Auch wenn er bei mir geschlafen hatte und ich eventuell auch mit ihm, kam er morgens nicht drum rum die DVD's noch einzuräumen.
Ich machte mich fertig während Raf mit seinen Löckchen auf dem Boden saß und alles einsortierte wie es eben seine Richtigkeit hatte.
Er sah zehn Jahre jünger durch die Locken aus.
Fertig angezogen kam ich wieder zu ihm und musste ihm einfach ein drittes Mal durch diese süßen Locken wuscheln. Das konnte man echt nicht stylen... Es tat mir leid aber nein, irgendwie nicht.
,,Treffen wir uns morgen wieder?" fragte Raphael mich als ich meine Arme von hinten um ihn gelegt hatte. ,,Können wir machen. Dann können wir ja den zweiten Teil von Bambi gucken." schlug ich vor.
,,Können wir das bei mir machen?" fragte er und legte seine Hand auf meinen Arm.,,Hast du einen DVD- Player?" Ich gab ihm einen Kuss auf seinen Hals und legte dann meinen Kopf auf seiner Schulter ab.
,,Ich hab 'ne PS4. Das reicht."
,,Okay. Dann nehm ich das morgen mit." murmelte ich und drückte mich an ihn.
Obwohl diese Nacht mir viel bedeutete, sah ich ein, dass mehr zwischen uns noch nicht laufen konnte. Trotzdem wollte ich ihn als Freund behalten und ich denk wir waren so erwachsen, dass das kein Problem für uns sein sollte.
Ich war ihm so dankbar, dass er in mein Leben gekommen ist. Er hat mir wirklich dabei geholfen die Kurve zu kriegen die ich eigentlich schon längst verpasst hatte.
,,Willst du was essen bevor wir gehen?" fragte ich ihn und ließ Raf los.,, Alles gut. Ich kauf mir nachher was." er packte die letzte DVD ein und klappte das Sideboard zu.
,,Gut. Dann können wir los." meinte ich und half ihm hoch.
Wir zogen unsere Schuhe an und gingen zusammen zur Bahnhaltestelle wo wir uns nebeneinander hinsetzten.
,,Wo wohnst du eigentlich?" fragte ich ihn. ,,Fünfhaus dahinten, die Ecke." meinte Raphael nur und wedelte mit seiner Hand umher.
,,Achso." schonmal nicht zu weit weg.,,Also kommst du gleich nach der Arbeit zu mir oder wie?" So machten wir das. Wieder was worauf ich mich morgen freute.
Aber morgen war Freitag und er hatte mir erzählt, er ist ab Sonntagabend nicht mehr in Wien.
Die Zeit ist schon blöd...
Umso mehr nutzte ich den morgigen Tag aus, wo ich auch bei ihm schlief und das hieß, ich musste mehr Sachen mitnehmen.
Aber ich bekam das ganz gut mitgeschleppt. Das war kein großes Ding. Zum Glück. Ich hatte echt Angst das würde schwerer sein.
,,Soll ich dir was abnehmen?" kam Raphael von vorne auf mich zu als ich gerade auf dem Weg zur Bank war. Er drückte seine aufgerauchte Zigarette in den dafür vorgesehenen Mülleimer und wartete nicht mal nach einer Antwort und nahm mir gleich meinen Beutel ab. Das war echt nicht nötig zumal wir jetzt eh saßen aber egal.
,,Wie war dein Tag?" fragte er mich und sah zu mir.,,Ganz gut. Es ist heute tatsächlich nichts schief gelaufen." murmelte ich und sah auch zu seinen knuffigen braunen Augen.,,Und bei dir?" hing ich meine Frage hinten ran.,,Ach, eigentlich auch ganz gut. Bis eben war ich sogar noch mit ein paar Freunden draußen." Freute mich wirklich.,,Du wolltest mir noch was erzählen." wies ich ihn auf diese Sache drauf hin.,,Ich hab mir ja dein Handy angeguckt." fing er nervös an und sah jetzt auf seiner Hände.,,Was hast du gesehen?" fragte ich ihn panisch. Vielleicht war da was, was ich nicht gelöscht hatte? Hatte das Handy vielleicht die ein oder andere Sache nicht gelöscht?,,Dieser Typ der dich vor 'nem Monat hier belästigt hat. Du kanntest den?" fragte er wobei ich ihm aber nicht zu hörte sondern nur auf die andere Straßenseite sah, wo ein Mann lang ging, den er gerade angesprochen hatte. Er blieb stehen und holte sein Handy raus. Er machte jedoch nichts was mir Angst machen sollte, bis auf das er mich vielleicht stalkte. Gestern hatte ich ihn auch gesehen.
Aber Raf hatte ich das nicht erzählt.
,,Was hast du gesagt?" fragte ich ihn und sah wieder in seine Richtung. ,,Der Typ der dich angefasst hat. Ihr kennt euch." wiederholte er sich etwas ernster.
,,Ja... Damals war so eine Sache aber das hatte sich eigentlich geklärt." erklärte ich mit meinen Gedanken an diese Zeit zurück. Gerichtstermine hier und da...
