Me, because of you. (girlxtea...

By epic_nicole

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Laura. 17 Jahre alt und doch schon so sehr vom Leben gezeichnet. Sie hatte keine leichte Kindheit und vor ein... More

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By epic_nicole

Anmerkung: Häusliche Gewalt in diesem Kapitel. Bitte lies dieses Kapitel nicht, wenn es dir damit nicht gut geht.

Der Nachmittag mit Jonas hat mir echt gut getan und war auch bitter nötig nach den ganzen Strapazen der letzten Tage. Wesentlich entspannter komme ich abends zuhause an und muss feststellen, dass ich mal nicht alleine hier bin. Aha. Meine Eltern sitzen doch tatsächlich zusammen im Wohnzimmer und unterhalten sich. Ich glaub ich seh' nicht richtig. Also das ist ja mal ganz was neues. Wusste gar nicht, dass die sowas können. Sich unterhalten ohne zu schreien, meine ich. Mich packt die Neugierde und schleiche mich leise an den Türrahmen heran. Gespannt lausche ich was die zwei wohl bereden.

„Tomek. Bald ist der 27. (Oktober). Ein Jahr ist es dann her. Ich möchte wieder leben können. Ich möchte endlich wieder spüren was dieses Leben zu bieten hat, das Gott uns geschenkt hat."
Ja meine Mutter ist sehr gläubig, ich hingegen kann mit Gott nur wenig anfangen. Der hat mich oft genug alleine gelassen. Tomek ist übrigens ein Kosename für den polnischen Vornamen Thomasz (gleichnamig zu dem deutschen Vornamen Thomas).
„Ja und? Warum du sagst mir das jetzt?", brummt er mit seinem Akzent.
„Es ist auch dein Sohn! Warum tust du so als ist dir das alles egal?"
„Cho chcesz teraz robić?" (Was willst du jetzt machen?)

„Red Deutsch, ich versteh kein Wort, das weißt du."
„Meine Wohnung. Ich kann reden wie ich will."
„Ja wenns deine Wohnung wär. Der Staat zahlt immer noch die Hälfte.", erinnert sie ihn.
„Staat kann mich lecken am Arsch. Ich wohne hier also Staat muss zahlen. Fertig."
„Jaja du und dein Kommunismus. Überhaupt gehts darum gerade nicht. Du hörst mir wieder nicht zu."
„Ah. Ha dann was? Ha? Willst du machen?"

TW
„Du sollst mir endlich zuhören verdammt nochmal Tomek! Dein Sohn ist bald ein Jahr tot und es interessiert dich nicht! Was bist du nur für ein Mensch?? Was bist du für ein Vater? Die Wohnung sieht auch aus wie Sau. Interessiert dich nicht. Bist ja nicht zuhause. Gehst lieber in dreckige Kneipen und bumst dahergelaufene Nutten."
„CO POWIEDZIALAS???" (Was hast du gerade gesagt?), brüllt er meine Mutter mit verzerrtem Gesicht an.

Ach du scheisse. Fuck, fuck, fuck. Das ist nicht gut. Jetzt ist er richtig wütend. Nein, oh nein das ist nicht gut. Scheisse ich weiß genau was jetzt kommt. Und da passiert es auch schon.
Er springt auf, krallt sich die Fernbedienung vom Tisch und knallt sie ihr mit voller Wucht ins Gesicht. Meine Mutter heult augenblicklich schmerzerfüllt auf und hält sich sofort die Hand an die blutende Wange. Sie sinkt zu Boden und wimmert schluchzend vor Schmerzen. Nein! Jetzt reichts! Jetzt ist Schluss. So geht er nicht mit meiner Mutter um!! Verdammt nochmal.

„RAUSS!!! SOFORT!!! RAUSSSSS!!!!", brülle ich ihn mit all meiner Wut an.
„LAURA!? Kurwa! Co ty tutaj robisz?" (Was machst du hier?) Erst jetzt bemerkt er, dass ich mit geballten Fäusten im Türrahmen stehe und alles mitbekommen habe.
„HAU SOFORT AB!!! Raus hier!! Verpiss dich! Ich warne dich!! Schlag noch einmal zu und ich schwöre dir ich hetz dir und deinen versifften Bande die Bullen auf den Hals!", drohe ich ihm mit hasserfüllter und wackelnder Stimme.

