»Ich dachte, du schläfst bei Nia, solange deine Mutter weg ist.« , meinte Vincent, als Robin am späten Abend ins Wohnzimmer schlurrte, nachdem er den Rest der Zeit bei Elias verbracht hatte.
»Sie schläft bei 'ner Freundin.« , meinte er, immer noch angefressen, und setzte sich zu ihm auf die Couch.
»Habt ihr euch gestritten?«
»Nee.«
»Aber irgendwas hast du doch.« Vincent legte sein Handy beiseite. »Bist du sauer, weil sie woanders schläft?«
»Irgendwie schon.«
»Ach Robin. Eine Beziehung besteht nicht nur aus ...«
»Ey, warum denkt ihr alle, das Nia und ich nur ... du weißt schon was, machen?!«
»Wir wohnen auch hier und wir wissen selbst, was es bedeutet, eine Türe abzuschließen.«
»Boah es geht mir nicht darum, ja!« Wütend legte er die Füße auf dem Wohnzimmertisch ab.
»Okay. Ich mein' ja nur. Wir waren alle mal jung und meist hat man dann nichts anderes im Kopf. Ich will halt nur nicht, das ihr euch da zu viel kaputt macht, wenn ihr denkt, das eine Beziehung ...«
»Hat Mama mit dir geredet?« , unterbrach er seinen Vater. »Weil das nervt.«
»Jein. Sie meinte nur, dass ich ein bisschen ein Auge drauf halten soll, weil sie nicht erpicht darauf ist, eine Oma zu werden.«
Robin stöhnte laut auf. »Könnten wir bitte nicht mehr darüber reden. Das ist mir ein wenig zu privat.«
Vincent hielt seine Hände in die Luft. »Is' ja gut.«
Sein Sohn nahm sein Handy, um zu sehen, ob Nia ihm nochmal geschrieben hatte. Irgendwie hatte er immer noch die Hoffnung, sie würde diesen Scheiß absagen und ihm die Wahrheit berichten.
Allein das Jenaro da sein würde, fuckte ihn ab.
Und das Nia hin wollte, um ihn eifersüchtig zu machen.
Er sollte ihr schlichtweg egal sein.
Wütend knallte er sein Handy neben sich und sein Vater sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. »Was is' los?«
»Boah. Nichts, ey.«
»Nee. Das hatte ich schonmal alles mit dir und wie wir heute wissen, lag deine beschissene Laune aufgrund Nias Verhalten. Also komm schon. Spuck es aus.«
»Sie geht heut feiern. Und ich will nicht, dass sie feiern geht.« , flog es aus ihm heraus.
»Private Party?«
»Nee. In irgend'nem Club. Cheedo oder so.«
»Wir haben kein Wochenende. Und wieso fährst du nicht mit?«
»Weil es ab sechzehn ist ... und weil sie mit ihren Freunden fährt.«
»Weiß sie, dass du das nicht wolltest. Also verbieten kann man einem eh nichts in einer Beziehung, aber ... «
»Ich hab' ihr nichts verboten. Sie kann immer machen, was sie will. Ich bin nicht Jenaro.«
»Das weiß ich doch.«
»Sie wird morgen schwänzen, auch da habe ich eigentlich nichts gegen. Aber ihr Halbjahreszeugnis war schon scheiße. Doch ihr Freunde stellen mich so hin, als wäre ich voll die Lusche, die gar nicht zu Nia passt.«
»Man muss doch nicht gleich sein, um zusammen zu passen. Meinst du deine Mutter und ich sind gleich?«
»'n bisschen?!« Robin zuckte mit den Schultern. »Is' mir auch egal.«
»Dir sollte wirklich egal sein, was andere denken. Es ist schließlich Nias Entscheidung gewesen, und ...«
Wiederholt unterbrach er seinen Vater. »... aber Nia ist so etwas Wichtig, was andere Leute denken. Du kennst sie doch.«
»Genau. Ich kenne Nia seit ihrer Geburt. Auch wenn sie viel darum gibt, was andere über sie denken, weiß ich aber auch, wie wichtig du ihr bist. Auch schon vor eurer ... Beziehung.«
