Ein Ziehen durch den Körper, es fühlte sich an als würde man ihn durchbohren, aber er kann sich nicht wehren, er ist dem Geschehen ausgesetzt. Es fühlte sich an als würde er gegen seinen eigenen Körper kämpfen.
Doch der Alptraum hielt nicht lange. Als er sich endlich wieder eigenständig bewegen konnte schmerzte sein Körper unheimlich, als er seine Augen öffnete sah er staubigen dreck Boden und merkte dass sie in einem Auto waren, eher in einem Van.
Er zog das Messer aus seiner Wunde und versuchte kein Geräusch zu machen. Man hatte ihn wirklich abgestochen. Shira merkte auch dass er sich bewegete und schaute ihn an. Seine Hände lagen gefesselt auf seinem Schoß, Eita hatten sie frei gelassen. Er begann Shira Zeichen zu geben. Er verstand ihn tatsächlich und blickte neben sich, denn er saß an der Tür, Semi wollte wissen ob man sie öffnen kann und das konnte man tatsächlich.
Semi schlich nach vorne, der Van war alt und dort war absolut keine Abtrennung zur Fahrerkabine. Er umklammerte den Beifahrer von hinten und hielt ihm das Messer an die Kehle. „Lasst uns raus oder der Kumpel hier stirbt" Das Opfer umgriff Eitas Arm und versuchte sich loszureißen. „D-Du weißt was passiert wenn die Mission schiefgeht" der Fahrer wurde unruhig, seine Hand zitterte, er war unbewaffnet und konnte sich nicht auf den Verkehr konzentrieren. Er fuhr unkontrolliert und brachte die Bürger in Gefahr.
„Drück drauf Chuck!"
„Aber-" Man hörte die anderen Autos bereits hupen, Eita geriet langsam auch in Panik, wie in Zeitlupe sah er wie der Finger des Fahrers auf einen roten Knopf steuerte. Die Karre ist präpariert, scheisse!
Er lies ihn los und ging zu Shira welcher im selben Moment die Tür öffnete. Bereits bei der Flucht geraten sie ins Schleudern und die beiden Jungs flogen über das Brückengeländer drei Meter in die Tiefe. Man hörte einen lauten Knall, das Auto war explodiert.
Shira landete gechillt auf den Füßen während Semi wie eine Katze auf alle Vieren fiel und danach gegen die Brückenmauer kippte. Wenn sie Zwei Sekunden später abgesprungen wären, wären sie wohl ins Meer gefallen.
Eita hielt sich den Bauch, verblutet er jetzt irgendwo im nirgendwo? „Du stirbst doch gleich, Meister"
„Ganz so schlimm ist es nicht" Semi versuchte ihm das Gegenteil zu beweisen und wieder aufzustehen, doch fiel wieder zurück. Kenji kicherte, dieser Idiot. „Bleib sitzen verdammt ich mach das" Er ging auf ihn zu und setzte sich auf Eitas Beine. Nervösität machte sich in ihm breit, aber er war gelernt es zu unterdrücken. Er fing an in seinen Hosentaschen rumzukramen. „Was soll das werden?"
„Lass mich einfach machen Semi-san" Er zog einfach den Pulli des Blonden leicht nach oben, er war sowieso wieder dabei das Bewusstsein zu verlieren, trotzdem musste Shira sich wirklich darauf konzentrieren ihn nicht anzustarren.
Er sah nur nicht so aus, er hatte wirklich an Muskeln zugelegt. Er hätte sich am liebsten gebackpfeift, aber das wäre zu auffällig gewesen, also schüttelte er den Kopf, völlig benommen von der Situation. „Wie tief ist die Wunde?"
„Was weiss ich? Soll ich einen Finger reinstecken?"
