"Harry? Was machst du denn hier?", spreche ich meine Frage laut aus.

"Komm runter", entgegnet er, ohne mir eine Antwort zu schenken.

Meine Augenbrauen treffen sich in der Mitte. "Wieso? Harry, ich bin im Schlafanzug und wollte gerade... Und habe geschlafen, was eigentlich alle normalen Menschen um diese Uhrzeit tun", sage ich im Flüsterton.

Das Grinsen, welches seine Lippen verziert, kann ich selbst von hier oben sehen.

"Ich bin aber nicht normal."

Unwillkürlich muss ich lachen und gebe mich dann geschlagen, indem ich das Fenster schließe und mir schnell eine Jacke überziehe, bevor ich die Treppen nach unten schleiche.

Den Kopf schüttelnd entere ich die Tür und laufe einmal um unsere Terrasse herum, damit ich das Gartentor für Harry öffnen und ihn somit hereinlassen kann.

"Okay, was nun?", verlange ich zu erfahren, ziehe die Brauen kraus.

"Jetzt schauen wir den Sonnenaufgang gemeinsam an. Du hast gesagt, dass du das nicht mehr gemacht hast, seit dein Vater verstorben ist. Ich dachte mir, dass wir das dringend ändern müssen. Aus diesem Grund bin ich hier", erklärt er und setzt sich auf die Wiese.

Ungläubig schaue ich ihn an.

"Das hast du dir wirklich gemerkt?", hake ich erstaunt nach.

"Sieht so aus, oder?", lacht Harry und klopft auf den Platz neben sich.

Lächelnd lasse ich mich neben ihm nieder und beginne den Lockenkopf von der Seite zu mustern. Die schwarze Ray Ban sitzt wie gewöhnlich auf seiner Nase, während die schokobraunen Locken unordentlich und verwuschelt in alle Richtungen abstehen. Heute hat er ausnahmsweise einmal ein schwarzes T-Shirt an, die Skinny Jeans wurde jedoch nicht ersetzt; an seinen Füßen stecken weiße Converse.

"Na, gefällt dir, was du siehst?", grinst er und ich wende beschämt den Blick ab, fange an auf meinen schwarz lackierten Nägeln zu kauen.

Harrys kehliges Lachen hört sich so früh am Morgen unendlich rau an, ebenso seine Stimme, wenn er spricht.

"Was hat es eigentlich mit dem Nagellack auf sich? Wieso sind deine Nägel immer schwarz?", höre ich ihn fragen und bemühe mich darum, weiterhin konzentriert auf den Boden zu starren; seinem intensiven Blick auszuweichen.

"Vielleicht ist es einfach meine Lieblingsfarbe?", antworte ich unschlüssig und bemerke erst im Anschluss, dass der Ausspruch wie eine Frage an mich selbst gerichtet klingt.

"Dann würdest du dich doch komplett schwarz kleiden, oder?"

"Vielleicht ist es aber auch meine unauffällige Art zu zeigen, dass ich nicht das glückliche Mädchen bin, für das mich jeder hält. Und weißt du, was das traurige ist? Niemandem scheint es aufzufallen, selbst meinen besten Freunden nicht. Dir schon. Warum?", stelle ich ihm die Gegenfrage und warte auf eine Antwort, noch immer den Kopf gesenkt haltend.

"Vielleicht weiß ich genau, wie du dich fühlst", erwidert er.

"Das glaube ich nicht, denn du weißt nicht im Geringsten, wie es in meiner Welt aussieht. Meine Mutter versucht den Schein unserer Familie zu wahren, nur damit niemand bemerkt, wie wir uns immer weiter voneinander entfernen. Sie glaubt wirklich, wenn sie es weiter schönreden wird, dass unsere Familie perfekt ist. Aber seit mein Vater von uns gegangen ist, ist rein gar nichts mehr perfekt", erzähle ich und knirsche mit den Zähnen um ihm zu signalisieren, dass ich über dieses Thema kein Sterbenswörtchen mehr verlieren möchte.

"Achtung, die Sonne geht auf", informiert er mich wenige Minuten später und ich hebe meinen Blick.

Die warmen Sonnenstrahlen streicheln mein Gesicht, verbreiten ein kribbelndes Gefühl in meiner Magengegend. Glücklich schließe ich für einen Moment die Augen, meine Müdigkeit ist komplett vergessen.

EYES LIKE HAZEL » HARRY STYLESWo Geschichten leben. Entdecke jetzt