»Sie weiß nicht, das ich weiß, wo sie hingeht.« , meinte er plötzlich. »Ich hab' gelauscht.«
»'kay.«
»Sie will dahin wegen Jenaro.«
»Bist du sicher?«
»Ich hab's doch gehört. Sie will ihn eifersüchtig machen.«
»Robin, ich würde da jetzt nicht so viel draufgeben.« , sprach Vincent und fühlte sich ein wenig zurückversetzt zu der Zeit, als er mit Katja noch nicht zusammen war. »Nia wird dich nicht gegen ihn eintauschen.«
»Ich bin aber nicht Jenaro.«
»Und das ist auch gut so.« Vincent nahm sein Handy. »Ich rufe aber jetzt Dag an.«
»Weil?«
»Damit wir Nia abholen. Das mit Jenaro mal beiseitegestellt, aber das sie morgen schwänzt und jetzt feiern geht, ohne das Dag weiß, wo sie ist, oder besser gesagt denkt, sie würde zu Hause sitzen, geht nicht. Stell' dir mal vor, da passiert etwas. Erstens würde Isabelle ausflippen, weil sie davon ausgehen würde das Dag vor lauter Carla seine Vaterpflichten vernachlässigt und zweitens würde er sich das selbst nicht verzeihen.«
»Aber du darfst nicht sagen, dass ich das gesagt habe. Nia würde voll sauer auf mich sein, wenn sie weiß, dass ich sie verpetzt habe.«
»Nein. Keine Sorge.«
»Also ich meine, Dag kannst du es sagen, aber er darf es nicht Nia erzählen.«
»Für was hältst du mich?«
Vincent tippte auf sein Handy herum, doch Robin sprang plötzlich und unerwartet auf, um ihm das abzunehmen. »Nein warte. Sie wird merken, dass ich etwas gesagt habe.«
»Robin, sie muss nach Hause.«
»Nein ich hab' sie verpetzt. Das hätte ich nicht tun sollen. Vergiss es einfach, okay?!«
Vincent schüttelte seinen Kopf. »Nia ist sechzehn. Und Dag ist für sie verantwortlich. Das hat rein gar nichts mit dir zu tun.«
»Doch. Weil ohne mich hättest du es doch gar nicht gewusst.«
»Robin, hör auf damit, immer alles als falsch anzusehen, was du machst.«
»Nein. Sie wird Ärger bekommen.«
Vincent nahm ihm das Handy ab und stand auf. »Manchmal muss man Menschen verpfeifen. Natürlich kann sie totalen Spaß haben. Aber jetzt stell dir mal vor, dem ist nicht so. Versuch' dir vorzustellen, da geschieht etwas ...« Er klopfte Robin auf den Kopf. »... willst du dir dann die Schuld geben, das du daran etwas hättest ändern können?«
»Nein, aber ...«
»Kein aber. Zudem sollte sie lieber morgen in die Schule, statt wie eine Alkoholleiche im Bett zu hängen. Das bringt sie auch nicht weiter.«
»Ich hab' aber trotzdem voll das schlechte Gewissen jetzt.«
»Verständlich. Weil du nicht willst, das sie in der Nähe ihres Ex-Freundes ist und du im Grunde sie nur deshalb da weghaben willst.« , sprach Vincent. »Du darfst eifersüchtig sein. Und du solltest mit ihr vielleicht auch mal darüber reden. Ich hab's zum Beispiel nicht getan. Mich hat es innerlich zerfressen, wenn deine Mutter wieder bei ihrem Ex war.«
»Sie hat die ganze Zeit gewechselt zwischen euch?« Robin sah ihn erschrocken an.
»Nnnnnnnn - nein.« , antwortete er mit einem langen N. »Das ist eine andere Geschichte und viel komplizierter.«
»Ich glaub', die will ich gar nicht hören.«
»Ich rufe jetzt Dag an und du machst dir kein'n Kopf.«
Robin nickte, hatte jedoch trotzdem ein extrem schlechtes Gewissen.