Saphir [~Vilkas FF]

By trsdntfll

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Sechs Jahre nachdem ihre Mutter gewaltsam ermordet und sie selbst entführt worden war, gelingt es der jungen... More

Rifton
Unwissenheit
Hoffnung?
Irgendwann ist immer das erste Mal
Unangenehme Begegnungen
Endlich angekommen?
schmerzhafter Abschied
Neuanfang
Erprobung
Die Aufnahmeprüfung
Willkommen in der Familie
Ein finsteres Unterfangen
Geständnisse
Ehrlichkeit
Alte Bekannte
Antworten
Familie?
Vertrauen
Wendungen
Willkommen in der Vergangenheit
Erklärungen
Nachtgeflüster
Also beginnt es
Entscheidungen
Erinnerungen
Chance?
Endlich angekommen
Dem Verräter auf der Spur
Für die Gilde
Aufbruch
Lang ersehntes Wiedersehen
Aus der Asche
Epilog
Teil 2: Eine Bitte
Alte neue Wege
Wut
Ein riskantes Unterfangen
Auf leisen Sohlen
Der Hinterhalt
Schuld
Reue
Wandlung
Eine neue Hoffnung
Bündnisse
Ein letzter Gefallen?
Ein allerletztes Lebewohl?
Entbrannte Sehnsucht
Zweifel
Aus Alt mach Neu
Bittersüße Melancholie
Man möchte fast Mitleid haben
Sicherheit oder Freiheit?
Ende

Übung macht den Meister

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By trsdntfll

,,Weißt Du? Maramal hat gesagt, dass ich auch einmal in seinem Tempel heiraten darf." sagte ich fröhlich und schaute Brynjolf an. Es war noch früh am Morgen, die Sonne war aber schon aufgegangen. Brynjolf und ich liefen an der Stadtmauer entlang zur Gilde um Schlossknacken zu üben. Er lachte nur und entgegnete: ,,Ja vielleicht werdet Ihr das eines Tages, aber dann müsst Ihr erstmal jemanden finden, der Euch aushält!" Beleidigt verschränkte ich meine Arme und erwiderte trotzig: ,,Ihr seid gemein, aber wahrscheinlich habt Ihr recht, es wird kein Kinderspiel." Brynjolf rollte angestrengt mit den Augen. ,,Ach Saphir, Ihr werdet schon noch jemanden finden. Ihr habt doch noch viel Zeit, nicht einmal ich denke ans Heiraten, und ich bin schon ein paar Jahre älter als Ihr. Macht Euch die Welt doch nicht so kompliziert, alles hat seine Zeit. Jetzt sollten wir die Zeit nutzen, um Euch das Knacken der Schlösser näher zu bringen. Eure Mutter würde mir den Kopf abreißen, aber glaubt mir, das kann Euch irgendwann noch nützlich werden. Wenn Ihr doch nur in allem so talentiert wärt wie mit dem Bogen, dann würde Euch nichts im Wege stehen um eine ganz eigene Gilde zu gründen. Also kommt, wir müssen üben. Ihr wollt doch hoch hinaus."

Ein lautes Klopfen riss mich aus dem Traum und ich schreckte hoch. Verdammt, war ich etwa wieder eingeschlafen? Ich lag noch halb auf dem Bett, hatte aber sogar die Schuhe schon angezogen. Vilkas würde hoffentlich nicht allzu wütend sein. ,,Kommt rein!" rief ich schlaftrunken und die Tür öffnete sich. Vilkas sah mich prüfend an und warf mir dann meinen alten Lederharnisch zu, den ich von dem Waldelf erbeutet hatte. Er roch nicht besser und auch mein Blut hatte ihm nicht gut getan. Ich betrachtete das Loch, das der Pfeil hinterlassen hatte. Es sah so klein und unscheinbar aus, und doch wäre ich an dieser Verletzung fast gestorben. Seufzend legte ich mir den Harnisch an und befestigte die Armschienen, die Vilkas mir ebenfalls zuwarf. Diese dürftige Rüstung war natürlich kein Vergleich zu der edlen Stahlrüstung die er trug. Über seiner Brust lugte ein kleiner Wolfskopf, ebenfalls aus Stahl, hervor. Er schwieg die gesamte Zeit, was mir sehr unheimlich schien. Aber so war er eben, er mochte mich nicht und fürchtete, ich könnte doch noch eine Bedrohung darstellen. Auch wenn Kodlak gemeint hatte, er würde noch auftauen, konnte ich mir das gerade überhaupt nicht vorstellen. ,,Euer Schwert liegt schon draußen im Hof, Farkas hat es ein wenig gereinigt. Nun kommt, ich hab schon lange genug gewartet" knurrte der Nord unfreundlich, als ich mich erhoben hatte. Ich nickte stumm und folgte ihm zur Tür hinaus.

