Won't lose you

By MrsTomboy

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Es sind schon fast drei Jahre vergangen seit ich mich für Bram entschieden habe und es war die schönste Zeit... More

Kapitel 1 (Hochzeit)
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23 (Treffen)
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64

Kapitel 59

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By MrsTomboy

Für einen kurzen Moment ist es still, sobald die Autotür zuknallt und ich schließe die Augen, während sich ein nerviges Piepen in meinen Ohren ausbreitet.
Doch sobald Bram auf der Rückbank neben mir raschelt, verfliegt die Ruhe und ich rutsche näher an ihn heran.
Lennard sitzt derweil auf dem Beifahrersitz und hält sich scharf atmend die Seite. Ich weiß nicht mehr, wo ich anfangen oder was ich sagen soll. Also lege ich meine Hände einfach auf Brams Schenkel und wende mich Lennard zu, während sich Rufus an den Lenker setzt. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich jetzt sicherer fühle. Solange er hier ist werde ich nicht sagen können, dass es endlich vorbei ist. "Wie geht es dir, Lennard?" krächze ich und starre auf den blonden Schopf.
"Wird schon." brummt er angestrengt. "Ich wurde nur ungünstig getroffen."
Benommen nicke ich und habe ein Gefühl der Schwerelosigkeit, sobald der Wagen losrollt und uns mit einem starken Schwung von dieser Hölle wegfährt.
"Ich hoffe nur, dass später keine Blutflecken in meinem Auto sind." knurrt er angepisst hinterher. "Bram, wie geht es dir?"
Sofort richtet sich mein Blick wieder auf diesen, doch er sitzt mit geschlossenen Augen da und ringt mit seinem schwankenden Kopf. "Ich bezweifle, dass er bei uns ist." murmle ich bedrückt. Seine Augen öffnen sich, doch die Lider liegen so tief, dass ich kaum das warme Braun erkenne, welches normalerweise sofort heraussticht. Sein Kopf neigt sich immer wieder nach vorne, als würde er nur unter Schlafmangel leiden.
"Bram." bellt Lennard trotzdem und sieht in den Rückspiegel nach hinten.
Kurz knurrt Bram auf. "Gut. Ich muss... runterkommen." antwortet dieser doch zu meiner Überraschung.
"Die Wirkung könnte noch mehr als eine Stunde anhalten." murmelt Rufus vorne.

Ausatmend fluche ich aus und nehme die Hände wieder weg, um sie auf meinen eigenen Schoß zu legen. Ich muss unbedingt mit ihm reden. Jetzt, wo er neben mir ist, muss ich wissen, wo wir stehen. Der Drang nach Klarheit schmerzt schon in meiner Brust.
Unter dem Rütteln, welches der unebene Weg verursacht, spüre ich etwas an meinem Schenkel und erkenne Brams Fingerspitzen, als ich hinsehe.
Überrascht sehe ich in sein Gesicht, welches sich jedoch kaum verändert hat. Es ist nur angestrengter geworden.
Langsam mit Bedacht versucht er seine Hand nun auf meinen Oberschenkel zu legen, während ich mich nicht bewegen kann. Ich beobachte nur seine Finger und lege meine erst dann auf seine, als er es endlich geschafft hat.
Und obwohl ich ein kurzes Drücken erwarte, bleibt es aus. Es ist natürlich verständlich, immerhin steht er unter dem Einfluss von Drogen und besitzt kaum irgendwelche Kraft, aber ein wenig enttäuscht bin ich dennoch und desto länger ich darauf warte, desto unruhiger werde ich. „Ich liebe dich." krächzt er dann plötzlich und mein Kopf schnellt zu ihm hoch.
Der verzerrte Ausdruck zeigt seine Mühen, was mein Herz einmal gewaltig aufschlagen lässt. Normalerweise würde ich sofort erwidern und das will ich auch, aber es ist, als wäre ich in einer Blockade. Es fehlt etwas, bevor ich weitermachen kann und das ist die Gewissheit.
Desto länger ich nichts sage, desto mehr verändert sich sein Ausdruck. Ich will ihn fragen, aber ich kann kein Wort sagen.
"Hier." höre ich es von Rufus und bin erleichtert für die Ablenkung. Als ich zu ihm sehe, hält er mir eine Wasserflasche entgegen, die ich unsicher annehme. "Damit vergeht die Wirkung vielleicht schneller. Aber pass auf, dass er nicht alles wieder ausspuckt oder sich verschluckt."