Er legte seinen Kopf in den Nacken, er konnte es nicht definieren aber es schien kein Organ getroffen worden zu sein. Kenji schüttelte erneut den Kopf. „Spürt du irgendwelches Blut aus Körperöffnungen laufen?" Er nahm Eitas Gesicht und quetschte seine Wangen zusammen, er verneinte es aber. „Nein, ehrlich, fühlt sich an wie eine Fleischwunde, ist nicht das erste Mal"
„Naja, viel Fleisch haste' ja nicht" Erneut starrte der Medizinstudent auf Semis Bauchmuskeln. „Starr nicht so, ich bekomm ja Angst" Kenjiro fing an zu kichern „Das wird jetzt wehtun."
Schelmisch grinsend hält er ihm Nadel und Faden vor die Nase. „Du trägst sowas mit dir? Bist du ein Psycho?"
„Nein, aber ein guter Arzt versucht egal wo es geht ein Arzt zu sein" Shirabu zuckte mit den Schultern, setzte die Nadel an und schaute zu ihm. „Kann ich? Nehm mein Oberschenkel als Schmerzkissen" Eita nickte einfach und legte seine Hand auf Kenjiros Oberschenkel, diese Berührung jagte ihm einen Schauer über den Rücken, lies sich davon aber nicht abhalten. Der erste Stich war am schlimmsten und anhand Shiras Gesichtausdrucks erkannte man, dass ihm diese Berührung und Eitas unterdrückte Schreie gefielen, doch er beeilte sich, leiden sehen wollte er ihn auch nicht.
„Müsste problemlos verheilen" Shira stand auf und hielt Eita die Hand hin und half ihm aufzustehen. Wo waren sie überhaupt? „Wie lang war ich bewusstlos?"
„Ich hab keine Uhr, aber laut Sonne scheint es so als wären wir drei oder vier Stunden gefahren" Sie könnten sonst wo sein, über ihnen waren Sirenen und hupende Autos, sowie ganz viel Qualm. „Wir sollten hier weg" Shirabu ging unter die Brücke durch und lief einfach, wurde getreu von Eita gefolgt. „Warum jagt man sich in die Luft?"
„Das ist höchstwahrscheinlich eine
Verbrecher-Organisation. Die meisten haben die Regel sich umzubringen, damit man sie nicht foltern und an Informationen kommen kann" Sie liefen nebeneinander her. Shirabu nickte auf Eitas Worte, hätte ihm klar sein können, aber er hörte ihm gerne zu, in der Oberschule hätte er sich dafür geschlagen, aber auch er selbst hatte sich geändert. „Entschuldige, dass du wegen mir jetzt weg von zu Hause bist"
„Ich musste meine Prüfungen glücklicherweise doch nicht wiederholen. Daher hab ich jetzt ein wenig Pause. Mach dir keine Gedanken, ich bin selber Schuld" Eita war verwundert, war das wirklich Shirabu? Der Shirabu aus der Oberschule hätte ihn sofort angefahren und niemals eingestanden dass es seine eigene Schuld war.
Abrupt blieb Eita stehen, Shirabu lief erstmals gegen ihn, verstand dann aber warum. Vor ihnen liefen ein Junge und ein Mädchen die Straße entlang, mit der Uniform ihrer alten Schule. „Ich wusste ich hab diese Straße nicht nur geträumt"
Eita war nie wieder nach Sendai zurückgekehrt. Er hatte ganz vergessen wie es aussah, aber aufeinmal kamen alle Erinnerungen wieder. Irgendwie war die Zeit doch schön. „Wie weit hast du bitte von der Schule weggelebt?" Semi musste schmunzeln. „Am anderen Ende der Stadt immer, aber ich war nicht alleine, ein Mädchen ist früher immer mit gelaufen Freitags. Hier in der Nähe hatten wir sogar mal eine Art Date" Er wurde zum Ende hin immer leiser, warum erzählte er ihm grad so viel?
„Wenn ich so zurückdenke war die Zeit hier ziemlich unspektakulär, mir hat immer dieser bestimmte Jemand gefehlt" Shirabu schluckte, so wollte er es eigentlich nicht ausdrücken, er spürte wie seine Brust zusammensackte, der Jemand war tatsächlich immernoch Semi. Wie gerne er einfach alles ablassen würde, aber er wäre sofort unten durch.