Ich war sehr nervös, weil ich wusste, dass ich mich eigentlich nur blamieren konnte. Ein Schwert zu schwingen zählte nun wirklich nicht zu meinen Talenten. Nachdem wir die längliche Halle durchquert hatten, mussten wir durch eine massive Holztür die Treppen hinauf. Vermutlich verließen wir nun den Bereich der Quartiere. Endlich konnte ich wieder etwas Tageslicht erblicken, das durch die Fenster fiel. Sie waren zwar dünn und kaum durchsichtig, aber es war Licht. Was den großen Raum, in dem wir uns befanden, hauptsächlich erhellte, war eine riesige Feuerstelle in der Mitte. Sie hüllte alles in einen warmen und wohligen Schein. Drumherum war ein reichlich gedeckter Tisch mit allerlei Speisen und Getränken. Vermutlich sollte man hier allzeit speisen können, wenn man von einem Auftrag zurückkam. Der Teil durch den wir liefen, war durch Holzsäulen und einem kleinen Zaun abgetrennt, einige Waffenständer befanden sich an den Wänden. Hier und da fand man ein Schränkchen oder eine Holzbank. Der Essensbereich war also deutlich abgetrennt. Auf der anderen Seite des Raumes befand sich eine kleinere Tür, an den Wänden links und rechts von uns jeweils zwei größere. Diese führten bestimmt nach draußen. In einer Ecke fegte gerade eine ältere Frau, sonst war niemand im Raum. Das war sie also, das war Jovaskrr, die Methalle der Gefährten. Es fühlte sich seltsam an, in diesen Hallen zu stehen. Ich hätte in meinem Leben nie gedacht, dass ich das alles hier einmal in echt sehen würde, geschweige denn, dass ich von den Gefährten angeworben werden könnte.

Staunend blickte ich umher. ,,Was soll denn das? Bewegt Euch!" fuhr Vilkas mich an. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich stehengeblieben war. Hastig schritt ich zu ihm, der an einer Tür auf mich wartete. Als er sie öffnete und wir hinaustraten, musste ich meine Augen zusammenkneifen. Das helle Tageslicht hatte ich seit Wochen nicht mehr gesehen, ich musste mich erst einmal wieder daran gewöhnen. Wir standen unter einem kleineren Holzdach. Ein länglicher Tisch und ein paar Bänke vor uns, links und rechts Körbe, Schränkchen und andere Behältnisse. Auch hier fanden sich einige Waffenständer mit Bögen, Köchern und Schwertern. Eine junge Frau saß auf einer der Bänke und schnitzte an einem Pfeil. Sie hatte langes, rötliches Haar und wirkte sehr groß, vermutlich eine Nord. Ihr Gesicht zierten drei grüne Streifen, die vermutlich als Kriegs- oder Jagdbemalung dienen sollten. Ihre leicht grünen Augen musterten mich kritisch, als Vilkas und ich an ihr vorbeikamen.

,,Welpe?" fragte sie trocken mit einer tiefen und strengen Stimme. ,,Ich habe keine Ahnung was der Alte sich dabei gedacht hat, aber ich muss seine Entscheidung fürs erste akzeptieren" knurrte Vilkas. Die Frau zuckte nur mit den Schultern und schenkte mir ein kaltes Lächeln. ,,Zeigt es den Männern hier mal. Ihr seht zwar nicht nach viel aus, aber wer weiß." Ich lächelte schüchtern zurück und folgte Vilkas auf den Übungsplatz, der direkt vor uns lag. Er grenzte an die Stadtmauer, einige Strohpuppen und Zielscheiben waren hier aufgestellt worden, allerdings sahen diese schon ziemlich abgenutzt aus. Hinter uns groß Jovaskrr, das uns vor den Augen der Stadt schützte. Hier würde mich gerade kein Thalmor aufspüren können.

