Kapitel 29 - Jill

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Wenigstens ein paar Tischmanieren an den Tag legen, konnte er wohl nicht, hier vor meinen Eltern.

„Und, wie war das Spiel?", fragte Mum, um die Stimmung zwischen uns allen etwas zu lockern.

„Ging so", brummte Matt mit vollem Mund.

„Habt ihr verloren?", fragte Dad an ihn gewandt und zog seine Augenbraue in die Höhe.

„Nein, sie haben gewonnen! Es war einfach der Wahnsinn! Sam hat jeden Ball gefangen und so konnten die anderen gar keine Punkte mehr machen", plapperte ich drauf los.

„Sam? Kennen wir den?", fragte Mum interessiert und mit einem Lächeln im Gesicht nach.

„Pff, das ist keiner, den man kennen muss", gab Matt kopfschüttelnd von sich.

Man, warum hat der denn so eine schlechte Laune? Er kann nun mal nicht immer der Held auf dem Spielfeld sein.

„Nur ein Freund aus der Schule", antwortete ich ihr, während ein kleines Lächeln über mein Gesicht huschte. „Aber Matt war auch wie immer grandios", warf ich noch schnell ein, um meinen Freund etwas ins bessere Licht zu rücken. „Und das obwohl es zwischendurch in Strömen geregnet hat!", erzählte ich ihnen voller Stolz.

„Und vor mir saß so ein Typ mit riesigem Kopf, sodass ich kaum was sehen konnte! Und dann lief auch noch das ganze Wasser von
dem Schirm des Kerls auf mich und dann waren Chrissy und ich pitschnass, weil wir keinen Regenschirm mitgenommen hatten. Zum Glück konnten wir uns dann trockene Sachen von den Jungs anziehen, sonst hätten wir uns wohl sofort erkältet", berichtete ich weiter und schenkte Matt ein kurzes dankbares Lächeln.

„Ah, ich habe mich schon gefragt, wessen Shirt das ist. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass du Kleidung mit solch einem Aufdruck kaufen würdest", brummte mein Dad und starrte kopfschüttelnd auf das Oberteil, welches ich trug.

Huh? Was denn für ein Aufdruck?

Verwirrt schaute ich an mir herab, um den roten Textzug auf dem grauen Shirt lesen zu können. Abrupt verschluckte ich mich an meinem Essen und begann laut los zu husten. Der Textzug, wenn ich ihn so kopfüber richtig las, lautete doch tatsächlich: F*ck me, Bitches!

Vorwurfsvoll blickte ich zu Matt, welcher mich fragend anschaute, als ob er gar nicht wisse, was gerade mein Problem war. Mein Kopf war mittlerweile hochrot angelaufen und am liebsten hätte ich das Shirt sofort ausgezogen. Manno man, wie peinlich.

Meine Eltern müssen jetzt auch sonst was von ihm denken.

„Wie kannst du so ein Shirt überhaupt besitzen?", zischte ich meinen Freund an, welcher nur mit den Schultern zuckte.

„Hat mir mal ein Kumpel geschenkt."

Ungläubig starrte ich ihn an.

„Ja und, nur weil dir ein Freund das geschenkt hat, kannst du es doch trotzdem schön im Schrank lassen, wo es nie einer zu Gesicht bekommt!", tadelte ich ihn versucht leise, da mir das Ganze vor meinen Eltern echt verdammt peinlich war. Mit vor der Brust verschränkten Armen saß ich nun da, sodass keiner mehr den Textzug lesen konnte.

„Du hast die hässliche Brotdose von deiner Freundin doch auch immer mit in die Schule genommen", verteidigte er sich weiter, was mich ihn wütend anschauen ließ.

„Ja, bis du sie in den Müll geworfen hast."
Die Worte fielen mir regelrecht aus dem Mund hinaus. Im selben Moment schlug ich mir auch schon die Hand vors Gesicht und starrte mit weit aufgerissen Augen zu meiner Mum.

„In ... den Müll ... geworfen?", fragte sie ungläubig. „Du meintest doch, dass sie dir kaputt gegangen sei?"

Das Abendessen wurde mir nun immer unangenehmer, sodass ich mich unbewusst immer ein kleines Stückchen kleiner machte.

In Gedanken bei dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt