Kurze Zeit später...
Wie an einem gewöhnlichen Tag strahlt die warme Sonne auf die grünen Wälder Maines, in denen - fast schon verborgen vor der Welt - die kleine, aber beschauliche, Stadt Rosewood liegt. Der Himmel ist blau und friedlich, während die Autos wie jeden Tag die Hauptstraße befahren und einige Passanten ihrem Alltag in der Stadt nachgehen. Für manche ist es so als würde es solche Orte auf der Welt nicht mehr geben, allerdings ist dies nichts als die Wahrheit. Pure und unabänderliche Realität.
"Was ist geschehen?", fragt die Stimme von Xander, als dieser sich samt seiner Familie auf einer kleinen grünen Lichtung - viele Kilometer vom Friedhof entfernt - wiederfindet, die seine Familie nur allzu gut kennt. Der Prawl dreht sich um und erblickt seine Geschwister in frischer Kleidung und mit einer ebenfalls überraschten Mimik. Gabe schaut sich verwundert um und fast sich an seinen grünen Trenchcoat. Xander scheint besorgt, dass der Zauber seiner schlechteren Hälfte gewirkt hat und er nichts als ein Fremder für seine Geschwister ist.
"Gabriel?", fragt er und nähert sich dem Hutträger vorsichtig.
"Mein Name ist..."
"Xander!", lächelt Gabe und fällt seinem Bruder in die Arme. Überrascht atmen Lily, Shawn und Nick auf und laufen auf die beiden zu. Sie alle fallen in eine innige und glückliche Umarmung, voller Erleichterung und Freude.
"Der Zauber...er wurde nicht ausgeführt.", keucht Lily glücklich.
"Leute?", wirft Xander allerdings ein und schaut hinter seine Geschwister. Sie alle bemerken seinen Gesichtsaudruck und drehen sich ebenfalls.
"Wie ist das dann möglich?", fragt er, als sie alle das riesige Prawl Anwesen, welches sie seit ihrer Ankunft in Rosewood nur als Ruine kannten, in ihrem alten Zustand erblicken. Mitten in einem gepflegten Wald, samt gepflasterter und mit frisch geschnittener Hecke, verzierte Einfahrt in welcher der alte Cadilliac von Xander steht.
Die gläserne Doppeltür des Anwesens geht offen und hinaus spaziert eine überraschte Noore, welche nicht ihr silbernes Kleid sondern gewöhnliche Alltagskleidung trägt. Eine blaue Jeans, mit einem weißen Hemd und grauer Strickjacke.
"XANDER!", ruft sie und läuft auf ihn zu.
"Lily!", ergänzt sie ebenfalls und umarmt ihre Freundin lächelnd.
"Ihr seid hier. Ihr alle...", stellt sie fest.
"Ganz genau. Das ist die Frage die wir uns alle stellen. Was ist passiert?", fragt Xander und schaut die Finsternis fragend an.
Noore atmet auf und geht in Richtung der Villa,
"Als ich aufgewacht bin, war die ganze Stadt verändert. Der Zauber kam über uns und alles war so...seht selber."
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In der Villa stehen die Prawls in dem Anwesen welches sie nur aus fernen Erinnerungen kennen. Erinnerungen in denen ihre Familie noch nicht zerbrochen war und alles in ihrem Leben unbedeutend normal war.
"Das alles war dein Dad?", fragt Lily und schaut an die Wände, an denen Portraits von allen ihrer ehemaligen Weggefährten hängen. Riesige Ölgemälde. Diego, Valerian, Angelica, Raven. Ihre Gesichter zieren den Korridor des Anwesens. Xander bleibt stehen und schaut still auf das Gemälde von Raven, welches ihn leicht anlächelt.
"Wie hat er das geschafft? Das ist...unmöglich.", keucht Xander. Noore stellt sich neben ihn, während Nick und Shawn weiter die Gemälde mustern.
"Ich habe keine Ahnung. Es war Magie die ich noch nie bei ihm gesehen habe. All die Dunkelheit aus seinem Dolch wurde am Ende doch noch zu heller Magie und veränderte den Zauber deiner anderen Hälfte zu etwas besseren. Einem Rosewood vor dem allen hier. Vor eurer Ankunft und all den Kämpfen. Mein Vater...er...", stammelt sie und schaut auf ein leeres Gemälde, in dem langsam die Silhouette des Dunklen erscheint, welche seinen typischen schwarzen Anzug und seine unverkennbaren langen Haare zeichnet.
