Ich sah ihm hinterher, als er vor mit nach drin ging. Mich graute es davor. Würde er es tatsächlich wagen? Doch schnell wurde ich wieder in die Realität gerissen, als mir Mimi um die Beine streifte und laut schnurrte. Erst zuckte ich zusammen, doch zugleich beugte ich mich nach unten. »Hallo, Süße!«, begrüßte ich Henrys Katze und streichelte ihr das weiche Nackenfell. Als ich mich wieder erhob und Edan ins Gesicht blickte, sah ich, wie er mich die ganze Zeit über beobachtete. Sein Blick war weich und er lächelte leicht. Prompt vergaß ich wieder alles um mich herum. Sogar, dass ich vor einigen Tagen stürzte und mein Kopf von der Wunde immer noch etwas schmerzte und ebenso meinen Arm. Auch, dass Edan mich irgendwo manipuliert hatte und auch das komische Ungeheuer, was aussah, als wolle es mich fressen. Unbewusst streiften meine Finger über meine Stirn und ich zischte leise auf. Es war etwas blau, aber bloß wenn man meine Haare zur Seite strich, sah man es. Wie dämlich, wenn man mit achtzehn Jahren nicht einmal mehr laufen konnte.

Unvermittelt kam Edan einige Schritte auf mich zu und zog mich prompt am Ärmel nach drin. »Los komm!«, meinte er und verschwand mit mir im Haus. Was mich zuerst wunderte, dass ich nichts hörte und Henry kam uns auch nicht entgegen. Komisch. »Wo ist er?«, wollte ich wissen und Edan wusste genau was ich meinte. »Ich habe dafür gesorgt, dass er schläft. Guck mich nicht so an. Das schadet ihm nicht. Und wir können uns etwas... unterhalten.« Er wollte mit mir reden? Kam es wirklich soweit, dass wir Informationen miteinander austauschten oder das wir uns eine Ewigkeit nur in die Augen schauten? Ja vielleicht sogar küssten? Ich spürte wie meine Wangen unwillkürlich rot wurden und senkte meinen Blick, in der Annahme, dass Edan es nicht bemerkte.

»Sehr nett, wenn man bedenkt, dass du so getan hast, als wenn ich bekloppt bin und du mich nicht kennst«, murmelte ich und biss mir auf die Unterlippe. Da ich immer noch auf den Boden schaute, sah ich auf einmal ein paar dunkle Turnschuhe und eine blaue Jeans in mein Blickfeld wandern. Sofort hob ich den Kopf. »Ich dachte vielleicht, dass du mich vergessen würdest und ich nur in deinem Kopf existiere. Und das ich einfach nur dem Mann in deinen Träumen ähnlich sehe. So etwas gibt es ja häufiger«, gab er bedenklich zurück, winkelte den Arm an und und legte nachdenklich das Kinn auf seinen Handrücken. »Denkst du wirklich, ich hätte das geglaubt? Das ist doch Irrsinn.«

»Als ich deine Gedanken löschen wollte, konnte ich es nicht. Ich musste dich wiedersehen. Hinzukommend sollte man das nicht ständig bei ein und demselben Menschen machen.« Wie sollte ich das nun deuten? Bin ich ihm nicht egal? Wie weit ging das aber noch bei ihm? Immerhin konnte ich nicht in seinen Kopf schauen. Ich hatte keine Ahnung, ob er mich wirklich... mochte. »Das klingt, als wenn du ständig von jemand anderem trinkst und dann sein Gedächtnis löschst«, stellte ich verbissen fest. Es war schon ein komisches Gefühl zu wissen, dass er an anderen Hälsen hing. Zwar gehörte das nun einmal dazu, aber... Ach, ich weiß doch auch nicht. »Ja. Meist. Aber bei dir... Ich verhalte mich irrational und total bescheuert. Nicht wie jemand der schon so lange auf der Welt ist« und er setzte sich mit hängenden Schultern auf einen Stuhl in der Küche.

Auf der einen Seite tat er mir irgendwie leid, doch auf der anderen war ich eifersüchtig. Darauf, dass er an dem Hals einer anderen hing. Er war ein Vampir. Ein verdammter Vampir. Wie konnte das bloß sein? Wenn er Blut brauchte, musste er es sich besorgen. Jedoch war mir bei dem Gedanken daran nicht unbedingt wohl. Manipulierte er einfach irgendwen? Ging er ins Krankenhaus und stahl Blutbeutel? In diesem Moment konnte ich ihn auch nicht danach fragen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt sich mit ihm über seine Ernährung zu unterhalten.

Ich wusste nicht einmal wieso, aber ich lief auf ihn zu und setzte mich ohne Aufforderung auf seinen Schoß. Edan ließ es geschehen und er stieß mich auch nicht von sich weg, sondern nahm eine Strähne meines Haares zwischen seine Finger und hielt mich fest im Arm, dann streiften seine Lippen leicht über mein Ohrläppchen. Prompt kribbelte alles in mir. Als ich den Kopf hob und in seine Augen schaute, war mir klar, dass er es sein sollte. Dass ich mit ihm zusammen sein musste, sonst werde ich sterben. Er war der Grund zu existieren. Keine Ahnung, warum sich das alles so anfühlte. Wir kannten uns kaum. Doch ich war mir sicher. Er sollte mein Erster und Letzter sein und irgendetwas blitzte in seinen Augen auf. So, als hätte er meine Gedanken gelesen.

Someday I - I looked into your eyesWhere stories live. Discover now