"Baby wir sind in demnächst in Hamburg. Dann kommst du zu mir." Mit gläsernen Augen schaute die Schwangere zu Ihrem Freund hoch. Sie standen vor Bastis Auto und verabschiedeten sich. "Ich glaub ich geh wieder ins Bett und steh nicht mehr auf, bis wir uns wieder sehen", murmelte Sina trotzig. Basti lachte leise auf. Süß war sie ja schon. "Fahr vorsichtig ja? Wir brauchen dich noch" Sie drückte ihm einen Kuss auf das Kinn. 'Wir brauchen dich noch' Bastis Bauchkribbeln intensivierte sich. Es war schön gebraucht zu werden. Er nickte und küsste sehnsüchtig ihre Lippen. Dann drehte er sich um und stieg ein. Er wollte es nicht noch schwerer machen. "Ich meld mich, pass auf euch auf, ja?" Sina stolperte zurück auf den Bordstein und nickte mit verschleiertem Blick. "Ja...", hauchte sie und beobachtete, wie ihr Freund seinen Polo startete und langsam davonfuhr. Jetzt war sie wieder alleine. Konnte sie Basti vertrauen, sie nicht, wie Matt, komplett alleine zu lassen? Würde es ein Wiedersehen geben?
[...]
Ja, das gab es. Jeden Abend über den Bildschirm ihres Handys. Basti rief sie jeden Abend an. Egal wo er sich befand. Sei es Zuhause, im Hotel oder backstage vor der Show. Es wurde zu ihrer Routine und das tat beiden Seiten unheimlich gut. Jegliche Einschränkung: Basti passte stets auf, dass Matt von der Sache so wenig wie möglich mitbekam. Zumindest von der Gefühlsseite der beiden. Er wollte nicht unnötig Ärger haben. Zumindest vorerst. Da sich die Hotel-Konstellation der Band seit der Auseinandersetzung ohnehin geändert hatte und sich Dominique meist ein Hotelzimmer mit Matt teilte, bekam nur Karsten "mehr mit".
"Sag mal Basti, was läuft da zwischen Sina und dir?", fragte Karsten eines Abends, nachdem er aus dem Badezimmer trat, nur um zu beobachten, wie Basti das Videogespräch beendete. "Wieso?", erwiderte der Gefragte. Karsten studierte den Gesichtsausdruck des Jüngeren. Er schien nervös und biss sich auf die Lippe. Basti hatte zwar ohnehin geplant, es seinen Bandkumpanen nach und nach schonend beizubringen, am besten vor dem Hamburgtermin, aber bislang hatte sich die Situation einfach noch nicht ergeben. Er wusste, dass es die einzige Möglichkeit war, dass er für Sina vollkommen da sein konnte. Dass es die einzige Möglichkeit war, dass er sie lieben konnte, wie sie es verdient hatte.
Karsten sah ihn nur vielsagend und fordernd an. "Sina und ich sind ein Paar" Basti atmete aus. Jetzt war es raus. Zumindest der Anfang war getan. Sein Bandkollege schaute ihn einen Moment überrascht an, fing dann aber an zu lächeln. Er ging einen Schritt auf Basti zu und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett, auf welchem Basti saß. "Schön, dass du ehrlich bist! Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis sich bei euch Gefühle entwickeln. Du hattest schon immer eine Schwäche für sie" Basti lief rot an.
War es so offensichtlich gewesen? "Und unauffällig verhaltet ihr euch auch nicht gerade. Du bist der einzige, dessen Followanfrage sie bei Instagram angenommen hat und auch wenn du versuchst immer nur dann mit ihr zu reden, wenn keiner darauf achtet. Denk nicht, dass wir das nicht schon mitbekommen hätten, dass du extrem regen Kontakt zu ihr hast" Basti schluckte. "Denkst du Matt...?" Er musste die Frage nicht zu Ende stellen. Zu seiner Erleichterung schüttelte Karsten den Kopf. "Nein. Er denkt, du machst das, um ihn zu ärgern. Nachdem du ihn hast so abblitzen lassen, als er dich um Hilfe gebeten hat, denkt er du willst Rache. Der ist so fest davon überzeugt, dass er es vermutlich nicht einmal schnallen würde, wenn du sie vor seinen Augen küsst".
So sehr Basti es erleichterte, dass Matt nichts ahnte, so sehr beunruhigte ihn diese Information. Er hatte die schlimme Befürchtung, dass da noch einiges auf ihn und Sina zukommen würde. Und die Befürchtung sollte nicht unbegründet bleiben.