Bedrückt öffne ich die Flasche und lege sie an Brams Lippen, doch er scheint sie stur zusammenzupressen. Ein Teil von mir - der genug Zeit mit diesem Sturkopf verbracht hatte - weiß schon ganz genau, dass es wegen der Worte ist, die ich nicht ausgesprochen habe. Also bleibe ich ebenso hartnäckig und meine, dass er alles versuchen muss, um wieder die Kontrolle über seinen Körper zu erlangen. Erst dann gibt er nach.
Bei der folgenden Stille merke ich, wie mein Kopf wieder weiter umherschwankt und schließe für den Moment die Augen.
Wir haben schon schlimmeres hinter uns.

Erst bei dem Ächzen von Lennard kehre ich zurück aus der Watte in meinem Kopf und sehe ihn besorgt an, während ich die Flasche wieder schließe und sie wie einen Anti-Stress-Gegenstand nutze, indem ich sie in meinem Schoß hin und her schubse und drücke.
"Wie lange brauchen wir noch zu deinem Arzt?" ächzt Lennard.
"Ungefähr 30 Minuten, wenn ich nicht auf den Straßenverkehr achte. Ich hoffe, ein paar Strafzettel machen dir nichts aus." meint Rufus.
Ich höre Lennards folgendes Knurren, doch nicht mehr seine Antwort, da ich vollkommen der Starre verfalle. Wir fahren erst zu einem Fremden?

Mit weit aufgerissenen Augen versuche ich eine stabile Atmung beizubehalten, aber sie bleibt auffällig und keuchend. Ich kann nicht auch noch dorthin fahren. Das hatte ich gar nicht bedacht.
Ich will das alles hinter mir lassen. Ich kann das nicht weiterhin überstehen, ohne zu wissen, ob es sich lohnt. Wenn ich mich jetzt wieder der Gefahr aussetze könnte es nur ein weiterer Stein in meinem neuen Leben sein, der mir gelegt wird. Ich will keine weiteren Risiken eingehen. Nicht, solange ich nicht weiß, ob es sich lohnt das für Bram zu machen.
„Hey. Bleib ruhig.." kommt es schleppend aus Bram, der mich wieder mit trägem Blick betrachtet.

Sofort halte ich die Luft an, während ich ihn anstarre. „Bram, wir müssen reden."
Fast schmerzverzerrt schiebt er eine Grimasse, ohne den Kopf anzuheben noch sonst etwas zu bewegen. Scheinbar spart er sich die Kraft.
„Ich muss wissen, wo wir stehen und wie..." nochmals auf meine Atmung achtend atme ich ruhig aus bevor ich weiterspreche. „-wie es mit uns weitergehen soll."
Er schließt die Augen und nimmt sich einen Moment bevor er die Lippen mühselig öffnet. „Kann das nicht warten?"
„Nein." antworte ich fest, „Ich muss es wissen. Jetzt."
Mir fällt auf, wie sich das Gespräch vorne der Stille geneigt hat, doch ich ignoriere die ungewollte Neugier der anderen. Ich will nicht länger warten.

Er atmet tief ein und lange wieder aus bevor er mich wieder fixiert - jedenfalls so gut es ihm in seinem Zustand gelingt. „Was genau willst du-.. denn wissen?"

Mein Herz stockt für einen Moment während ich spüre, wie meine Augen leicht aufbrennen. Es ist kaum zu glauben, dass der Moment endlich gekommen ist. Ich beiße mir in die Unterlippe und drehe mich mehr zu ihm hin, in der Hoffnung mehr Kraft für meine Worte zu finden. „Könntest du unser jetziges Leben, mit all dem Geld und dem Luxus ein für alle Mal ablegen, um mit mir normal weiterzuleben?" Mein Herz schlägt wie verrückt und ich glaube schon einen Tinitus zu haben, währnend ich Lennards Worte wieder im Kopf höre.
„Aber du darfst nicht übertreiben. Wenn es ihm zu viel wird, wird er genauso verfahren, wie er es damals getan hat, nachdem du nicht nach ihm gehen wolltest."

Plötzlich meldet sich eine Angst in mir, die ich glaubte schon abgelegt zu haben. Nur schleichend und im Hintergrund doch ich erkenne sie sofort wieder, weil ich sie immer gespürt habe, wenn ich befürchtet habe, dass Bram wieder etwas unberechenbares macht.
Es ist schon fast enttäuschend, dass ich sie doch spüre, obwohl ich damit abgeschlossen habe, aber ich schätze, dass sowas nicht einfach so verblassen kann. Ich brauche immer noch Zeit. Aber jetzt habe ich die Kraft dazu sie zu bekämpfen. Und solange Bram betäubt ist, wird er mich nicht sofort verfolgen können sollte ich wirklich alleine abhauen müssen.
Stärkend bilde ich die Hände zu Fäusten und starre ihn tief atmend an. Lennard weiß sicherlich als sein bester Freund besser Bescheid, aber mein Gefühl sagt mir, dass ich es trotzdem versuchen soll.