"Er hat alles wieder in's Gleichgewicht gebracht. Dank dir.", vervollständigt sie den Satz und streift Xander über den Arm.
"Angelica...", stellt Noore fest.
"Was?", fragt Xander sie.
"Angelica...es war ihre Magie die ihm half. Nach ihrem Tod spürte ich immernoch etwas von ihr, jedes Mal wenn ich Dads Laden betrat."
"Ihr Blut...er hat es aufbewahrt.", murmelt Xander über Belph.
"Danke.", flüstert der Prawl und schaut auf das wunderschöne Portrait des bleichen Erzengels.
Er wirft auch dem Bild von Belph einen glücklichen Blick zu. Er ist stolz zu wissen, dass auch er getan hat, was das Richtige war.
"Und wieso sind sie dann alle tot? Wieso ist Raven nicht hier...", möchte er wissen und seine Augenlider beginnen traurig zu zittern.
"Es gibt keine Wiederbelebungen mehr. Nichts kann unsere Freunde und Lieben jemals wiederholen. Nie wieder...es tut mir leid, Xander.", gesteht sie ihm. Doch statt sauer oder wütend zu sein nickt er verständlich und akzeptiert es. Seine Akzeptanz ist da, aber um über Raven hinwegkommen zu können braucht der Prawl mehr als genug Zeit.
"Kinder?", ruft eine weibliche Stimme durch die Hallen des Anwesens.
"KINDER!", lacht Minerva und läuft auf ihre Sprösslinge zu, welche sie überrascht anschauen.
"Mom, du...", stockt Lily der Atem.
"Ja! Der Zauber brachte mich zurück in meinen alten Körper.", bestätigt sie und ihr wehen ihre brünetten Haare durch's Gesicht. Xander schaut zu Gabe und lächelt.
"Es ist schön dich zu sehen, Mom.", gesteht er und sieht die pure Freude in dem Gesicht seiner Mutter. Nach all den Jahren hat Xander es doch noch geschafft sie lieb zu gewinnen.
"Was ist mit Alice?", fragt Gabe und hebt seine Augenbrauen schon fast amüsiert an.
"Sie hat die Zeit in der ich sie besetzte vergessen und ist wie vorher Bürgermeisterin der Stadt. Belph sorgte dafür, dass ihre Familie ihre Abwesenheit nie bermerkten.", antwortet sie und ist froh darüber, dass auch Alice Laughlin wieder zurück in ihrem alten Leben ist.
"Meine andere Hälfte. Hast du sie nach dem Zauber gesehen?", fällt Xander auf und wendet sich an Noore.
"Mein Dad hat den Dämon und alles was er angerichtet hat vernichtet. Du wirst dich nie wieder um ihn Sorgen müssen.", versichert Noore ihm. Der Prawl lächelt und schaut seine Familie intensiv an.
"Und jetzt? Jetzt ist es vorbei? Einfach so?", fragt er und sieht wie Gabe seinen Kopf schüttelt.
"Es ist nie vorbei, Bruder. Retter bleibt Retter, aber vielleicht haben wir uns einen kleinen Urlaub verdient, da bin ich ehrlich.", keucht er und hört das Lachen von Nick und Shawn.
"Jetzt hab ich endlich keine Ausrede mehr um Finn aufzuschieben.", freut sich Lily erleichtert.
"Ich hätte nie gedacht, dass es je soweit kommt. Wir alle zusammen.", merkt Shawn an.
"Familie geht doch über alles, oder?", fragt Nick und zwinkert Xander zu.
"Ja, Bruder. Da hast du Recht."
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Bei warmen Sonnenlicht, welches den reich gedeckten Tisch bestrahlt und die fröhlichen Gesichter der Erben der Nacht in angenehme Wärme hüllt, erstrahlt das Esszimmer der Villa friedlich und füllt sich mit Lachen und reichlichen Toasts. Zusammen speisen alle Prawls vereint in einem neuen Rosewood, frei von Dunkelheit und Gefahr. Nur noch eine ganz gewöhnliche Stadt, tief im Herzen von Maine...
"Auf die Prawls!", erhebt Xander sein Glas und schaut Gabriel, Lily, Shawn, Nick, Minerva und Noore stolz an. Alle erheben ihre Gläser und stoßen an.
