WG gesucht - Liebe gefunden (...

By MargoWendt

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Das darf doch nicht wahr sein! Gerade als sich Daria endlich zu einem beruflichen Neustart entschieden hat, f... More

Vorwort
Sprichwort
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Epilog
Nachwort

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By MargoWendt

Der Schmerz des Abschieds ist nichts gegen die Freude des Wiedersehens.

Charles Dickens, in: Nicholas Nickleby

Als Daria sich im Spiegel betrachtete, ging die Tür zur Diskothek auf und eine kurvige Frau schob sich hinein. Sie drückte sich an das Holz und atmete tief ein. Auch wenn sie zweifelsfrei älter geworden war und vor zehn Jahren noch keine Tätowierungen besessen hatte, zogen sich Darias Mundwinkel bei ihrem Anblick nach unten.

»Kalomira«, grummelte Daria, während sie einen Kajal aus ihrer Handtasche nahm und sich den Lidstrich nach zog. Es war zwar nicht notwendig, aber sie wollte Griechenland nicht mehr Beachtung zubilligen, als sie tatsächlich verdiente.

Die Frau zuckte sichtbar zusammen und rammte ihren Kopf gegen den Türrahmen. »Verdammt«, keuchte sie. »Erschreck mich doch nicht so.«

Wie immer umgab die Frau eine kaum zu übertreffende Dramatik. Sie lebte sie förmlich.

Mit einem Schulterzucken arbeitete Daria fein säuberlich an ihrem Augen-Make-Up.

Kalomira trat näher. »Daria. Du hast dich nicht verändert. Abgesehen von den Falten, natürlich. Könnte aber auch das Licht hier sein.«

Ohne auf den beleidigenden Unterton einzugehen beendete Daria ihre Arbeit. »Ich würde ja sagen, schön dich zu sehen. Aber ich lüge so ungern.«

Zu ihrer Überraschung blieb Kalomira ruhig. Der Blick der Frau schweifte zur Tür, als würde sie jemanden erwarten. Schließlich sog Griechenland ihre Lippe zwischen die Zähne und strich mit den Fingern über den Waschbeckenrand.

»Musst du nicht?«, erkundigte sich Daria misstrauisch. Zumindest früher konnte man mit Kalomira am Besten umgehen, indem man wie mit einem Stock in ein Hornissennest stach. Ob das immer noch funktionierte?

»Was?« Griechenland zuckte zusammen.

Daria deutete hinter sich und zog eine Augenbraue hoch. »Aufs Klo.«

»Ja, doch. Natürlich.«

Ihr Bauchgefühl hatte sie nicht getrogen, irgendetwas stimmte nicht. Kalomira schaute ein letztes Mal zur Tür, dann betrat sie eine der Kabinen.

Die Neugier hielt Daria zurück. Eigentlich sollte sie sich Ariane anschließen und den unerwartet lustigen Abend genießen. Aber dann würde sie nicht erfahren, was ihre frühere Schulfeindin hier trieb.

Aus der Kabine drang kein Laut. Daria öffnete die Tür, die hinaus führte und für einen Augenblick drang laute Musik zu ihnen hinein. Dann ließ sie sie zufallen, ohne den Raum zu verlassen.

Sofort öffnete sich die Kabinentür und Kalomira trat hervor. Ihre Augen schmälerten sich, als sie Daria erblickte.

»Du versteckst dich hier«, schlussfolgerte Daria. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie den Vorwurf wiederholte, den sie sich auf der Tauffeier eingefangen hatte. »Findest du das nicht etwas würdelos? Es ist immerhin ein Klo.«

Dieses Mal ging Griechenland schneller in die Defensive als eine fauchende Katze. Selbst das Flammentattoo auf ihrer Schulter schien zu brennen. »Was geht dich das an? Ist ja nicht so, als ob du dich jemals für mich interessiert hättest.«

Da war etwas Wahres dran. »Ist ja nicht so, dass wir jemals Freundinnen waren«, schnappte Daria zurück.