Seine Brauen verziehen sich wieder, als erleide er Schmerzen und schließt die Augen, bevor er mich mit so vielen Emotionen ansieht, dass ich sie kaum alle deuten kann.
Es ist der reuenhafte Ausdruck, der am klarsten abzulesen ist.

Obwohl man merkt, dass er eigentlich keine Kraft dafür besitzt, legt sich seine Hand auf meine und löst ein leichtes Kribbeln auf der berührten Stelle aus. „Ich will in diesem Zustand nicht über etwas so ernstes reden." äußert er langsam.
Die Lippen zusammenpressend breitet sich erneut ein Druck auf meiner Brust aus. „Das kann ich verstehen, aber es muss sein."
Wieder schließt er die Augen für einen Moment bevor er stumm an mir vorbei zu den Zuhörern vorne sieht. Seit langem erlebe ich sein Gesicht wieder zerbrechlich wirkend und senke ein wenig die angespannten Schultern. Er wirkt wie der Bram von vor über einem Jahr, als alles perfekt schien. Als wir uns einfach nur geliebt haben, auch wenn ich inzwischen festgestellt habe, dass er mich zu der Zeit dennoch manchmal schlecht behandelt hat. Aber jetzt kann ich dafür sorgen, dass wir nur noch schön weiterleben können. Ohne Lügen, ohne Gewalt oder irgendwelche Manipulationen.

„Ich will das mit uns weitermachen, aber mir soll diesmal der freie Wille bleiben." Ich will noch mehr sagen, doch verschlucke mich fast, weil es um einiges schwerer ist, ihm das so direkt zu sagen.
Als seine Augen wieder in meine blicken trifft mich das braun wie damals als wir uns zum ersten Mal einigermaßen normal miteinander unterhalten konnten. Es würde mich verschlingen würde ich nicht dagegen ankämpfen.
„Ich kann dich verstehen." krächzt er, „Und ich will von nun an alles tun, was du für das beste hältst." Mühevoll atmet er durch bevor er weiterredet. „Aber bitte, Baby, habe noch etwas Geduld. Wir können über alles reden sobald ich wieder... bei vollem Bewusstsein bin. Alles." wird er zum Ende hin leiser.

Ich bin so hypnotisiert bei seinem Blick, dass ich die Tränen in meinen Augen erst merke, als sich mein Kinn  schon kräuselt. Sofort fällt der Druck von mir und ich atme zittrig durch, auch wenn ein kleines Stück noch bleibt. Seine Worte geben mir viel Hoffnung, aber wer weiß, was er tun wird, sobald er wieder die Kontrolle übernimmt? Bram ist keinesfalls dumm. Er könnte mich in diesem Moment auch nur hinhalten, um mich später besser festzuhalten. Bin ich bereit auch dieses Risiko einzugehen?
Als Rufus eine abrupte Abbiegung macht schlittere ich gegen Bram und kann mich noch rechtzeitig an seiner Tür abstützen. Damit ist der Moment auch schon zerstört und ich setze mich zittrig zurück auf meine Seite. Mir wird übel. Aber nicht wegen der Angst eintreibenden Geschwindigkeit die wir in diesem Wagen ablegen, sondern wegen dem ganzen verdammten Hin und Her, welches ich seit Wochen durchmache und nun seinen Höhepunkt findet.

