Die Tochter wurde immer noch in einer Klinik behandelt, würde aber bald entlassen werden. Dann sollte sie im Haus ihrer Eltern einziehen, damit die Rentner sich um sie kümmern könnten.

Paula schien kein Problem damit zu haben, ihre Tochter zu pflegen. Wann immer sie von ihr Sprach schien sie viel eher aufzublühen. Wahrscheinlich freute sie sich einfach darüber, dass ihre Tochter noch lebte und beide Zeit miteinander verbringen könnten.

Dann, als das Haus geputzt war und ihr nichts mehr einfiel, was sie mir noch erzählen könnte, begannen wir zu kochen. Obwohl man wohl eher sagen sollte, dass Paula kochte und ich ihr im Weg stand. Als sie mich zum wiederholten Male anrempelte wurde ich schließlich aus meiner Küche verbannt.

Nachdem sich die Tür hinter mir geschlossen hatte begann ich mit einem Spaziergang durch mein Haus. Ich sah in jedes der großen Zimmer hinein und zerbrach mir den Kopf darüber, was ich tun könnte, damit es nicht mehr so still war.

Ich hatte mal mit dem Gedanken gespielt, meine Gästezimmer an Studenten zu vermieten, aber ich lebte nicht nah genug an der Uni und der Gedanke, mein Haus mit Fremden zu teilen, war mir zuwider.

Dann hatte ich überlegt, Tiere aufzunehmen, aber wann immer ich in einen Schreibrausch fiel wären die armen Tiere ganz allein auf sich gestellt. Das wollte ich nun wirklich keinem Lebewesen antun. Außerdem hatten manche Tierarten die schlechten Angewohnheit, Dinge zu zerstören.

Vielleicht sollte ich mal wieder neue Möbel kaufen. Ich hatte bisher schließlich nur zwei Schlafzimmer eingeräumt und in zwei Bädern waren bisher nur Waschbecken und Toiletten installiert worden. Es wurde Zeit, dass ich eine Wanne kaufte. Eine schöne, große Wanne. Damit ich mich noch etwas einsamer fühlte.

Seufzend verwarf ich auch den Gedanken und verließ das Tageslichtbad, welches ich eigentlich soeben dafür auserkoren hatte. Dann verließ ich auch die erste Etage und betrat stattdessen das Dachgeschoss, das Stockwerk, in dem ich mich am häufigsten aufhielt.

Hier oben befanden sich mein Schlafzimmer, das Arbeitszimmer, ein Bad und ein Abstellraum. Darin hatte ich übrigens das Lederbuch gefunden. Das Arbeitszimmer, welches am nächsten an der Treppe lag, ignorierte ich einfach. Der Raum war momentan nicht von Nöten.

Stattdessen betrat ich mein Schlafzimmer und wandte mich dem Schrank zu, eines von 5 Möbelstücken. Die vier anderen waren das Bett, zwei Nachtschränke und ein Sessel, auf dem meistens meine Schlafanzüge thronten.

Eigentlich war das Bett das beeindruckendste in dem Zimmer – das meinte zumindest Paula – aber mir persönlich fiel immer zuerst der Schrank auf. In ihm bewahrte ich all meine Anzüge, Hemden, Jogginghosen und Pullover auf.

Ich besaß eine Jeans, die irgendwo in der Abstellkammer lag. Mir persönlich gefielen Baumwollhosen, die zu einem klassischen Hemd und einem Sakko getragen wurden, am besten. Dementsprechend kleidete ich mich auch die meiste Zeit.

Bisher hatte ich einen dunkelblauen Pullover bei eine schwarze Hose getragen, aber nachdem Paula mir nun mehrfach einen schiefen Blick zugeworfen hatte und in ihre Schwärmerei die Anekdote, dass blau und schwarz nicht unbedingt zusammen getragen werden sollten, eingebaut hatte, hatte ich mich für einen Outfitwechsel entschieden.

Jetzt zog ich ein weißes Hemd aus dem Schrank und warf einen Blick auf meine Uhr. 14 Uhr. Dann, nach einem kurzen Augenblick des Zögerns, streifte ich den Pullover ab und stieg stattdessen in das Hemd. Mit größter Vorsicht knöpfte ich es zu und steckte es in meine Hose.

Zufrieden mit dem Wechsel verließ ich den kahlen Raum wieder und machte mich auf den Weg ins Erdgeschoss. Vielleicht lief ja etwas interessantes im Fernsehen.

Eine ganze Weile verging bis Paula die Küchentür öffnete, um mir das Essen, welches sie gekocht hatte, zu präsentieren. Für heute hatte sie mir einen Salat gemacht, morgen würde es Schnitzel mit Jägersoße und Kartoffelecken geben, für Sonntag und Montag war ein Paprika-Reis-Eintopf geplant und Dienstag könnte ich tatsächlich Fisch mit Lauch und Ofenkartoffeln essen. Da sie immer Mittwochs kam, um Staub zu wischen, würde sie mir an dem Tag einfach etwas von sich zuhause mitbringen.

So lecker ihr Essen auch war, manchmal war es einfach zu viel. Also kochte sie nur einmal im Monat für mich und ich ernährte mich von Resten und Takeaway-Food.

Doch jetzt genoss ich erst einmal den Salat. Dabei achtete ich besonders darauf, nichts von dem Dressing auf meine Anziehsachen zu kippen. Meine bedachten Bewegungen fielen auch Paula auf, die mich neugierig beäugte.

„Sie haben Ihr Oberteil gewechselt."
Als Antwort darauf zuckte ich bloß mit den Schultern.

„Und Sie scheinen es nicht dreckig machen zu wollen."
Ich seufzte.

„Sie werden später Ihr Lieblingscologne auftragen."
Was brachte es, dass zu leugnen?

„Und Sie werden Ihre Ohrringe heraus kramen."
Vielleicht sollte ich das tatsächlich machen.

„Gehen Sie etwa auf ein Date?"
Genervt drehte ich mich zu meiner Haushälterin.

„Nein, ich treffe mich mit einem Freund."
Paula nickte, als würde sie das akzeptieren, doch der Funke in ihren Augen sagte mir, dass sie mir kein Wort glaubte.

°°°°
Wow. Noch ein Kapitel vor dem Ende der Ferien.

Morgen muss ich wieder zur Schule gehen, was bedeutet, dass ich seltener Updaten werde. Ich schätze, dass ich einmal die Woche, wahrscheinlich Donnerstags, ein Kapitel hochladen werde.
Ich kann aber nichts versprechen.

Jedenfalls, wie findet ihr unseren Hauptcharakter bisher?

Over and Out, _Amnesia_Malum_

6/1/19

PerlenlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt