Achtung kann Triggern!
Am nächsten Morgen wurden wir um 7.00 Uhr geweckt von einer Frau mit roten Haaren, welche ich noch nicht kannte.
,,Guten Morgen Elly, gut geschlafen? Ich bin übrigens Janine. Ich bin Mitarbeiterin des PED's.
,,Ja danke ich habe gut geschlafen"
,,Gut, also, da du hier momentan noch nicht zur Schule gehst hast du einen freien morgen. Lasse also Olivia zuerst ins Bad und wenn du dich fertig gemacht hast kannst du im Tagesraum frühstücken und bekommst danach deine Medikamente. Im Tagesraum steht auch ein Wagen mit frischen Handtüchern und der Wäschewagen für die dreckigen Handtücher. Über dem Wagen mit den sauberen Handtüchern findest du den Plan von heute. Auf diesem Plan stehen täglich die Termine aller Jugendlichen drauf. Soweit ich weiß hast du heute Kunsttherapie um 11 Uhr bei Frau Förster. Gut dann mach dich erst mal fertig den Rest erkläre ich dir später."
Janine machte einen sehr freundlichen Eindruck. Außer ihr waren Hannah (meine Bezugsbetreuerin, welche ich übrigens anfing zu mögen) und Petra, welche Stationsleiterin war im Dienst. Das lustige war, dass mich meine Mitpatienten gestern gewarnt hatten vor Petra sie sei schrecklich. Ich dachte mir da nichts bei und wollte mir mein eigenes Bild zu machen.
Nachdem Olivia und ich fertig im Bad waren gingen wir in den Tagesraum um zu frühstücken. Da Olivia auch noch nicht lange hier war hatte sie auch noch keine Schule. Anscheinend bekommen die es hier nicht so auf die Reihe mit der Schulanmeldung. Ihr müsst wissen die Klinik hat eine eigene Schule. Naja das war mir aber auch ganz recht.
Bevor ich mich an den Tisch setzte schaute ich nochmal auf den Tagesplan. Tatsächlich Kunsttherapie um 11.00 Uhr. Na toll ich hasse Kunst und malen kann ich kein bisschen. Bis es 11.00 war hatte ich noch 3 Stunden, da kam plötzlich mein Therapeut Hr. Heidenreich auf mich zu:
,,Guten Morgen Elly. Magst du mal bitte kurz mit kommen in mein Zimmer? Ich mag ein bisschen mit dir sprechen und müsste dir vorher Blut abnehmen. Das Behandlungszimmer ist gleich neben meinem Büro und da ich auch Arzt bin kann ich das auch machen."
Wir gingen ins Behandlungszimmer und er nahm mir Blut ab. Danach fragte er mich, wie mein erster Tag war.
,, Naja es geht die anderen sind sehr lieb, aber ich habe etwas Heimweh und hoffe echt das hier hilft mir."
Er sprach mir Mut zu. Leider hatte er nicht lange Zeit, aber er versprach sich diese Woche noch mehr Zeit für ein längeres Gespräch zu nehmen, welches er mit seinen Patienten einmal die Woche macht.
Es war 10.50 Uhr und ich sollte mich fertig machen für die Kunsttherapie. Da ich noch nie dort war begleitete Hannah mich. Ich schwieg den ganzen Weg über welcher zwar nur 5 Minuten war aber ich war irgendwie nicht gut drauf. Meine Stimmung war im Eimer und ich wusste nicht einmal genau wieso. Lag es am kurzen für mich zu kurzem Einzelgespräch? naja ein bisschen nachdenken ließ es mich schon. Was ist wenn das alles hier nichts bringt? Was ist wenn ich genau so wie ich hier angekommen bin wieder nach Hause gehe? Und was mache ich wenn ich zu Hause wieder daran denke nicht mehr leben zu wollen. All die Fragen gingen mir durch den Kopf, doch dann wurde ich aus den Gedanken in die Realität zurück geholt.
,,Elly darf alleine zurück gehen. Gut viel Spaß bis um 11.00 Uhr!", hörte ich Hannah sagen und dann war sie auch schon weg.
,,Hallo Elly ich bin Frau Förster setze dich ruhig. Also bevor wir beginnen möchte ich dir gerne sagen, wenn es dir hier nicht gefällt bin ich dir njicht böse wenn du es nach der Stunde sagst. Also solltest du merken dass ist nichts für dich und dann mit deinem Therapeuten sprechen wäre ich nicht böse. Eine Therapie zu der man nicht möchte bringt dann auch nichts. So, magst du mir erzählen weshalb du hier bist? Und generell ich weiß ja noch gar nichts über dich. Natürlich nur wenn du magst.
Ich bin Elly ich bin 15 Jahre alt und komme aus der Nähe von Düsseldorf.