Ich schaute in den blauen Himmel. Der sanfte Wind in meinen Haaren fühlte sich so wunderbar an. Es war wie eine Ruheinsel, doch war mir klar, dass dies bloß die Ruhe vor dem Sturm sein würde. Früher oder später würden sie mich finden, doch dann würde ich hoffentlich bereit sein, Alturiel gegenüber zu stehen, vielleicht sogar ihn endlich zu vernichten.

Vilkas stellte sich breitbeinig vor mich und zog seinen großen Zweihänder, den er auf dem Rücken getragen hatte. ,,Stellt Euch dorthin, wo Euer Schwert liegt" befahl er mir und deutete hinter mich. Ich drehte mich um uns suchte den Boden ab, bald fand ich es unweit von mir. Ich hob es auf und versuchte mich ebenfalls so stabil wie möglich hinzustellen. Es war doch ein Witz. Mein kleines Schwert wirkte im Gegensatz zu seinem wie ein Kalb. Damit würde ich nicht viel ausrichten können, man sollte mich lieber an den Bogen lassen. ,,Also gut. Zeigt mal was Ihr könnt, oder ob Ihr überhaupt etwas könnt. Geht auf mich los und verpasst mir ein paar Schläge, ich halte das aus. Und keine Angst, ich werde Euch nicht wehtun." Herausfordernd schaute Vilkas mich an. Ich nickte. Das würde so ganz und gar nicht gut gehen. Schnell und aufgeregt näherte ich mich ihm und versuchte ihn mit meinem Schwert zu treffen, doch er blockte jeden Angriff gekonnt ab. Was konnte eine kleine schwache Elfe schon gegen einen so großen und starken Nord ausrichten? Vilkas lachte leise und begann zurückzuschlagen. Ich wich hastig jedem Schlag aus. Oben, unten, links, rechts. Darin war ich zumindest gut. Nach einer Weile gab Vilkas auf und sprach: ,,Ihr kämpft wie eine Diebin, Ihr seid nicht auf Konfrontation aus. Wenn Ihr nicht lernen wollt wie eine Kriegerin zu kämpfen, dann solltet Ihr vielleicht lieber nach Rifton gehen, oder vielleicht doch lieber zu Dunklen Bruderschaft?" Wütend funkelte ich ihn an, aber recht hatte er vermutlich. Trotzdem, ich wollte mir diese Chance auf ein besseres Leben nicht nehmen lassen. Ich versuchte meine ganzen Kräfte zu sammeln und schlug auf Vilkas' Klinge. Dieser wich sogar ein wenig zurück, anscheinend hatte ich zumindest ein bisschen mehr Kraft aufgebracht. Doch leider schleuderte er, mit einem heftigen Schlag, meine Klinge im hohen Bogen aus meiner Hand. Bald landete sie klirrend auf dem harten Steinboden. Bedrohlich hielt Vilkas mir seine kühle Schwertspitze an den Hals. ,,Was sollen wir bloß mit Euch anfangen, Ihr seid untalentiert, verratet mir nichts über Eure Person und dazu seid Ihr auch noch verletzt. Ich denke, Ihr solltet lieber nicht versuchen, bei uns aufgenommen zu werden. Es wäre Selbstmord." Ich kniff kurz meine Augen zusammen. Vilkas hatte so recht, hatte ich ernsthaft angenommen, dass ich eine Chance hätte? Wohin sollte ich gehen? Nach Rifton könnte ich nicht, vielleicht zu Rodrik? Oder in ein ganz anderes Fürstentum und versuchen irgendeine niedrige Beschäftigung zu bekommen?