Griechenland zischte schlimmer als ein alter Teekessel. »Lass mich raten. Mal wieder alles meine Schuld.«

Das letzte Wort brach und Kalomiras Unterlippe fing an zu zittern. Daria fühlte sich schlecht. Man trat niemanden, der sprichwörtlich am Boden lag. Egal, um wen es sich handelte. »Fahr die Stacheln ein, Mira. An dem Punkt waren wir alle schon einmal.«

Griechenland sog die Luft ein, einmal, zweimal. Langsam schien sie sich wieder zu beruhigen.

Um sie nicht weiter zu provozieren trat Daria zum Waschbecken und drehte das Wasser auf. Zuerst wusch sie sich die Hände, dann legte sie sich kühle Finger an die Stirn. »Alles wieder in Ordnung?«

Steif nickte Kalomira. Sie trat neben Daria und tat es ihr gleich. »Mein ältester Stiefbruder will, dass ich zu einem Lebensberater gehe«, murmelte sie. »Um meine Situation wieder in den Griff zu bekommen.«

»Sicher, dass er nicht Exorzist meint?« Man konnte alte Gewohnheiten so schlecht hinter sich lassen.

»Sehr witzig.«

»Immer doch.« Das war wohl das Ergebnis, das einem Waffenstillstand am Nächsten kam. »Und? Willst du?«

Griechenland zog bereits wieder ihre Mauern hoch. »Warum rede ich überhaupt mit dir?«

»Weil es dich belastet und du offenbar sonst niemanden hast?«

Aus Kalomiras saurer Miene schloss Daria, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. »Er hat kein Recht, sich in mein Leben einzumischen. Immerhin sind wir nicht mal richtige Geschwister. Unsere Eltern waren schon geschieden, lange bevor Mama gestorben war und abgesehen von ein paar unschönen Jahren als Jugendliche hatte ich kaum etwas mit ihm zu tun.«

Daria hatte sich nie viel für Kalomiras Lebensgeschichte interessiert. Das Ganze Drama war auf Dauer einfach zu anstrengend. Auch jetzt hörte sich die Schilderung an, als wäre Griechenland Teil einer Soap-Opera. Nichtsdestotrotz schien sie die Situation zu belasten und Daria wusste zu gut wie es sich anfühlte, nicht in die eigene Familie zu passen. Und immerhin hatte Griechenland wesentlich bessere Möglichkeiten, um sich zu behaupten. »Vielleicht solltest du es ihm sagen.«

»Was sagen?«

»Das ihr nicht verwandt seid und er sich seine Ansichten sonst wo hinstecken kann.«

Ganz langsam breitete sich auf Kalomiras Gesicht ein Grinsen aus. Der unbekannte Stiefbruder tat Daria jetzt schon leid.

»Und, wie läufts so bei dir so?« Griechenland ließ ihre linke Augenbraue provokant zucken. »Hast du dein Problem mit Marki mittlerweile geklärt oder seid ihr immer noch in euer post-pubiertiedenen Phase?«

Soviel zum Thema Waffenstillstand. »Weißt du, im Gegensatz zu dir habe ich Freunde, mit denen ich über mein Privatleben sprechen kann.«

Kalomria zog einen Lippenstift aus ihrem Oberteil und malte ihre Lippen aus. Passenderweise in blutrot. »Du weißt aber schon, das unsichtbare nicht zählen?«

»Es war echt interessant, dich wiederzusehen. Das sollten wir unbedingt nicht wiederholen.« Auf der einen Seite verstand Daria, dass Griechenland nur versuchte, ihre innere Mitte wieder zu finden. Aber sie würde sich lieber selbst in den Hintern treten, als zuzulassen, dass es auf ihre Kosten geschah. Mit einem falschen Lächeln steckte sie ihre Sachen in die Handtasche und ging zur Tür.

