"Fuck", riefen beide Brüder gleichzeitig, schockiert aus. Sie rutschten noch näher an mich ran und schlossen mich in ihre Arme.
Wieder über meine Brüder zu erzählen und mich erneut jemanden zu öffnen, machte mich doch fertiger als gedacht. Meine Dämme sind nun endgültig gebrochen und ich schluchzte laut an Jack's und Jason's Schultern, während sie einfach nur für mich da sind und nichts sagten. Durch ihre geborgene Wärme die sie ausstrahlen, hatte ich mich nach einigen Minuten wieder beruhigt. Was auch die sie mitbekommen hatten.
"Es tut uns so leid Lu. Das hast weder du noch deine Mum verdient.", fing Jack an zu reden. "Wir wissen nicht wie schlimm sich so was anfühlen muss aber wir können es erahnen. Ich hätte es nicht so wegstecken können wie du. Man sieht wie stark du bist und das du dich nicht so leicht unter kriegen lässt. Man sieht, dass du langsam aber sicher daran kaputt gehst, obwohl du eine echt harte und undurchdringliche Mauer um dich erbaut hast. Aber lass dir eins gesagt sein. Du bist nicht mehr allein, denn jetzt hast du uns zwei Kaoten an deiner Seite und wirst uns so schnell nicht mehr los. Glaub uns. Letztendlich sind wir wie lästige Flöhe die einen auf den Sack gehen.",sagte nun Jason und zwinkerte mir verschmitzt zu.
Jack und mir entlockte, die Bemühung die Stimmung leicht aufzulockern, ein kurzes Lachen.
"Danke, Jungs", murmelte ich leise nachdem ich mich wieder an Jason's Brust gekuschelt habe. Daraufhin antwortete niemand von beiden. Wir drei lagen einfach aneinander geschmiegt in meinen Bett und hängen unseren Gedanken hinter her.
"Die drei werden sowas von was von uns auf die Fresse bekommen. Sie können dir doch nicht einfach so, so viele schmerzen bereiten", sagte nun Jack nach längeren Schweigen, mit Zorn in der Stimme.
Sofort saß ich kerzengrade im Bett und sah sie panisch an. Na ja... Ich sah Jason panisch an, während Jack durch meine ruckartigen Bewegung von Bett fiel. " So eine verdammte scheiße! Ah.. mein Rücken..", kam es gequält vom Boden, was mich heftig zum Lachen brachte.
Nur kurze Zeit später, in der sich auch Jack wieder aufgerappelt hat, wurde ich wieder ernst. "Bitte sagt es ihnen nicht. Sie sollen nicht wissen wer ich bin und wenn hier schon einer jemanden von denen eine in die Fresse haut, dann ja wohl ich. Entweder sie kommen selber drauf und sind mir und Mum dann eine saftige Erklärung schuldig oder sie können da bleiben wo der Pfeffer wächst und weiterhin mit irgendwelchen Silikon implantierten Barbie's Speichel tauschen. Bahh.. allein schon wenn ich daran denke wie Luc mich angemacht hat, wird mir schlecht. Verdammte scheiße er ist mein Zwillingsbruder und er hat mich angemacht, als wäre ich seine nächste Schlampe auf der Liste.",sagte ich mit angewidert verzogenen Gesicht, was die beiden zum lachen brachte. "Jaja lacht ruhig, so lustig.", augenverdrehend sah ich sie an und hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Es fühlt sich gut an das sie es wissen. Sie sind jetzt schon wie Familie und ich werde alles dafür tun, dass sie nie irgendwie zu Schäden kommen werden. "Keine Sorge Kleine, wir werden ihnen nichts sagen aber jetzt komm her und leg dich wieder zu uns. Wir können ja noch etwas erzählen. Dad und Alisia sind bis morgen Abend weg. Das heißt wohl sturmfrei.", sagte Jason und breitete seine Arme auffordernd aus. Das ließ ich mir natürlich nicht zwei mal sagen und fiel ihn in die Arme während Jack mich von hinten umarmte.
Sobald ich wieder zwischen den beiden lag, seufzte ich zufrieden auf, was die beiden mit einen leisen Lachen quittierten. "Also. Zum Thema zurück. Was meintest du vorhin mit, ihr verschwinden war das Anfang vom Ende?", fragte Jack interessiert.
Ich spannte mich kaum merklich an und vergrub mich mehr in Jason's Brust. "Ich..Ich kann es euch nicht sagen. Es geht einfach nicht. Sagen wir es so. Es sind viele Sachen passiert die ich nur all zu gern vergessen würde, aber das geht nicht. Sie haben versprochen mich nie zu verlassen und immer auf mich aufpassen. Nun, das haben sie sowas von vergeigt. Es gehört zu meiner Vergangenheit und meine Vergangenheit hat mich zu dem geformt was ich heute bin. Viele Sachen will ich einfach nur vergessen, was nicht geht, denn sonst müsste ich auch Sachen vergessen die schön waren. Ich müsste das Kennenlernen von Liam und mir vergessen, wo ich ihn angemault habe, dass er gefälligst aufpassen soll wo er hin geht und er mir als Entschädigung für den verschütteten Kaffee, eine Pizza gekauft hat. Oder ich müsste vergessen wie ich empfunden habe, als ich dachte Isaac wäre Tod und dann auch das Gefühl, als ich ihn wieder sah und dadurch wusste, dass er noch lebt. Es gab zwar viel schlechtes in meiner Vergangenheit und wahrscheinlich wird auch noch viel mehr negatives passieren, aber die positiven Situationen, die es in meinem Leben gab, will ich auf keinen Fall vergessen, egal was für ein Schmerz es mit sich bringt. Aber genug von meiner Wenigkeit. Wie sieht es bei euch aus? Erzählt doch mal bisschen über euch. Man seit ihr es eigentlich noch nicht satt mich die ganze Zeit labern zu hören?!", lachte ich und sah die Jungs auffordernd an.
Nachdem wir aufhörten mit Lachen, begannen beide etwas über sich zu erzählen.
Ich hab erfahren, dass ihre Mutter vor ein paar Jahren an Krebs starb, die Jungs in der Zeit alle für sie dar waren und sie wieder aufgebaut hatten. Außerdem Skaten sie gerne, mögen Lacrosse und lieben Autos über alles, was ich nur zurückgeben kann. Es hat keine Stunde gedauert, während wir so locker miteinander sprachen und lachten, bis ich müder wurde und meine Augen immer wieder ungewollt zu fielen.
Während ich gegen meine Schläfrigkeit kämpfte, erzählten sie aufgeregt von einen Zwischenfall von Liam und irgend so einer Barbie, welche ihn mitten in der Schulcafeteria mit Wasser vollgeschüttet hatte weil er mit einer anderen vor ihren Augen rum gemacht hat. Ach ja mein Teddy bringt sich immer wieder in missliche Zustände. Aber es wäre nicht Li, wenn er sowas nicht extra provozieren würde.
Anscheinend merkten die beiden nun auch, dass ich schon im Halbschlaf war, gaben mir einen Kuss auf dir Stirn und murmelten ein leises 'Schlaf gut, Kleine'.
Kurz bevor mir meine Augen letztendlich komplett zu fielen erwiderte ich leise ein 'Ich hab euch Lieb, Idioten' und fiel dann in einen traumlosen Schlaf, während die beiden es sich bequemer neben mir machten und auch einschliefen.