,,Könnt Ihr mit einem Bogen umgehen?" fragte die junge Frau, der wir vorhin begegnet waren. Sie stand mit verschränkten Armen neben uns, Köcher und Pfeile auf den Rücken geschnallt. Zweifelnd sah Vilkas mich an, doch ich nickte heftig. ,,Besser als mit jeder Klinge" sagte ich, wie auch am Vortag zu Kodlak. ,,Das muss bei Euch ja nicht viel heißen" murmelte Vilkas abschätzig, doch das ignorierte ich. Ich wusste selbst, dass wirklich talentiert im Bogenschießen war, da würde Vilkas gleich hoffentlich überrascht sein. Die Frau lächelte und reichte mir ihren Bogen und einen Pfeil aus ihrem Köcher. ,,Zielt auf die Scheibe dort hinten, ich bin gespannt, ob Ihr die Mitte treffen könnt" meinte sie neugierig und warf Vilkas einen herausfordernden Blick zu. Ich nickte und drehte mich um.

Die Zielscheibe war zwar weiter weg, als die in der Diebesgilde, doch durch die Erlebnisse der letzten Wochen, war ich sicherer geworden. Ich strich einmal über den Pfeil und legte ihn dann ruhig auf die Sehne. Ich hob den Bogen und spannte ihn. Ruhig visierte ich den kleinen roten Punkt in der Mitte der Scheibe an und ließ los. ,,Glückstreffer" brummte Vilkas, als er sah, dass mein Pfeil getroffen hatte. Die Frau lachte und reichte mir sofort einen zweiten Pfeil. ,,Zielt dieses Mal auf einen der Strohmänner. Zeigt Vilkas, dass Ihr den Kopf ohne Probleme treffen könnt." Ich nickte eifrig und wandte mich seitlich zu den Puppen. Wieder schoss ich den Pfeil ab, wieder traf ich genau ins Schwarze. Vor meinem inneren Auge sah ich einen der Soldaten aus Markarth, meinen Pfeil, der seinen Hals durchbohrt hatte, das ganze Blut. Ich schüttelte mich, daran wollte ich nicht denken. ,,Seht Ihr Vilkas? Sie ist durchaus ein Gewinn. Spitzohren aus Valenwald können nun einmal besser mit dem Bogen umgehen als mit Schwertern." Triumphierend blickte die Frau Vilkas an. Der Nord schaute noch immer nicht sonderlich freundlich, sagte dann aber: ,,Na gut. Ganz so nutzlos seid Ihr dann ja doch nicht." Ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. ,,Ich bin übrigens Aela, man nennt mich auch Aela die Jägerin. Vielleicht sollten wir mal zusammen auf die Jagd gehen, Ihr wärt sicher ein nützlicher Beistand" meinte die junge Frau freundlich. ,,Ich bin Saphir" entgegnete ich, mehr gab es da eigentlich auch nicht zu sagen. Vilkas verdrehte die Augen und wandte sich ab um zurückzulaufen. Ich gab Aela ihren Bogen und schenkte ihr noch ein dankbares Lächeln, bevor ich  Vilkas hinterher eilte.

Er sagte nichts, bis wir wieder in der Methalle angekommen waren. Inzwischen war die Alte die gefegt hatte verschwunden, und außer uns war niemand im Raum. ,,Saphir, rückt endlich raus mit der Sprache, was wollt Ihr hier und warum seid Ihr auf der Flucht? Ist es etwa nur ein dummer Zufall, dass Ihr wie eine Diebin kämpft? Seid Ihr vielleicht aus Rifton geflohen, hat die Gilde sich mit den Thalmor angelegt?" funkelte er mich an. ,,Hört zu, es sind Thalmor in der Stadt, die nach Euch suchen. Sie befragen die Leute, ob sie Euch gesehen hätten." Vilkas schaute mich ernst an. Ich senkte den Kopf, hatte man mich tatsächlich aufgespürt? Wäre meine Flucht jetzt zu Ende und sie würden mich doch noch bekommen? ,,Keine Angst, ich gehe davon aus, dass niemand Euch in Weißlauf gesehen hat. Als ich Euch fand, brachte ich Euch durch einen versteckten Hintereingang in die Stadt. Nun müsst Ihr mir endlich Antworten auf meine Fragen geben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch vor unserer Tür stehen und Fragen stellen. Wenn ich Euch helfen soll, müsst Ihr endlich ehrlich sein" beharrte er. Zögerlich öffnete ich meinen Mund und stotterte: ,,Ich weiß wirklich nicht, warum sie mich jagen. Ich habe ihnen nie etwas getan. Sie nahmen mir alles, gaben mir nichts. Ich weiß nicht." Vilkas schaute mich prüfend an, und wollte etwas erwidern, als es plötzlich an der Tür klopfte.