»Ich glaube es liegt ja am Namen. Die Anni-Phase halt.«

Es kostete Daria einiges an Anstrengung, sich nichts anmerken zu lassen. Einfach weiterzugehen, die Tür zu öffnen und sich von der lauten Musik umschlingen zu lassen. Gerade weil so viel Wahrheit in Miras Worten lag, taten sie weh. Es hatte einmal eine Anni gegeben und offenbar war Mark niemals richtig über diese eine hinweggekommen.

Im Gang vor den Toiletten stand ein großer Mann, der den Eingang mit Argusaugen im Blick behielt. Wenn das mal nicht eine unangenehme Überraschung für Griechenland werden würde. Sie nickte ihm zu und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sich sein Gesichtsausdruck trotz ihrer freundlichen Geste weiter verfinsterte.

Die Musik wechselte zu ein paar schnelleren Beats, aber die Erinnerung an Mark hatte ihre Feierlaune verdorben. Auf ihrem Platz an der Bar hatte sich ein knutschenden Pärchen breit gemacht. Das war nun wirklich genau das, was sie jetzt nicht brauchte. Suchend wanderte ihr Blick den verwaisten Tresen entlang. Offenbar hatte sich selbst der Barkeeper aus dem Staub gemacht.

Das Vibrieren ihres Handys lenkte Daria ab. Vielleicht hatte Ariane ja eine Nachricht hinterlassen?

Nachdem du offenbar meine Nummer verlegt hast, hat mir Paul deine gegeben. Er meinte, dass passiert dir öfter. Sag bescheid, wenn du in Stimmung für einen Ausritt bist. M.

Natürlich. Daria biss die Zähne zusammen. So leicht ließ Mark sie also nicht vom Haken. Missmutig biss sie sich auf die Unterlippe. Ein Problem nach dem Anderen. Jetzt musste sie erst einmal Ariane wieder finden.

Es dauerte einen Augenblick, bis ihr Blick wieder an dem aufdringlich knutschenden Paar hängen blieb. Genauer gesagt an der Hand des Mannes, die gerade durch einen hellbraunen Haarschopf fuhr, der bis vor Kurzem noch von einem Zopfband zusammengehalten worden war. Daria runzelte die Stirn. Was alles so passierte, während man die Toilette aufsuchte.

Ob sich damit ihre weiteren Abendpläne zerschlagen hätten? Sie kannten sich noch nicht so lange, um einschätzen zu können, wie Ariane vorging, wenn sie an jemandem interessiert war. Gerade als sie sich zurückziehen wollte, um ihrer Freundin etwas Freiraum zu geben, ließ der Mann von Ariane ab und lehnte sich mit einem breiten Lächeln zurück.

War das nicht einer von Kalomiras Brüdern?

Nicht das sie ihn oft gesehen hatte, aber die zerzausten Haare und der nachdenkliche Blick? Ja, eindeutig!

Der Mann schaute auf und fing ihren Blick auf. Fragend hob sich eine Augenbraue.

»Oh, verzeih, Daria.« Arianes Lachen war von einer mitreißenden Lebensfreude. »Das ist Luca. Wir kennen uns vom Laufen.«

»Wir kennen uns. Also flüchtig«, erklärte Daria. »Luca Schütz, nicht wahr? Der Bruder von Kalomira.«

»Stiefbruder«, antwortete der Mann mit einem verlegenen Lächeln. »Es tut mir leid, aber an dich erinnere ich mich nicht. Seid ihr befreundet?«

»Nicht direkt.« Bevor Daria weitersprechen konnte, wurde sie von Ariane unterbrochen.

Ihre Freundin sah blass aus und hob steif ihre Hand. »Moment mal. Luca Schütz? So wie in Dr. Luca Schütz aus Analysis I?«

»Ja, genau?« Irritiert pendelte Lucas Blick von Daria zu Ariane zurück.

»Scheiße«, fluchte ihre Freundin. »Das habe ich nicht kommen sehen.«

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