"Die Erben der Nacht!", ergänzt Gabe und schaut sie alle stolz an.
--- In vielen fernen Jahren... ---
Ein Gefühl der Geborgenheit hüllt Xanders Seele ein, als er nach einem langen und - trotz allem - glücklichen Leben durch die Tore des Jenseits schreitet und sich auf einer langen Straße wiederfindet. Der Himmel erstrahlt in einem perfekten blau und die Bäume in einem mindestens genauso saftigen grün. Er schreitet voran und schaut sich in diesem Moment der puren Stille und des ewigen Friedens um und hebt seine Stimme etwas an,
"Wie habe ich das geschafft? Ein Prawl im Himmel...?"
"Du hattest wohl einen guten Schutzengel.", antwortet ihm eine weibliche Stimme. Er dreht sich nach links und sieht die zwei majestätischen Flügel von Angelica, welche sie nach wie vor, wie schon vor vielen Jahren, schmücken. Das Lächeln auf dem Gesicht des Prawls ist kaum zu beschreiben als er sie nach all den Jahren wiedersieht.
"Ich suche nach meiner Familie.", erklärt er ihr und sie nickt sofort wissend,
"Und sie suchen nach dir."
Gemeinsam gehen die beiden alten Freunde zu einem großen Anwesen, welches der Prawl schon seit Ewigkeiten nicht mehr betreten hat.
"Wenn mir jemand als Kind gesagt hätte es würde den Kent Rock Manor im Himmel geben hätte ich...was rede ich da? Sowas hätte mir niemand gesagt.", scherzt der Prawl und strahlt auf sein altes Zuhause. Angelica hebt ihre Hände und öffnet das gewaltige Tor zu dem Anwesen, zu dem sie den Prawl geborgen eskortiert.
"Du hast auch lange auf dich warten lassen.", entgegnet sie ihm und bringt ihn zur Tür.
Als die beiden an der großen Holztür ankommen, dreht Xander sich nervös zu Angelica.
"Was soll ich jetzt tun?", fragt er sie unsicher.
"Es ist dein Zuhause. Entscheide du.", zwinkert Angelica und breitet ihre Flügel aus, um nur kurz später in die Luft aufzusteigen und zusammen mit einem anderen Paar Flügeln, die dem Muster eines ihm alt bekannten Gargoyles ähneln, hoch in den Lüften davon zu fliegen. Stark atmet der Prawl ein und klopft mutig an der Tür und hört bereits wie sich auf der anderen Seite schnelle Schritte der Tür nähern. Quietschend wie eh und je öffnet sich die Haustür und Xander schaut in ein Gesicht welches er ewig nicht mehr gesehen hat.
"Xander.", begrüßt ihn Cecille, woraufhin er seine Augen weit öffnet.
"Ich wusste immer du schaffst es hierher.", ergänzt sie und umarmt ihn kräftig.
"Die Prawls lassen sich nie im Stich, Schwester.", keucht er und ihm laufen Freudestränen aus den Augen, bis er sieht wer alles auf der riesigen Treppe des Manors, hinter Cel steht. Gabriel, Lily, Shawn, Nick. All seine Geschwister warten auf ihn. Auch das Huschen eines langen Kleides über den feinen Boden des Manors vernimmt er.
"Bist du bereit zu gehen?", fragt Raven und streckt neben Cecille dem Prawl ihre weiche Hand aus, welche er jedoch nicht beachtet und sofort losgeht und sie küsst.
"Ich habe dich so verdammt vermisst.", lächelt er und streichelt ihr langsam über ihren Hinterkopf. Die harten Lederschuhe von Belph gesellen sich dem Trio hinzu, welcher seine Hand auf die Schulter des Prawls legt, welcher auch ihn freudig umarmt.
"Es ist Zeit.", murmelt er und greift nach Noores Hand. Xander, Raven, Belph und Noore werden von Cecille zur großen Treppe begleitet. Gabe schaut Xander freudig an.
"Bereit für ein neues Abenteuer?", fragt er als die obere Etage des Manors, zu dem die Treppe führt, in einem himmlischen Licht erstrahlt.
"War ich es je nie?", fragt Xander ihn.
Zusammen spazieren sie alle in das himmlische Unbekannte, aber mit dem Wissen, dass sie eine Sache bis in alle Ewigkeit haben werden.
Die Familie.
DAS ENDE