31 - diese eine Nacht

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Kurz prüfte ich Devrans heutiges Outfit.
Er hatte sich komplett schwarz angezogen. Wie, wenn wir uns abgesprochen hätten. Die Frisur war heute strenger. Eine große Uhr war an seinem Handgelenk, die sehr teuer schien. Kurz, bevor ich ankam, warf Devran seine Zigarette weg und steckte sein Handy ein.
Ohne etwas zu sagen, ging ich zur Beifahrertür.
„Du hast gut aufgepasst. Kannst dich mit mir blicken lassen.", kommentierte er beim Einsteigen. Ich nehme an, dass sollte heißen, du siehst gut aus. Das hätte er auch anders ausdrücken können. Aber Komplimente gab er wohl nicht gerne. Sonst würde sein Eisbrocken Image kaputt gehen.
„Gut.", sagte ich nur und schnallte mich an. Ich hatte keine Lust auf Devran. Nachdem ich den Artikel mit Görkem gesehen hatte, war meine Laune richtig runter gegangen.

„Was ist los mit dir? Du gehst nicht auf eine Beerdigung. Deine miese Laune darfst du an der Veranstaltung nicht bemerkbar machen.", kam Devran irgendwann zu Wort.
„Verstanden."
Nochmal blickte er mich an.
„Ist was?", fragte ich.
„Meine Frage hast du nicht beantwortet.", meinte er. Ich sollte also wirklich sagen, was mit mir los war?
„Wird die Presse heute bei der Veranstaltung da sein?", wollte ich zunächst wissen.
„Ja, wieso?"
Seufzend atmete ich aus.
„Ich wurde draußen mit einem alten Freund gesichtet und die Journalisten haben einen unnötigen Artikel daraus gemacht."
„Na und? Ist doch nur ein alter Freund, wie du gesagt hast. Kann dir doch egal sein."
„Naja... Ist nur die halbe Wahrheit. Wir - waren mal zusammen, aber hatten es vor allen verheimlicht. Ich hatte meine Gründe. Es wurde so berichtet, als ob wir uns neu kennenlernen würden und das regt mich auf! Ich will nichts mehr mit ihm zutun haben und jetzt wurden wir noch fotografiert!", ärgerte ich mich.
„Dann war das wohl jemand Berühmtes. Wieso soll sonst ein Artikel über euch geschrieben werden?", schlussfolgerte er.
„Ja, leider."

„Das gefällt mir nicht.", sagte er auf einmal. Wie bitte?
„Was geht dich das an?", wandte ich mich zu ihn. Mein Privatleben ging ihn nichts an.
„Heute werden dich die Paparazzis wieder sehen und fotografieren, allerdings mit mir. Falls sie dir fragen stellen, beantworte ich sie. Du hältst dich zurück, ich kläre das schon.", vereinbarte Devran.
„Okay."
„War das der Typ, über den du schon mal gesprochen hattest?", fiel ihm ein. Am Leuchtturm, als wir ein tiefgründiges Gespräch miteinander geführt hatten, hatte ich Devran gesagt, dass ich schon Mal von der Liebe verletzt wurde. Er hatte es sich tatsächlich gemerkt.
„Ja... das war er. Görkem Körel heißt er."
„Der Name kommt mir von irgendwo bekannt vor.", sagte er daraufhin.
„Kann gut sein. Er ist Schauspieler."
„Ohh, da hat sich Damla jemand ganz Besonderes ausgesucht.", kommentierte er. Oh, wie besonders er doch war. Er wusste es nur gut mich um sein Finger zu wickeln. Und Damla war das naive Schäfchen, das ihm geglaubt hat.
„Du hattest recht, bedingungsloses Vertrauen gibt es nicht.", beendete ich das Gespräch. Das Thema wurde abgeschlossen. Keiner sprach mehr darüber.

Das Auto blieb irgendwann zum Stehen. Wir waren bisschen weiter weg gefahren. Der Weg hatte knapp 50 Minuten gedauert. Devran fuhr auf den Parkplatz ein und parkte in einer freien Lücke.
Zuerst würden wir im Hotel einchecken, in dem die Veranstaltung stattfinden würde. Die Nervosität machte sich langsam bemerkbar. Ich musste heute wieder die Komplizin spielen. Der Gedanke raubte mir jegliche Kräfte.
Ich richtete mein Blick auf einen Punkt in der Ferne und zog ruhig die Luft ein und aus. Das half mir mich zu beruhigen. Den Trick hatte mir meine Therapeutin gegeben, als ich wegen Selbstverletzung mit Therapiestunden anfangen musste.

„Alles okay?", war Devran meine Atmungsübung aufgefallen.
„Ich weiß nicht, ich bin nur aufgeregt.", sagte ich.
„Dir muss es gut gehen. Die Chance heute dürfen wir uns nicht gehen lassen."
Ich hasste es Devrans Komplizin zu sein! Irgendwann werden wir erwischt, aber wann, wusste ich nicht.
Beruhige dich Damla!
„Lass dein Laptop hier. Die Jungs werden es später abholen.", teilte er mit und stieg aus.
Ich blieb noch im Auto stehen und wartete darauf, bis ich etwas ruhiger wurde.
„Will die Dame auch langsam aussteigen?", öffnete mir Devran die Tür. Gezwungen trat ich den Fuß raus.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt