Stimmt ja, ich hatte in etwa zwei Wochen Geburtstag.. Schade, dass die beiden bis dahin wieder weg sein würden.
"Also, ich hoffe, ihr habt Hunger. Setzen wir uns.", rief Shiwoo nun und klatschte dabei in die Hände. Ich wusste nicht, was das genau war, was auf dem Tisch stand und was ich aß, aber es schmeckte so verdammt gut. Ich fühlte mich auf einmal, als wäre ich im Himmel. Es war definitiv viel zu lange her, seitdem ich etwas so leckeres gegessen hatte. Es war, als würden meine Geschmacksnerven neugeboren werden.
Unfassbar, dass manche sowas jeden Tag essen konnten.
Ich war so vertieft darin, diesen einzigartigen Geschmack des guten Essens in mich aufzunehmen und zu genießen, dass ich es beinahe schon überhört hatte, als Shiwoo anfing, mit mir zu reden."Also, Jeongguk. Erzähl mal, wie läufts mit der Schule? Deinen Freunden? Hast du mittlerweile eine Freundin?"
Etwas überfordert legte ich kurz meine Stäbchen beiseite und schluckte mein gerade gekautes Essen.
"Ehm.. Also schulisch läuft es relativ gut. Bisher haben wir ja noch nicht so viel gemacht, mit meinen Freunden ist alles okay und eine Freundin habe ich nicht.", antwortete ich knapp und hoffte einfach, er würde nicht weiter nachfragen.
Versteht mich nicht falsch, ich mochte Shiwoo wirklich verdammt gerne, aber ich hasste dieses ständige Befragen, was man oftmals bei Familienmitgliedern zu spüren bekam. Ich meine, kennt das nicht jeder?
"Du schreibst dieses Jahr Abitur, hab ich recht?"
Ich nickte nur, ich war nie ein Mann vieler Worte. Vorallem bei meiner Verwandtschaft, doch das wussten die meisten eigentlich.
"Und sonst? Eine Freundin hast du nicht.. Schade eigentlich. Du wirst doch bald 18 und machst deine Schule fertig, siehst gut aus, verstehe ich gar nicht." Er lachte kurz auf und auch ich zwängte mir eines auf, ehe ich flüchtig zu Elin sah, die sich nur krampfhaft ein Grinsen verkniff.
Von Marie konnte ich wohl das gleiche erwarten, denn nur die beiden wussten davon, dass ich keinerlei Interesse an Mädchen zeigte."Und wie gehts Taehyung, deinem Kumpanen? Ihr wart doch immer so aneinandergehangen.."
Stimmt, er wusste gar nichts davon. Ich hatte ihm nie etwas davon erzählt und Elin wahrscheinlich genauso wenig.
Und so wie es schien, hatte Marie ihrem Vater auch nie etwas gesagt. Das konnte jetzt etwas werden..Ich sah im Augenwinkel, wie die Blicke von Elin und Marie zu mir schnellten und ich atmete einmal tief ein und aus, schaute danach wieder zu meinem Onkel, der etwas verwirrt umhersah.
Ich hatte nun wirklich nicht damit gerechnet, dass heute noch Taehyungs Name fallen würde. Jetzt, wo ich ihn doch gerade mal für eine Weile vergessen konnte.
"Taehyung und ich..", setzte ich an, "Wir sind schon länger keine Freunde mehr. Vor etwa zwei Jahren hatten wir uns zerstritten, er hat dann in Daegu gewohnt und ist jetzt seit diesem Jahr wieder hier in Seoul.", erzählte ich die Kurzfassung.
Shiwoo zog die Augenbrauen hoch und musterte mich etwas überrascht. Ich wünschte mir in dem Moment irgendwie nichts mehr, als dass er einfach das Thema sein lassen würde und über etwas anderes reden würde.
Doch dem war nicht so, natürlich nicht. Das Schicksal meinte es mal wieder nicht gut mit mir.
"Aber ihr wart doch Freunde seit ihr in den Windeln saßt und habt euch immer schon beinahe wie Brüder behandelt.. Ich dachte wirklich, eure Freundschaft wäre etwas besonderes.. Ich meine-"
"Okay, ist gut jetzt.", unterbrach ihn dann Elin und dankbar seufzte ich auf. Sie hatte mich wirklich gerettet.
"Will noch jemand ein Dessert? Marie hat Cupcakes mitgebracht."
Alle nickten freudig und Elin schnappte sich schnell den Teller voller Cupcakes von der Küchentheke und stellte ihn auf den Tisch.-
"Jeongguk, bei aller Würde, aber du bist echt ein Idiot."
Ich atmete lautstark aus und zuckte mit den Schultern.
"Schon irgendwie.", murmelte ich und sah wieder in den von Sternen bedeckten schwarzen Himmel auf.
"Schon irgendwie? Du- Ahh!"
