Seufzend wandte ich mich wieder den Klausuren zu und betrachtete aus müden Augen den schrecklichen Versuch eines Schülers eine Gerade im dreidimensionalen Vektorraum aufzustellen.
Papierverschwendung.
Ich nahm meinen roten Stift und strich mit einer schwungvollen Bewegung die gesamte Aufgabe durch. Ohne wirklich zu wissen, was ich gerade tat, schrieb ich neben dieses Desaster einen kleinen Paragraph und schlug daraufhin einfach das Heft zu.
Mir war die Lust vergangen.
Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich im Drehstuhl zurück und verschränkte meine Arme vor der Brust.„Verschwinde einfach aus meinem Leben, Jungkook!" Bei diesen Worten blieb ich wie angewurzelt stehen. Mein Blick fand Jimins, der mit Sorge eine Augenbraue hob und die Wangen aufblies. Ich nickte und griff nach Minjaes Hand, der mehr als perplex das Krankenhaus musterte. Höchstwahrscheinlich hat er Eunmis Heftigkeit nicht mitbekommen, da er schon die ganze Zeit überwältigt war und sich immer wieder mit offenem Mund umsah.
Langsam betraten wir das Zimmer und erblickten keine Sekunde später Eunmi, die in ihrem Rollstuhl saß und aus dem Fenster blickte. Jungkook stand stumm am Bett, seine Hände hingen hilflos an seinen Seiten, während er sie einfach nur anblickte. Ich war mir sicher, dass sie seinen Blick im Nacken spürte. Er war viel zu intensiv und leidenschaftlich. Als er uns schließlich aus dem Augenwinkel wahrnahm, drehte er sich zu uns, ein kaum merkliches Schulterzucken, ehe er wie von der Tarantel gestochen aus dem Raum floh. Jimin deutete mir an, dass er ihm folgte.
„Tante Eunmi!", auf Minjaes Lippen bildete sich ein riesiges Grinsen, als er sich aus meinem Griff wand und auf sie zu rannte. Aus Reflex wollte ich schon nach dem Balg greifen und ihn wieder an meine Seite ziehen, doch bei den Worten meines Sohnes fuhr Eunmis Kopf herum. Ein Lächeln schmückte ihre Lippen, was in diesem Moment ehrlicher nicht sein konnte. Erleichtert ließ ich mich auf den Stuhl fallen und stützte meinen Ellenbogen auf dem Tisch ab.
„Kleiner!", meinte sie glücklich und breitete ihre Arme aus, um ihn fest zu umarmen. „Ich habe dich lange nicht gesehen." Ehe ich etwas sagen konnte, zog sie den Jungen mitsamt Rucksack auf seinem Rücken auf ihren Schoß und zerzauste ihm seine Haare.
„Mama und Papa haben mir gesagt, dass es dir nicht gut geht und du ganz viel Ruhe brauchst. Deswegen habe ich extra für dich etwas in der Schule gebastelt.", er setzte seinen Rucksack ab und zog einen kleinen Stoffbeutel hervor.
„Damit es dir besser geht." Stolz überreichte er ihr den braunen Beutel und deutete ihr an, diesen zu öffnen. Auch meine Neugier war geweckt, da er uns nicht sagen wollte, was er für sie gemacht hatte. Langsam kippte sie den Inhalt in ihre Handinnenfläche und blieb stumm. Genauso wie ich. Jeder, der Minjae besser kannte, wusste, dass er die Fächer Kunst und Werken nicht leiden konnte. Und doch lagen in Eunmis Hand kleine aus Lehm geformte Skulpturen, die er bunt angemalt hatte.
„Die sind wunderschön, Minjae. Danke.", ihre Stimme zitterte, als sie die Skulpturen in der Hand wog. Minjaes Lächeln wurde breiter.
„Soll ich dir mal was sagen?" Eunmi nickte, unfähig etwas zu sagen und auch ich spürte den Kloß in meinem Hals.
„Frau Hwang hat gesagt, wir sollten das nachbauen, was wir am liebsten auf der Welt mögen. Schau mal, das hier-", Minjae griff nach einer Skulptur und stellte sie auf die Fensterbank „bin ich mit Mama und Papa. Hier sind Taehyung und Emma mit Weasley." Eine weitere Figur gesellte sich neben die auf der Fensterbank. Tränen stauten sich in meinen Augen. Eunmi und ich wussten beide, was er da dargestellt hatte und es war wunderschön.
„Das ist Yoongi und das hier ist Joshua. Und hier bist du mit Jungkook.", drei weitere kleine Figuren landeten auf der Fensterbank. „Frau Hwang dachte zuerst, dass ich die Aufgabe nicht verstanden hatte. Doch dann sagte ich ihr, dass das das ist, was ich am liebsten auf der Welt mag. Meine Familie." man sah ihm an, dass er verdammt stolz auf sich war. Und das konnte er auch sein. Eunmi wischte sich schniefend durchs Gesicht und wandte sich dann in meine Richtung. Wieder ein Lächeln. Vielleicht war es keine schlechte Idee gewesen, Minjae mit zunehmen. Kinder konnten schon immer Menschen auf eine verquere Weise aufmuntern.
„Dein Sohn wird später mal ein Mädchen verdammt glücklich machen."
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Die Maske - Sweet Pea | Jimin
FanfictionAchtundzwanzig und glücklich. In den Händen hält Enya ihr ganzes Leben und alles, was sie sich in diesem wünscht. "Ich liebe dich.", flüsterte Jimin stolz. "Ich liebe dich so sehr." Niemand hatte geahnt, dass ihre Liebe zueinander auf eine so harte...