Mit einem riesigen Unwohlsein lasse ich mich also in eine verdreckte Gegend fahren, deren gute Zeiten schon etwas her zu sein scheinen. Wir müssen wohl noch weiter von New York weggefahren sein, denn die Steppenlandschaft haben wir nicht weit hinter uns gelassen und die Häuser sind klein und heruntergekommen. Genauso wie die wenigen Hochhäuser die hier stehen.
Vor einem davon bleiben wir stehen und Rufus lässt keine Sekunde verstreichen. Sobald der Motor abgestellt ist, steigt er aus und geht um den Wagen herum, um Lennards Tür zu öffnen. Dieser wirkt nun bleicher als zuvor und mir ist bis eben nicht aufgefallen, dass er kaum einen Mucks von sich gegeben hat während wir gefahren sind.
Sofort verdränge ich meine persönlichen Probleme und merke, wie mich die Sorge um ihn mit neuer Kraft erfüllt. Rein aus Reflex greife ich nach der Pistole, die ich vorhin neben mich auf den Sitz gelegt habe, und steige aus, um ebenfalls zu Lennard zu gehen. Derweil zieht ihn Rufus vorsichtig hoch und legt ihm den schlaffen Arm um seine Schultern.
"Leg dir den anderen Arm um." brummt Rufus, ohne mich eines Blickes zu würdigen. "Bram ist leider noch unfähig zu helfen.."
Mit zusammengekrümmten Brauen stecke ich die Pistole gesichert in den Bund meiner Jeans, bevor ich mich dranmache, Lennard zu stützen. "Wouw, wouw, halt." äußert Rufus ungeduldig. "Mit einer Waffe kannst du da nicht reingehen. Dort sind vielleicht keine Verbündeten, aber Feinde, wenn sie merken, dass wir da bewaffnet reingehen. Also pack die Waffe zurück in den Wagen." äußert er mit Nachdruck.
"Aber was, wenn-!"
"Mach endlich was ich dir sage. Wir haben keine verdammte Zeit!" wird er laut, was mich zusammenzucken lässt. "Er hat jetzt schon zu viel Blut verloren."
Verschiedene Worte bilden sich in meinem Hals, die ich aus Wut und Hass gerne äußern würde, doch schlucke sie runter und tue, was er sagt. Ich kann ihn auch später anschreien.

Erneut an diesem Tag schleppe ich gefühlt einen Bären auf meinen Schultern und frage mich, wie lange mein Körper noch mitmachen wird.
Wir gehen durch die offene Hintertür des Hochhauses und kommen in einen dunklen Gang indem ein grausig aussehender Typ wache vor einer Tür an der Seite schiebt an der „Keller" bedruckt steht.
Obwohl der Weg kurz ist bin ich aus der Puste und kann mich kaum um die Geräusche sorgen, die Lennard von sich gibt.
„Ich habe vorhin angerufen. ,Rufus'."
Der Typ betrachtet uns von oben bis unten bevor er an uns herantritt und unsere Körper abtastet. Ich will ihn anschreien und fragen, was der scheiß soll, wenn wir doch offensichtlich einen Verletzten tragen, aber zügle wieder meine Zunge.
Es sind nicht unsere Feinde, aber auch nicht unsere Freunde, rede ich es mir ins Gedächtnis.
Also ertrage ich es und versuche die Übelkeit zu ignorieren, die die Berührungen des Fremden auslösen.

Ich empfinde es schon provokant, als er sich langsam aufrichtet und uns kurz anschweigt bevor er wortlos durch die Tür geht und wir alleine in dem Flur bleiben.
Plötzlich knickt Lennard ein und wir ächzen auf, als wir ihn vor dem Fall bewahren.
„Ganz ruhig. Gleich ist es geschafft." meint Rufus ruhig zu Lennard.
„Was soll die Scheiße?" zische ich sofort und bücke mich an Lennard vorbei, damit er meinen wütenden Blick sehen kann. „Uns geht die Zeit verloren und er bleibt unbeschwert?"
„Reiß dich zusammen. Wir haben keine Wahl. Sei still und sag nichts bis du wieder raus bist. Verstanden?" flüstert Rufus.
Verärgert spitze ich die Lippen und entscheide mich einfach die Tür niederzustarren bis sie sich kurz darauf wieder öffnet und uns aufgehalten wird.
Unter Anstrengung quetschen wir uns durch und werden sofort von einem ekligen Geruch aus Diesel und Desinfektionsmittel eingehüllt. Meine Beine stocken und mir kommen die Burger von vorhin wieder hoch, als diese grausame Luft mit meinem Körper Kontakt aufnimmt.
Ich spüre Rufus gereizten Blick auf mir, doch presse die Lippen fest zusammen und gehe weiter bis wir an gefächerten Plastikfolien stehen bleiben, welche von der Decke hängen.
Fast alles in diesem Raum in Plastikfolien gehüllt, als ich mich genauer umsehe. Und das einzige Licht kommt aus den winzigen Fenstern oben an der einen Seite und von einer Lampe, welche hinter den hängenden Plastikfolien scheint.

Aus dem Nichts kommt eine Gestalt dahinter hervor, was mich zurückspringen lässt, doch durch Lennards Gewicht auf meinen Schultern ist es nicht mehr als ein leichtes Stolpern.
Mit großen Augen starre ich den schlaksigen Mann im weißen Kittel an und merke, wie ich den Mund nicht komplett schließen kann.
"Willkommen zurück, Rufus." sagt er mit einem kleinen Lächeln auf den dünnen Lippen, doch seine grauen Augen wirken so hart wie Stahl dabei. "Lege deinen Freund auf den Tisch." zerrt er den Plastikvorhang zur Seite und streckt den anderen Arm zu einem breiten Tisch aus Stahl, welcher direkt in der Mitte der Vorhänge steht. Hauptsache, ich kann endlich wieder entspannen.