„War es für mich auch, es war das erste und letzte Date. Heute war irgendwie das erste Mal seit langem, dass ich mit jemanden unterwegs bin" Semi stieg die Röte ins Gesicht, er hatte was dummes gesagt. „Ahm, versteh mich nicht falsch, nicht das ich vor hab dich zu daten aber eh, vergess es" Beschämt drehte er sich weg und lief weiter in die Stadt rein, Kenjiro blieb still, konnte sich das Schmunzeln aber nicht verkneifen, diese Verlegenheit gefiel ihm ein wenig.
„Wo gehen wir hin? Eigentlich solltest du dich auch schonen!"
„Hier ist ein Stützpunkt unserer Organisation, nicht dass ich als vermisst gelte... und du auch nicht, den Fall müssen wir melden... und ich muss da weiter dranbleiben" Eita lief weiter, sie werden bald da sein, Sendai war zwar groß, aber er wusste genau wo das Gebäude war, hier hatte er Minayo kennengelernt und mit nach Tokio genommen.
Sie betraten das Hochhaus. Das ganze Gebäude gehörte der Organisation und das Erste was man sah, war ein Empfang, sogar hier kannte man Eita. „Oh Eita, sie sind in Sendai? Und sie bluten! Alles okay?"
Shira kicherte, was Semi nur noch mehr in Verlegenheit brachte. „Nein, uns gehts gut. Ist Ayota zu sprechen?" Eita schluckte, er hatte bis heute Angst vor diesem Mann. Er erinnerte ihn sehr dolle an den alten Trainer. „Sind sie sich sicher, dass sie in dieser Auffassung bei ihm aufkreuzen wollen?" sie lag den Stapel Papier neben ihren Laptop und beugte sich nach vorne um in Eitas Ohr zu flüstern. „Sie wissen wie streng er ist"
Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sie an. Ayota war ein Mensch, welcher verlangte auf alle Vieren zu fallen wenn er aufkreuzte. Man sollte ihn ehren und den größten Respekt vor ihm aufweisen. Ungefähr wie beim Coach damals
„Er ist der Grund für diese Auffassung, schauen sie bitte nach" Die Dame tippte auf ihrem Laptop herum, stellte aber dann fest dass er heute nicht vor Ort war. „Nein, aber ich könnte morgen früh ein Gespräch eintragen"
„Steht Minayos Büro gerade frei?" Dies war noch die letzte Frage die er stellte. Sie nickte, interessant, sie hatten das Büro immernoch frei gelassen. Reflexartig nahm er Kenjiros Handgelenk und zog ihn die Treppen rauf. Er merkte erst nach der Hälfte des Weges, was er da gerade eigentlich in der Hand hielt und lies beschämt los.
Er knallte Minayos Tür auf und wie erwartet, es lag alles kreuz und queer auf dem Boden, das brach Eitas Vetrauen, er suchte ebenfalls nach ihnen und verbiet dem Blonden irgendwas nachzuforschen. Diese Entführung hätte ihm in die Karten gespielt! Er müsste das Ayota definitiv erzählen, er ist ein Vertreter und Magu ist der absolute Chef von allen. Er sagt wo es lang geht und wählt Truppenleiter, welche wie Semi und Minayo.
„Setz dich Shirabu. Wenn du kurz helfen magst, kannst du meinen Namen in dem Portal da eingeben, keine Ahnung warum der Laptop an ist" Alles schien ein wenig suspekt, war Minayo etwa doch hier? Er öffnete einen Schrank und ihn begrüßten hunderte von Akten, er wusste welche er benötigte aber sie war ganz oben. Er seufzte innerlich, Kenjiro sollte nichts bemerken.
Er schielte über seine Schulter und sah dass er ziemlich konzentriert auf den Laptop starrte, also ging Semi auf die Zehnspitzen und versuchte sie herunterzuholen, aber Überraschung, er kam nicht dran. Er erinnerte sich daran, dass er mit Hayato und Shirabu der kleinste im Team war, aber im Gegensatz zu ihm sind wohl alle doch noch bis zum 21 Lebensjahr weiter gewachsen.
