und streiche mir dabei peinlich berührt eine Strähne aus dem Gesicht. Sofort kann ich seine Blick auf mir spüren. Um diesen Moment des ersten Augenkontakts hinter mich zu bringen schaue ich sofort in seine Richtung.

Er hat sich mit dem eine Arm an dem Tisch abgestützt und die Hand hat er nachdenklich vor seinem Mund plaziert. Er schaut mich direkt an. Sein Blick ist nicht fröhlich, eher gedankenverloren.

Dieser Moment dauert einige wenige Sekunden dann aber bekomme ich die volle Breitseite an Verachtung von ihm ab.

"Ohman." murmelt er genervt und schaut dann zu seinem Banknachbar während er sich durch die Haare fährt. "Da hab ich jetzt echt keinen Bock drauf."

Denkt er etwa das ich das nicht höre?
Arsch.
Sein Blick verrät wie genervt er von meiner Anwesenheit ist. Sofort wäre es mir lieber gewesen wir hätten uns einfach bis in alle Ewigkeit ignoriert, denn seine Reaktion ist mehr als nur unangenehm für mich.
Ich kann ihn auch nicht leiden, trotzdem hätte ich nie so arrogant und unverschämt reagiert.

Ich schlucke und ein finsterer Blick schleicht sich auf mein Gesicht.

Er macht mich wütend. Seine Reaktion macht mich wütend. 

Jeder hier in dieser Gruppe hat das jetzt mitbekommen.

In mir kocht es und ich beiße mit den Zähnen fest aufeinander.

Harry Styles. Ich hasse diesen Idioten.