Es war schon sehr Spät als wir aus dem Club wankten, eine kühle Böhe empfing uns auf der Straße und irgendwie stellten wir es an uns alle, inklusive Seb in Max alten Golf zu quetschen. Max fuhr, Cole war Beifahrer und Seb und Joey saßen beide auf der Rückbank und ich musste mich wegen dem Mangel an einem fünften Sitzplatz über die beiden legen und mich so klein wie möglich machen, sehr unbequem, nebenbei bemerkt. Mit dem Kopf lag ich auf Joeys Schoß und mit den Füßen bei Seb im Fußraum, von meinem Pegel ging es sogar, für das was ich getrunken hatte, trotzdem drehte sich alles als ich auf dem Rücken lag. Ich sah an die Decke des Golfs, ein paar Flecken waren im Licht der Straßenlaternen zu sehen und leider auch Joeys Gesicht. Ich schnitt eine Grimasse, streckte die Zunge raus und wandte mich nach vorne. „Wie lange fahren wir?", fragte ich gequält. „Nicht lange", kam es von Max zurück. Was eine unfassbar präzise Antwort, das machte Joey ja schon fast Konkurrenz. „Das ist ungemütlich!", kommentierte ich meine Lage, „Es sind nur ein paar Minuten bis zu Sebs Haus", rückte Max nun einwenig präziser raus. Irgendwas in Joeys Hosentasche drückte mir unangenehm in den oberen Rücken und bildete ich mir das nur ein oder hatte er angefangen mit meinen Haaren zu spielen? „Ich hab Hunger!", stellte ich nur wenige Sekunden später fest, doch ich bekam keine Antwort, „Können wir zu Mc's?".
„Habt ihr schonmal Pommes mit einem Mc Flurry gegessen? Einfach göttlich!", sagte ich mit einem Grinsen auf dem Gesicht und schob mir eine Ladung Pommes mit Eis in den Mund, „Ein Traum!", seufzte ich und verdrehte genüsslich die Augen. Die Anderen betrachteten mich eher mit einem etwas angewiderten Blick, „Das ist echt mega gut!", versuchte ich die Jungs davon zu überzeugen. „Nein Danke", Cole nahm einen Schluck von seiner Cola, Joey biss ebenfalls kopfschüttelnd in seinen Cheeseburger und Seb sah mich immer noch unglaubwürdig an.
Nach dem wir alle satt und zufrieden uns aller Tetris in Max Golf gestapelt hatten brachten wir Seb weg. Es war wirklich nur ein kurzes Stück Fahrt und ich war froh das ich nicht mehr auf Joeys Schoß liegen musste. „Endlich!", murmelte ich, als ich über Sebs Schoß nach draußen robbte damit er aussteigen konnte. „So Schlimm kann es doch nicht gewesen sein", lachte Cole mich aus, „Wenn du wüsstest", lachte ich ebenfalls uns setzte mich auf den nun frei gewordenen Platz neben Joey. Seb verabschiedete sich von allen und ging dann auf das Hochhaus zu vor dem wir standen, Max startete den Wagen und fuhr Joey und mich nach Hause, also besser gesagt zu Joey nach Hause.
Gegen kurz vor drei bog Max auf den Manchester Drive ein und stoppte vor der Einfahrt der Armstrong Villa, wir verabschiedeten uns von den anderen Beiden und gingen die Einfahrt hoch Richtung Haustür. „Warum machst du das?", Joey war stehen geblieben, ich drehte mich zu ihm um, „Was meinst du?", lallte ich etwas, „Ach nichts", winkte er dann ab und ging weiter auf die Haustür zu, „Hä!?", fragte ich laut und ziemlich verwirrt, zwar eher an mich selber, aber ich verstand die Welt nicht mehr, beziehungsweise die Typen, was hatte Madame schon wieder für ein Problem. „Was ist eigentlich dein Problem?", fragte ich ihn schließlich konkret, er kam die Schritte, die er Richtung Tür gelaufen war wieder zurück auf mich zu, „Ich...", sein Gesicht war meinem plötzlich ganz nah und seine Augen schielten auf meine Lippen und da küsste er mich einfach, nicht so ein Schmatzer sondern ein richtiger, zärtlicher Kuss, mit viel Gefühl und Leidenschaft, mitten auf den Mund. Wobei mich das jetzt noch mehr verwirrte, „Hä!?", fragte ich erneut, hatte er nicht gestern Abend noch gesagt das er mich so kindisch und peinlich fände? War ich nicht einfach nur das Missgeschick? Das war zu viel für mich und ich fing vor lauter Überforderung an zu weinen. Jetzt sah er mich verwirrt an, nahm mich aber in den Arm und strich mir über den Rücken. Mochte ich ihn auch? Irgendwie schon, irgendwie ging er mir auch auf die Nerven. „Ich muss ins Bett", brachte ich schließlich nach einer Halben Ewigkeit hervor. Er nickte und schloss mir die Tür auf, drinnen zogen wir uns die Schuhe aus, er legte einen Finger auf die Lippen und ich nickte, leise schlichen wir die Treppe hoch und ich verschwand sofort im Gästezimmer. Was ein Abend, damit hatte ich nicht gerechnet! Ich begann im Bad mir die Zähne zu putzen. Mein Blick in den Spiegel zeigte mir rote verweinte Augen und gerötete Wangen, dazu kamen meine sehr zerzausten Haare. Ich spuckte den Zahnpastaschaum ins Waschbecken und spülte meinen Mund aus, dann spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht, um meine glühenden Wangen abzukühlen. Ich ließ mich auf dem Klodeckel nieder und begann erneut zu weinen.
Als ich mich beruhigt hatte begann ich mich umzuziehen, eins meiner Lieblings Shirts, das wie gefühlt 90% meines Kleiderschranks vor geraumer Zeit den Besitzer, Chuck, gewechselt hatte und die Jogginghose von Gestern. Ich roch an dem Shirt in der Hoffnung es würde nach Chuck riechen, aber das einzige was mir in die Nase stieg, war der Geruch von billigen Waschpulver. Ich legte mich ins Bett und begann zu überlegen, doch mein Kopf fuhr, dank der vielen Gin Tonics, so oder so schon Achterbahn, dann traf es mich wie ein Geistesblitz und ich kramte nach meinem Handy. Chuck wusste bestimmt eine Lösung, hoffnungsvoll wartete ich das Tuten ab, nur um dann enttäuscht die Stimme seiner Mailbox zu hören, aber was erwartete ich auch um drei Uhr Nachts? Also kuschelte ich mich in die Kissen und versuchte einzuschlafen doch irgendwie schien das nicht zu funktionieren, meine Gedanken kreisten um die Sache gerade, dann kamen wie aus dem nichts die gut verdrängten Infos, was meine Familie betraf hinzu, was es mir dann gar nicht mehr ermöglichte einzuschlafen und ich beschloss, die Situation mit Joey jetzt zu klären. Also stand ich auf und schlich mich im Schein meiner Handytaschenlampe zu seinem Zimmer, leise öffnete ich die Tür, damit niemand anderes wach wurde und trat ein. Sein Zimmer war dunkel und ich leuchtete auf sein Bett, er lag auf dem Rücken mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt und den Augen geschlossen. „Joey?", wisperte ich, „Bist du noch wach?", er öffnete die Augen und sah mich mit hochgezogene Brauen erwartungsvoll an, „Ich kann nicht schlafen, kann ich bei dir schlafen?". Ich sah verlegen auf meine geringelten Socken, „Klar, komm her".