Mir gefror das Blut in den Adern. Das mussten die Thalmor sein. ,,Schnell, hinter die Tür mit Euch!" befahl Vilkas mir hastig und lief Richtung Tür, an der nun schon zum zweiten Mal geklopft wurde. Ich presste meinen Körper so nah es ging an die Wand und legte eine Hand über meinen Mund, damit ich mich nicht durch meinen panischen Atem selbst verriet. Vilkas schaute schnell noch einmal zu mir, um sich zu vergewissern, dass man mich nicht sah, wenn die Tür geöffnet werden würde, dann zog er die Tür auf. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich betete, dass Vilkas die Elfen daran hindern würde, sofort in den Raum zu stürmen. ,,Kann ich Euch weiterhelfen?" fragte Vilkas gekonnt unschuldig. ,,Wir suchen eine entflohene Gefangene. Sie ist sehr gefährlich, hat einige unserer Männer auf dem Gewissen. Sie ist eine Mörderin." Ich kannte diese Stimme. Das war niemand anderes als Alturiel selbst. Wenn er mich in die Finger kriegen würde, wäre alles vorbei. Er würde nicht gerade sanft mit mir umgehen, soviel stand fest. Tränen sammelten sich in meinen Augen, meine Angst wurde immer schlimmer. Hoffentlich glaubte Vilkas ihren Lügen nicht, er misstraute mir sowieso schon genug. Er schaute kurz unauffällig zu mir hinüber, ich schüttelte vehement den Kopf. Er durfte ihnen nicht glauben! ,,Das klingt ja ganz schön ernst" begann er ,,wie sieht sie denn aus?" Alturiel räusßerte sich und beschrieb: ,,Eine Waldelfe, ziemlich jung. Rotes Haar, blaue Augen, die Mutter war eine Nord. Sie ist von recht kleiner Statur und eher schmächtig. Vermutlich ein gestohlenes Pferd bei sich, eine Schimmel Stute." Nachdenklich schaute Vilkas zu ihnen, dann lachte er auf. ,,Habt Ihr nicht eben gesagt, dass sie gefährlich sei? Eine schmächtige junge Frau soll gefährlich sein? Ihr seid doch bestimmt fast doppelt so groß wie sie." Ich war zwar der Meinung, dass Vilkas mich unterschätze, aber nach dem, was ich ihm eben gezeigt hatte, war diese Einschätzung nicht gerade verwerflich. Alturiels Stimme wurde zornig. ,,Meint Ihr etwa ich denke mir so etwas aus? Ich bin ein Thalmor, von edlem Geschlecht. Nicht so schwach und dumm wie Ihr Menschen. Nun sagt mir, habt Ihr das Mädchen gesehen oder nicht?" Vilkas zuckte mit den Schultern und erwiderte: ,,Ja." Mein Herz klopfte so stark, dass mir schon die Brust schmerzte. Verriet er mich gerade? ,,Wo und wann war das?" fragte Alturiel aufgebracht. ,,Naja nicht in letzter Zeit, aber ich habe sie mal in Markarth gesehen. Ein so auffälliges Äußeres vergisst man nicht. Ich würde mich daran erinnern, wenn ich sie hier in Weißlauf gesehen hätte. Tut mir sehr leid, dass ich Euch hocherhabenen Elfen nicht aushelfen kann." Erleichtert atmete ich auf. Auch wenn er mich wirklich nicht leiden konnte, er erkannte meine Unschuld und lieferte mich nicht meinen Peinigern aus. Aber woher wusste er, dass ich in Markarth war? Ich hatte ihm nie davon erzählt, wo ich gefangen gehalten wurde. Entweder hatte er gut geraten, oder er hatte mich wirklich schon einmal gesehen. ,,Seid Ihr Euch sicher?" knurrte der Thalmor misstrauisch. Vilkas nickte ruhig und überzeugend. ,,Ich werde Euch umgehend verständigen, wenn sie uns unterkommt. Mit Gesetzesbrechern wollen wir nichts zu tun haben. Wir stehen auf der Seite des Gesetzes, vergesst das nicht." ,,Das will ich hoffen" hörte ich Alturiels Stimme wieder ,,sonst würden wir auch gerne einmal Eure Methalle durchsuchen". Mein Magen verkrampfte sich, ich wollte mich übergeben. Was war, wenn er jetzt tatsächlich hereinkam. Vilkas schaute bedrohlich und legte eine Hand an sein Schwert. ,,Die Angelegenheiten der Gefährten gehe Euch nichts an. Ihr habt Eure Geheimnisse, wir haben unsere. Wenn wir das Mädchen aufspüren sollten, werden wir Euch davon in Kenntnis setzen. Ich wünsche noch einen guten Tag und den Segen er Acht." Alturiel seufzte verächtlich, dann hörte ich aber wie seine Schritte sich entfernten.