Wir beide können uns ein leichtes Ächzen nicht verkneifen, als wir versuchen Lennard vorsichtig hinzulegen. Seine Wunde blutet weiter und hat schon an einigen Stellen auf dem Boden Pfützen entstehen lassen, doch als ich auf den ebenfalls mit Plastik überzogenen Boden unter unseren Schuhen sehe, entdecke ich viele kleine Blutspritzer, die definitiv nicht von Lennard stammen und es verursacht einen unangenehmen Schauer auf meinem Körper. Ich halte automatisch die Luft an.
Scheinbar scheint meine Reaktion nicht unbemerkt geblieben zu sein, denn Rufus brummt gedrückt auf. "Sag mal warum ist hier kaum etwas sterilisiert? Soll er noch eine Blutvergiftung bekommen, oder was?"
Doch der Fremde lächelt nur schief und schüttelt den Kopf. Dabei scheint sein schon älter als drei Tage Bart noch tiefere Schatten über sein Gesicht zu werfen, als er es so schon tut. "Ich habe doch gesagt, dass ich noch einen weiteren Patienten habe. Ihr habt Glück, dass ich überhaupt schon fertig bin und der Tisch sauber ist. Eine Amputation geht normalerweise nicht so schnell." Sein Gesicht wirkt dabei so ernst, dass ich mich nicht traue auch nur einen Muskel zu bewegen. Ich bin schon Stolz genug auf mich, dass ich all das Blut von dem heutigen Tag ertragen kann. Es ist mir zwar nicht neu, aber nach der Sache am Strand...
Ohne es wirklich zu beabsichtigen, taucht das Bild von blutigem Sand vor meinem Inneren Auge auf und ich spüre bereits, dass ich versagt habe, bevor ich es überhaupt weiß, denn der folgende Würgelaut in meiner Kehle ist kaum aufzuhalten und sorgt für eine abrupte Stille im Raum.
Zitternd presse ich mir die Hand auf den Mund und komme für einen Moment nicht aus der gebückten Haltung aus Angst, dass nur eine falsche Bewegung meinen Magen locken könnte sofort mit der Show loszulegen.

"Wer ist das kleine Mädchen überhaupt?" höre ich die Stimme des Fremden näher kommen und starre darauf auf lederne Spitzen mir unbekannter Schuhe. Vorsichtig hebe ich den Kopf und starre in die grauen Augen des Fremden Mannes. Sofort prickelt mein Gaumen erneut auf und ich presse die Hand so fest auf den Mund, dass ich schon befürchte blaue Flecken davontragen zu müssen. Aber ich will nicht wegsehen. Schlimme Dinge passieren, wenn ich wegsehe. Wenn ich Unterwürfig wirke.
„Niemand. Sie sollte mir nur mit dem Typen helfen." funkt Rufus schnell dazwischen und hat wieder seine emotionslose Maske auf. „Du kannst jetzt gehen." höre ich es hinter dem Mann und weiß sofort, dass es an mich gerichtet ist, doch kann mich nicht bewegen. Zu einnehmend ist sein Blick. Als wäre er ein Dämon, der mich in der Schlafparalyse hält.

Mit analysierenden Augen legt er sich die Hand ans Kinn und offenbart damit einige massive Silberringe mit Einmeißelungen von Totenköpfen an jedem einzelnen von ihnen. Sein Zeigefinger tippt dabei öfters an seine Lippen, während er den Kopf schief legt.
„Ich habe dich und Mr Chester noch nie mit so jungen Menschen arbeiten sehen, Rufus." klingt seine klare Stimme auf, während sich der neugierige Schein in seinen Augen verstärkt. „Höchstens mit seinem Sohn. Wie hieß er doch gleich... Bram?" hebt er die Braue und dreht den Oberkörper endlich zu Rufus der Lennard an den Schultern hält.
„Fang jetzt verdammt nochmal an. Der Junge verblutet!" presst Rufus es durch die Zähne.
Als wäre es ein Weckruf, erwacht mein Körper aus der Starre und ich schlucke die Übelkeit hinunter. Sobald die Aufmerksamkeit nicht mehr direkt auf mir liegt richte ich mich so schnell auf, dass mir schwarz vor Augen wird. Dennoch stürme ich einfach drauf los und schaffe es, auch wenn heftig schwankend, zur Tür, ohne noch einmal angesprochen zu werden.

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