,,War das das erste Mal, dass du sowas erfahren hast?" Ich konnte mir jetzt ganz gut denken, dass er das irgendwie gesehen haben musste...,,Du hast das Video gefunden?" fragte ich betrübt.
,,Nicht ganz. Nur den Anfang. War das das einzige Mal? " Ich schüttelte mit dem Kopf. ,,Ich will und kann es nicht aufzählen. Ich vertrau dir schon aber ich fühle mich nicht wohl dabei darüber zu reden." sagte ich. ,,Ist in Ordnung. Das verlange ich auch nicht von dir. Aber wenn du trotzdem mal über irgendwas reden willst, kannst du das bei mir tun." Ich nickte und sah wieder zur Stelle wo Lucas bis eben stand.
Nun war er weg.,,Wo guckst du dauernd hin?" fragte er mich und sah in die selbe Richtung.
,,Ich hab da ein Hund ohne Herrchen gesehen. Aber gerade ist da noch jemand lang gelaufen." log ich ihn an und sah mit großen Augen auf den Boden. Ich hatte schreckliche Angst, wenn er uns jetzt wirklich verfolgte... Angst um Raf und auch Angst um mich, wenn ich allein war. Zum Glück kam nun der Zug. Ob wer einstieg sah ich ja... Es stieg aber keiner ein. Da war ich mir irgendwie sicher...
Das beruhigte mich ein bisschen.
Seufzend legte ich meinen Kopf an Raf's Schulter.,,Ich hab dich lieb." murmelte ich. Raphael legte seine Hand auf mein Bein und streichelte es sanft. Okay, das beruhigte mich!
Trotzdem, auch in Raphael's Anwesenheit fühlte ich mich unwohl deswegen. Ich fühlte mich zwar ziemlich sicher aber das war nicht das selbe. Dabei bin ich mir auch sehr sicher, dass er wusste dass etwas nicht stimmte.
Ich konnte es kaum erwarten in seine Wohnung zu kommen.
Beeindruckend bescheiden. Ich wusste ja, dass er etwas mehr Geld hatte wegen seiner Marke aber es war eine ganz normale Wohnung. An der Garderobe hing ich meine Jacke auf und in den Schrank darunter verstaute ich meine Schuhe wie auch Raf seine.
,,Willst du Mittag essen? Ich kann dir Nudelauflauf warm machen."
,,Ja danke. Nett von dir." Ich überprüfte nochmal ob die Tür ganz zu war bevor ich ihn ins Wohnzimmer folgte, wo nebenan anscheinend eine offene kleine Küche stand. Das ist krass klein hier. Da ist ja selbst meine Wohnung größer.,,Willst du lieber auf der Couch schlafen oder mit mir? Bei mir!" korrigierte er sich schnell und öffnete den Kühlschrank um einen Teller mit Alufolie umwickelt heraus zu holen.
,,Bei dir. Wir werden eh zusammen wieder einschlafen also macht es gar keinen Sinn zu fragen." schmunzelte ich und dachte an gestern...,,Okay." meinte er nur und stellte den Teller in die Mikrowelle.
,,Ich hab was für dich, fällt mir gerade ein." sagte Raf und drehte sich um. Ich folgte ihm in sein Schlafzimmer, welches dann doch etwas größer und edler eingerichtet war, wenn man das so sagen konnte. Hier war generell alles weiße Wände und schwarze Möbel.
Aber das Bett war echt groß...
Darum sollte es aber jetzt nicht gehen. Er ging zu der weißen Schrankwand und öffnete eine Tür.
Ich grinste als er nach dem kleinen Teddy griff und sich wieder zu mir umdrehte.,,Ich dachte wenn ich weg bin kannst du den vielleicht gebrauchen." sagte Raf dazu als er ihn mir gab. ,,Der ist total süß, danke." sanft drückte ich meine Lippen auf seine Wange und sah mir grinsend den kleinen Teddy an.
Er war hellbraun und hatte braune Augen und eine rote Schleife um den Hals gebunden.
,,Essen sollte fertig sein." Als er an mir vorbei ging, legte er kurz seine Hand an meine Taille aber ließ schnell wieder los. Das wird ein schöner Abend...
Mit dem Auflauf setzten wir uns dann auf sein Bett und schmissen den Film an. Ich fands schade, dass er keine Löckchen mehr hatte...
Dafür waren seine Haare jetzt weicher und rochen wahnsinnig gut.
Er stellte seinen Teller auf den Boden worauf ich ihm meinen gleich hinterher gab.
Raphael legte sich etwas tiefer hin und richtete das Kopfkissen hinter sich. Ich bevorzugte da lieber seine Brust als Kopfkissen. Vielleicht nicht ganz so weich aber doch um längen bequemer.
Mit seinen Fingerspitzen fuhr er langsam durch mein Haar während ich seinen sanften Atem an mir spürte. In meinen Ohren klang sein Herzschlag wie Musik...
Ich schmiegte mich fest an ihn und fuhr mit meinem Finger in kleinen kreisen über seinen Bauch. So schlief ich nachher gern ein...