Ich bin hier weil meine Psychologin zu Hause Depressionen diagnostiziert hat. Außerdem verletze ich mich selber und hatte auch schon Suizid Gedanken, war aber immer zu feige. Abgehauen von zu Hause bin ich auch schon. Ich war 2 Tage im Ausland bis ich dann zurück gegangen bin.
,,Oh, das ist ja schon eine Menge. Du darfst mir gerne alles anvertrauen was dir auf dem Herzen liegt, aber musst auch nicht ich möchte dich zu nichts zwingen. Lass uns ein Bild malen. Das male ich immer mit meinen Patienten in der ersten Stunde. Wir malen mit den JAXON Wachsmalstiften. Wir nehmen diese weil KEINER damit perfekt malen kann und darauf kommt es hier auch nicht an. Ich kann auch nicht perfekt malen."
Frau Förster wirkte total nett. Ich sollte ein Haus malen mit einem Baum, Vögeln und einem Feuer. Sie konnte vieles meiner Geschichte anhand des Bildes deuten. Es überraschte mich wie schnell die Zeit verging. Ich hatte eine Menge Spaß und ich dachte mir, dass ich auf jeden fall wieder hingehen wollte. Leider war die Stunde dann schon zu Ende.
,,Prima dann sehen wir uns nächste Woche um die selbe Uhrzeit. Hab noch einen schönen Tag!"
Auf dem Rückweg zur Station dachte ich wieder viel nach. Plötzlich verspürte ich ein wenig den Drang mich ritzen zu wollen aber ich konnte es unterdrücken.
Als ich auf der Station ankam saßen die anderen schon am Tisch und warteten auf das Essen. Ich setzte mich dazu und wir aßen gemeinsam.
Nach dem Essen gibt es hier um Wohnzimmer immer jeden Tag eine Befindlichkeitsrunde. Dort erzählt jeder Jugendliche wie es ihm geht, was er heute schon gemacht hat und was er noch macht. Montags sollte man noch erzählen wie das Wochenende war und Freitags was man am Wochenende machen wird. Zusätzlich saß immer mindestens ein PED mit in der Runde um uns gegebenenfalls Ratschläge zu geben sollte es uns schlecht gehen. Heute saßen Hannah und Thomas ( Thomas hat Spätdienst) mit in der Runde.
Ich war an der Reihe: ,, Also ich hatte heute Kunsttherapie und ein Gespräch mit Herrn Heidenreich. Mir geht es nicht so gut und was ich heute noch mache weiß ich noch nicht."
Da heute Dienstag ist haben wir zwei Stunden Mittagspause, weil das PED Team mit den Therapeuten eine Besprechung haben.
Als die anderen an der Reihe waren merkte ich mehr und mehr wie mir die tränen in die Augen stiegen. Irgendwann stand ich einfach auf und lief heulend in mein Zimmer und legte mich aufs Bett.
,,Elly? Ach da bist du ja. Sag mal was ist denn los? Magst du reden?",fragte Janine.
,,Ich weiß nicht. Mir geht es einfach nicht gut alles kommt einfach hoch."
,,Hast du Schneidedruck?"
,,JA!", ich weinte immer mehr.
,,Kennst du Skills? Eiswürfel zum Beispiel?"
,,Nein."
,,Ich bringe dir welche."
Nach zwei Minuten stand Janine mit Eiswürfeln und einem Handtuch in meinem Zimmer.
,,Die reibst du über die Stelle an der du dich eigentlich verletzen möchtest. Wenn das nicht hilft und es schlimmer wird meldest du dich bitte dann bei uns?"
,,Dankeschön, ja das mache ich."
Sie verabschiedete sich kurz und ging danach. Ich wusste jetzt schon, dass ich mich eh nicht melden würde. Trotz der Eiswürfel wurde der Druck immer größer. Scheiße! Hannah hatte mir gestern alles weg genommen womit man sich verletzen kann. Ich überlegte eine Weile und zerbrach meine Eisenhaarklammer in zwei Teile. Das musste gehen. Sie fühlte sich scharf an.
Olivia kam zurück ins Zimmer und fragte ob es mir besser ginge. Ich nickte nur und ging ins Bad. Ich schloss hinter mir die Türe ab und zog die Hose runter. Ich war ja nicht dumm am Arm würde es jeder sehen.
Ich schnitt so tief ich es mit der Haarklammer konnte und doch es ging schon ganz tief. Die Wunde klaffte leicht und nach einer Weile versuchte ich die Blutung zu stoppen, doch es dauerte eine Weile.
,,Elly? Alles in Ordnung? Ich wollte noch einmal nach dir sehen bevor ich in die Besprechung gehe. Kannst du bitte einmal die Türe aufschließen?"
SCHEIßE!, was mache ich denn jetzt?