Der Kreis machte Platz für Khal Sverrir. Die zwei Barbaren schauten ihn kurz an.
"Was ist hier los?", brüllte der Häuptling.
"Die angebliche Drachenkönigin ist eine Betrügerin. Keine Frau kann fünf Drachen haben", antwortete der Barbar von gestern.
"Und was ist mit dir?", fragte der Khal den anderen.
"Ich habe ihn davon abgehalten sie heute Nacht umzubringen", sagte dieser. Der Häuptling fixierte den Wikinger, der mich umbringen wollte. Wut und Entsetzen überrollte mich. Der Mann wollte mich also umbringen? Dem zeige ich es.
Ich ging durch die Menschenmenge, die mir Platz machte.
"Ich bin also eine Betrügern?", fragte ich laut und trat vor den Barbaren der mich umbringen wollte.
"Wie heißt du?", wollte ich wissen.
"Fjell."
"Nun dann Fjell. Hier hast du die Möglichkeit mich umzubringen", bat ich ihm an.
Fjell blinzelte kurz und schaute dann zu seinem Häuptling. Dann stach er mit seinem gebogenen Schwert in meine Richtung. Ich wich ihm mühelos aus.
Ein anderer Barbar gab mir meine zwei Schwerter. Ich ließ sie kurz aneinander schleifen und schaute Fjell an, der vor mir stand und mich anstarrte.
"Was ist denn Fjell? Noch nie eine Drachenreiterin gesehen?", provozierte ich ihn. "Betrügerin", brüllte er und griff mich an.
Ich wich ihm aus oder federte seine Schläge und Hiebe ab. Manchmal startete ich auch einen Angriff. Mein eines Schwert verpasste ihm einen tiefen Kratzer an der Wange und mein anderes verpasste ihn einen Stich ins Bein.
Um uns herum war es still.
Ich wusste das der Barbar mehr Ausdauer und Kraft hatte. Aber ich ich hatte meine Schnelligkeit und Wendigkeit.
Sein Schwert verpasste mir eine Wunde am Oberarm.
"Wollen wir wirklich so weiter machen?", fragte ich Fjell. Wir umkreisten uns wieder. Dann blieb ich stehen und schloss die Augen. Ich wusste selber wie riskant das war, aber dieser Kampf war unnötig.
Drachengekreische kam vom Himmel. Sofort machte ich meine Augen wieder auf.
Die Barbaren schauten erschrocken zum Himmel. Als erstes schoss die Drachenkönigin durch die Wolken, gefolgt von den Elementdrachen. Sie kreisten ein paar Mal über dem Dorf bevor sie landeten. Ich spürte, was die Barbaren für einen Respekt von den Tieren hatten.
Fjell starrte die Drachen an. "Du sagtest ich wäre eine Betrügerin", fragte ich Fjell.
Er schaute mich an und knirschte mit den Zähnen. Eingeschnappt stampfte er davon.
Ich ging zu Aroa und strich ihr über die Nüstern.
Khal Sverrir kam auf mich zu. Die Drachen knurrten leise.
"Wir nehmen euren Vorschlag an", meinte er und wir schüttelten uns die Hände.
Dabei schauten wir uns in die Augen.
"Behaltet mein Pferd als Symbol unseres Bündnisses", verabschiedete ich mich und stieg auf Aroa. Matthias ritt bereits los und Khal Sverrir nickte.
Dann ließ ich Aroa in die Höhe steigen. Die anderen Drachen folgten uns.
Es dauerte nur ein paar Stunden bis ich wieder zurück im Dorf war. Matthias wird schon nach kommen.
In den nächsten Wochen brach der Herbst herein und es wurde kühler. Die Bäume färbten sich in lauter Gelbtone, Orangetöne und Rottöne. Wir bereiteten uns auf den Winter vor und auf einen eventuellen Kampf. Das Dorf ist ein wenig gewachsen. Es standen mehr Hütten da und die Lagerhäuser wurden vergrößert.
Dadurch, dass der Norden keine Abgaben mehr zahlen musste, werden auch alle den Winter ohne großen Hunger überstehen.
Ich war gerade auf dem Weg zum Rathaus als plötzlich paar Leute schrien: "Barbaren!"
Ich horchte auf und schaute zu den Bauern die am Dorfrand standen.
Und tatsächlich kamen aus dem Waldrand Pferde auf denen die Barbaren saßen. Ganz vorne ritt Sverrir auf seinem pechschwarzen Pferd. Khal Sverrir hatte wieder seine Wikingerklamotten an und einen schwarzen Bärenumhang. Die Dorfbewohner machten Platz und bildeten eine Schneise die zu mir auf den Dorfplatz führte. Khal Sverrir und sein Gefolge, fünf Reiter, hielten vor mir an und der Häuptling stieg ab. Zur Begrüßung gaben wir uns einen Handschlag.