Marie gestikulierte wild mit ihren Armen umher, wusste wohl irgendwie selbst nicht so richtig, was und wie sie es sagen sollte.
Verständlich. Ich war wirklich nicht der hellste Stern am Himmel, da hatte sie nunmal recht."Okay."
Ich sah zu meiner Cousine, welche nun etwas vor sich hingrinste und schließlich mit den Schultern zuckte.
"Okay? Du machst also mit?"
Kurz schien sie nochmal nachzudenken, doch dann sah sie wieder zu mir und nickte entschlossen.
"Guk, du weißt, ich mach nur mit, weil ich dich lieb habe und weil ich dich einfach auch irgendwo verstehen kann."
"Danke! Danke, Danke, Danke!", rief ich voller Freude und legte meine Arme im das zierliche Mädchen.
"Ja okay, reicht jetzt auch wieder.", meinte sie dann jedoch und drückte mich weg von sich. Sie war noch nie ein so großer Fan von Körperkontakt, doch ich zog sie einfach gerne auf, weshalb ich das manchmal nutzte."Ich mache mit. Aber!" Sie hob einen Zeigefinger, was mich die Augen verdrehen ließ. Natürlich würde sie nicht einfach auf meine dumme Idee eingehen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
"Aber?", hakte ich nach und Marie legte nun Zeigefinger und Daumen an ihr Kinn.
"Du musst nach dem ganzen Mist mit Taehyung reden und ihm die Wahrheit sagen."
"Ja, werden wir dann sehen..", murmelte ich und senkte meinen Blick.
"Nein, nicht 'werden wir dann sehen', Jeongguk. Dir ist doch selbst klar, dass das offensichtlich so nicht weitergehen kann."
"Ich weiß."
"Na also. Wie gesagt, ich mach mit bei deiner bescheuerten Idee, damit du die Chance bekommst, Taehyung eins auszuwischen, nachdem er dich so angezickt hat. Aber trotzdem will ich, dass ihr das zwischen euch mal klärt, okay? Ganz ehrlich, ich fass es nicht, dass du 18 wirst, bevor ich 17 werde. Manchmal hab ich das Gefühl, ich bin deine Mutter, ey.."
"Jaja.. Ist gut.", gab ich von mir, gähnte daraufhin. Ich war sehr müde geworden, aber wundern tat es mich nicht, es war schon fast 3 Uhr nachts. Diese Zeiten waren eigentlich normal mit Marie. Wenn wir einmal in einer Unterhaltung drinnen steckten, kamen wir da nur super schlecht, nach Ewigkeiten wieder raus. Da kam es schon öfter mal vor, dass wir bis tief in die Nacht redeten."Versprich es, Jeongguk. Ich will nicht, dass du das nur so dahersagst und am Ende wieder den Schwanz einziehst."
"Ja, ich verspreche hiermit, dass ich bald mit Taehyung reden werde und es ihm erklären werde. Zufrieden?"
"Erst, wenn du es getan hast."
Ich verdrehte die Augen und streckte meine Arme einmal durch.
"Lass uns schlafen gehen, ich bin müde.", sagte ich nun zu der Braunhaarigen, welche daraufhin aus müden Augen zu mir sah und zustimmend nickte.Somit standen wir also von der angenehm kühlen Wiese auf und liefen zurück zur Wohnung. Marie blieb direkt im Wohnzimmer und legte sich dort aufs Sofa, während ich meinen Weg in mein Zimmer fortsetzte.
Dort angekommen ließ ich mich direkt in mein Bett fallen, nahm eine dünne Sommerdecke und legte sie über mich. Gemütlich kuschelte ich mich in diese ein und nahm noch einmal mein Handy in die Hand. Dort wischte ich nur die irrelevanten Benachrichtigungen beiseite, als mir jedoch eine Nachricht ins Auge sprang und ich daraufhin beinahe mein Handy weggeschmissen hätte. Meine Hände fingen an, leicht zu zittern und in meinem Hals bildete sich ein Klos, welchen ich nicht schlucken konnte. Nervös öffnete ich die Nachricht, las sie mir durch und ließ mein Handy in meiner Hand sinken, ehe es mit einem leisen Knall auf dem Boden aufkam.Und ich hatte wirklich Hoffnung, er würde mich endlich in Ruhe lassen...
*****
Wollt ihr mal einen Einblick in Taehyungs Sicht bekommen? 🧐Ich hoffe btw, es sind nicht zu viele Zeitsprünge in den Kapiteln 🥺
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Punkt Eins || taekook
FanfictionDieses berauschende Gefühl, wenn das Herz ganz schnell klopft, jede Faser des Körpers unter Strom steht und einen vollkommen lebendig fühlen lässt - der Nervenkitzel. Für ein paar Minuten dem lästigen Alltag entfliehen und leben, über nichts und ni...
5 • Idiot
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