Semi eben nicht. (er ist eigentlich 179cm, aber ich fand die Szene süß, also lasst mich qwq)
Er spürte eine leichte Berührung von hinten, wie ein Arm über seinen Kopf griff und sie hervor holte. Eita drehte sich um und sah nur einen Shirabu der ihn an grinste.
Er war wirklich anders geworden. Hatte diese kratzbürstige Seite, welche Semi überhaupt nicht leiden konnte, in der Teenager-Zeit gelassen. „Das ganze Training hat mein Wachstum gestoppt, schau doch nicht so" Er ging an ihm vorbei und legte die Akte auf den Tisch. „Du weißt das ich ziemlich bald ein Arzt bin-" „Jaja, und das ist nur ein dummer Mythos, ist mir Bewusst" unterbrach er Shirabu, dessen Grinsen nur noch breiter wurde.
„Wie groß bist du?" Eita rollte die Augen und drückte die Lippen so aufeinander, dass nur noch ein weißer Strich zu sehen war. Er schüttelte den Kopf. „1,74cm" Er ging zum Laptop und druckte seine Seite aus. Mal sehen was eingetragen war.
„Es war sogar mein Ziel größer als du zu werden" Kenji kicherte.
„Naja, du hattest so einige Ziele" Er nahm die Papiere aus dem Drucker und schnappte sich die Akte, er wirkte ein wenig nachdenklich. „Es tut mir leid, dass du wegen mir deine Oberschulzeit nicht mehr so gut genießen konntest, aber sei bitte nicht mehr sauer, wir vermissen dich wirklich alle"
Semi seufzte, aber er vermisste die anderen auch, insbesondere Kenjiro und wie von Geisterhand war er aufeinmal da. Tendou tatsächlich auch, er war ja eigentlich schon ein guter Freund gewesen.
„Da wir schon in Sendai sind, lass uns mit den anderen treffen" sagte Shirabu schon fast befehlerisch. „Nun gut, machen wir"
Er wusste nicht ob diese Entscheidung intelligent war, aber er würde die anderen irgendwie gerne wieder sehen, auch wenn er bei seinem Verschwinden ziemlichen Hass bei ihnen verspürte.
„Nun denn, es ist spät, ich rede morgen mit unserem Vertreter und dann können wir das machen. Ich hab hier eine Wohnung, kommst du auch irgendwo unter oder..."
„Ja, meine Familie wohnt hier immernoch" Die beiden liefen schon wieder runter, die Sachen hier waren erledigt. „Aber warum eine Wohnung hier?"
„Falls mein Vater seine Affäre verlässt hat er ein zu Hause. Ich bin in der Wohnung aufgewachsen und hoffe er kommt irgendwann wieder Heim" Das war deep, er redete heute wirklich zu viel. Es nervte ihn schon langsam. „Eine Schande dass jeder X-Beliebige sich Vater nennen darf"
„Eine traurige Wahrheit" Sie standen nebeneinander und blickten auf die Straße. Es war bereits dunkel. „Gut, es ist spät, hier trennt sich der Weg. Schreib mir, wenn du daheim bist, nicht dass du nochmal entführt wirst" Eita schaute zu ihm rauf und sah sein Lächeln.
Er sollte sich erst gar nicht daran gewöhnen.
Es schien als würde er das alles träumen.
Semi lächelte zurück und drehte sich dann weg, er lief in seine Wohnung. Ein letztes Mal wollte er sich noch umdrehen und schauen wie Shirabu in der Dunkelheit verschwindet, doch er hatte sich ebenfalls im selben Moment umgedreht. Für einen Bruchteil einer Sekunde hielten sie Augenkontakt, doch Semi drehte sich schnell wieder um, umklammerte die Akte vor seiner Brust nur noch fester und versuchte diesen verrückten Traum aus seinen Kopf zu schüttlen.
Doch nur leider war es kein Traum.
9.4.2022