"Willkommen. Was führt euch her?", grüßte ich Khal Sverrir.
"Lass uns das woanders besprechen. Gibt es hier eine Versammlungshütte?"
"Ja klar. Folge mir", antwortete ich und ich führte ihm zum Rathaus.
Zwei seiner Leute folgten ihm. Im Rathaus fand ich alle Ältesten vor.
Sie erschraken ein wenig von dem Anblick der Barbaren, aber ließen es sich kaum anmerken.
"Was führt euch zu uns?", wollte einer der Männer wissen.
Khal Sverrir nahm auf seinem Stuhl Platz.
"Meine Jäger berichteten mir von fremden Truppen die durch die Wälder patrouillieren. Sie sind nicht aus dem Norden. Aber sie noch südlicher von hier das heißt sie werden wohl noch nicht euer Dorf oder die anderen Dörfer entdeckt haben. Ich wollte es euch mitteilen und euch bereit machen, dass es bald einen Kampf gibt. Meine Männer sind ausgezeichnete Kämpfer, weshalb wir euch Kampftraining geben wollen als Dank für euer Bündnis", erklärte der Häuptling.
Seit wann sind Barbaren so freundlich?
Die anderen dachten das wohl auch denn sie sahen ein wenig ungläubig aus.
"Vielen Dank für eure Information", bedankte sich einer der Ältesten. Ein anderer fragte: "Wie lange habt ihr vor zu bleiben?"
"Ein Woche ungefähr."
Ich nickte. "Es gibt ein paar Hütten, die ihr benutzen könnt", meinte ich.
Wir verließen das Rathaus wieder und ich zeigte den Barbaren zwei Hütten.
"Wenn ihr was braucht dann sagt es mir", bot ich an.
Khal Sverrir nickte.
In den nächsten Tagen freundeten sich die Barbaren ein wenig mit den Dorfbewohnern an und sie gaben ihnen Kampftraining.
Eines Nachmittags kamen zwei Jäger unseres Dorfes wieder und schleppten jemanden mit sich. Sie hatten ihm die Hände zusammen gebunden und zogen ihn hinter sich her.
"Wächterin des Nordens! Wir haben einen Mann gefunden der sich in der Dorfnähe aufgehalten hatte und spionieren wollte", rief der eine Jäger.
Ein paar Dorfbewohner kamen aus ihren Häusern. Khal Sverrir stand neben mir und die zwei Jäger brachten den Mann zu uns.
Als der fremde Mann vor mir auf die Knie geschubst wurde, erkannte ich ihn.
"Lian?", fragte ich ungläubig und der Mann hob seinen blonden Wuschelkopf.
"Xenia?", fragte Lian.
"Macht ihn los und helft ihm auf. Er ist ein Freund von mir", befahl ich den Jägern.
Sie gehorchten und Lian stand auf. Seine Kleidung war braun vor Schmutz und sein Gesicht war auch dreckig.
"Was ist passiert?", fragte ich ein wenig entsetzt.
Lian musterte Khal Sverrir kurz misstrauisch und erzählte dann kurz: "Nachdem die Einhörnerarmee die Hauptstadt erobern haben, bin ich geflüchtet in den Norden."
"Komm. Geh erstmal dich sauber machen", meinte ich und führte ihn zu mir nach Hause. Als ich mit Lian an Khal Sverrir vorbei ging, musterte er ihn.
Bei dem Bauernhof angelangt führte ich Lian in das Haus. Meine Mutter kam mir entgegen.
"Nanu, wer ist das?", fragte sie verwundert.
"Darf ich vorstellen? Das ist Lian Lightong mein ehemaliger Kampflehrer. Zwei Jäger haben ihn im Wald gefunden", antwortete ich und führte Lian in unser kleines Badezimmer. Ich gab ihm frische Klamotten und ein Handtuch und machte dann die Tür zu.
"Unglaublich. Er hat es zu Fuß von der Hauptstadt bis hierher geschafft", meinte meine Mutter und machte Suppe warm.
"Ich schätze mal er hat Hunger", fügte sie hinzu.
"Danke Mum. Kannst du dich um ihn kümmern? Ich muss zurück ins Dorf", bat ich sie.
"Ja klar, geh ruhig."
Ich verließ den Bauernhof und beobachtete ein paar Männer die auf der Wiese mit den Barbaren kämpfen übten.