Als Vilkas die Tür wieder schloss, brach ich auf dem Boden zusammen und weinte. Ich wusste nicht ob vor Erleichterung, dass sie mich nicht bekommen hatten, oder die Furcht, dass sie mich noch bekommen würden. Vermutlich beides. Ich kauerte mich zusammen und versuchte mein Weinen zu unterdrücken, aber es half nichts. Es war mir sehr unangenehm vor Vilkas meine Gefühle zu zeigen, er hielt mich sowieso schon für schwach, das würde dieses Bild nur untermauern. Er sagte nichts und stand immer noch bei der Tür, während mein Weinen Stück für Stück weniger wurde. Nach ein paar Minuten konnte ich mich endlich erheben und sah Vilkas mit geschwollenen Augen an. Er musterte mich nachdenklich und sagte schließlich: ,,Ihr seid keine Mörderin. Jemand der gewissenlos tötet, würde nicht so wahnsinnig bleich und zittrig werden, weil der Feind an der Tür klopft. Wenn Ihr Thalmor getötet habt, ist das vermutlich aus Notwehr gewesen. Außerdem seid Ihr ein echtes Desaster was die Schwertführung angeht. Aber ich brauche mehr Informationen von Euch, ich habe gerade meinen Kopf für Euch hingehalten und ich bin nicht bereit ihn für Euch zu verlieren. Vielleicht täuscht mich mein Gefühl ja auch nur, und ich hab es hier tatsächlich mit einer hervorragenden Hochstaplerin zutun. Wenn dem so ist, wäre es ein Verbrechen Euch zu beherbergen und die Ermittlungen der Thalmor zu behindern. Also, seid Ihr endlich bereit zu sprechen?" Zögerlich schaute ich zu Boden. ,,Es ist schwer, wisst Ihr?" ,,Das ganze Leben ist schwer, damit müsst Ihr Euch abfinden. Wenn Ihr unsere Hilfe wollt, brauche ich Antworten. Sprecht. Jetzt." Schweren Herzens hob ich meinen Blick und holte tief Luft, dann begann ich: ,,Ich habe nicht gelogen, ich weiß nicht, warum die Thalmor mich wollen. Als ich dreizehn war, töteten sie meine Mutter und entführten mich nach Markarth. Davor hatte ich in Rifton gelebt, Kämpfen lernte ich in der Gilde. Etwa sechs Jahre war ich in ihrer Gefangenschaft, dann gelang mir die Flucht. Ich kam hierher um ein neues Leben zu beginnen. Ich will doch einfach nur frei sein. Ich will einfach nur ein zuhause haben. Die Thalmor lassen das aber nicht zu, sie wollen mich wieder einsperren und quälen und ich habe keine Idee warum." Wieder rollten die Tränen meine Wangen hinunter. Vilkas sah mich fast schon mitleidig an. ,,Seht Ihr, das war doch gar nicht so schwer" meinte er gespielt locker, aber man hörte die Unsicherheit aus seiner Stimme heraus. Ein paar Minuten standen wir still voreinander, dann brach er schließlich das Schweigen: ,,Ich muss jetzt los, etwas in Weißlauf erledigen. Das mit dem Schwert üben wir noch, nehmt Euch etwas zu Essen oder so." Hastig schritt er wieder zur Tür und drehte sich noch ein letztes Mal um, bevor er verschwand.

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