Er lässt erschrocken die Fernbedienung fallen und schaut mich völlig entgeistert an. Damit hat er nicht gerechnet. Mich hat er nie geschlagen und dass ich nun im Türrahmen stehe und ihm Grenzen aufzeige, bringt ihn total aus dem Konzept.
„Es reicht! Pack deine stinkenden Sachen und GEH!!!", schreie ich noch ein letztes Mal.
Er ist dermaßen irritiert, dass er tatsächlich aus dem Zimmer flüchtet. Wohin ist mir scheissegal, meine Mom ist gerade wichtiger.

„Mom? Mom. Er ist weg! Er ist aus dem Zimmer, du bist in Sicherheit. Dir passiert nichts mehr. Mom, gehts dir gut? Bitte sag was!"
Immer noch wimmernd liegt sie am Boden und drückt ihre Hand auf die Platzwunde an ihrer Wange.
Ich kann das nicht ertragen sie so zu sehen. So sehr ich sie die letzten Monate gehasst habe, jetzt da sie so klein und verletzlich ist, packen mich die Emotionen.

Ich laufe in mein Zimmer. Hier musste doch irgendwo ein kleines Täschchen mit Verbandszeug sein? Verdammter Mist wo sind die Sachen wenn man sie braucht?! Scheisse, Scheisse, Scheisse. Ich kann es nicht finden, also kralle ich mir nur die Box mit den Taschentüchern vom Nachtkästchen. Schnell laufe ich wieder zurück ins Wohnzimmer. Meine Mom sitzt mittlerweile auf dem Sofa und wischt sich mit ihrem Schal das Blut weg.
„Tu den Schal weg, der ist doch schmutzig! Nimm die hier.", sage ich und werfe ihr die Box zu. Sie flüstert ganz leise und heiser „Danke."
Immer wieder sieht sie ängstlich zur Tür. Bestimmt hat sie Angst, mein Vater könnte jeden Augenblick zurückkommen und noch mehr Wut und Gewalt an ihr ausüben.

Wie so oft weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll oder was ich tun könnte, um sie zu trösten. Was tut man denn, wenn jemand gerade geschlagen wurde? Und das nicht zum ersten Mal. Soll ich meine Mutter in den Arm nehmen? Ich weiß es nicht. Wie ich das hasse. Ich mag es nicht Menschen zu umarmen. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst nie besonders viel Zuneigung bekommen habe. Aber irgendwas muss ich doch tun. So kann ich meine Mutter jedenfalls nicht sitzen lassen.

„Mom? Gehts dir gut?", frage ich ganz langsam. Ohmann, was für eine bescheuerte Frage! Natürlich gehts ihr nicht gut.
Sie antwortet mir nicht. Aber das bin ich schon gewohnt. Wenn sie über ein Thema nicht reden will, stellt sie sich einfach taub. Sie dreht nun den Kopf und schaut mich mit diesen leeren und verletzten Augen an, die schon so lange kein Leben mehr in sich tragen. Ganz langsam und vorsichtig nimmt sie meine Hand.
„Laura. Das solltest du niemals sehen. Bitte denk nicht schlecht über deinen Vater."
Ich entreiße mich ihrem Griff und tippe mir an die Stirn.
„Ich soll nicht schlecht über ihn denken? Sag mal willst du mich verarschen? Glaubst du etwa ich kriege nicht mit was er macht?"

„Er ist kein schlechter Mensch. Er hat auch gute Seiten."
„Oh nein, nein, nein. Hör endlich auf ihn ständig zu verteidigen! Er ist ein krankes, narzisstisches Arschloch und du kriechst ihm jetzt auch noch in den Arsch. Sag mal, tickst du noch ganz sauber?"
„Laura!! Pass auf was du sagst."

„Pass du mal auf! Denkst du echt ich hab' all die Jahre nicht mitbekommen, wie er zu dir ist? Glaubst du ich sitze gemütlich in meinem Zimmer und höre nicht, wie meine Eltern sich täglich anschreien? Wie er dich und uns alle immer beleidigt hat? Wie er Dinge nach dir geworfen hat, dich durch die ganze Wohnung schleift? Wie er dir die Seele aus dem Leib geprügelt hat, als die Bullen Alex' tot gefunden haben? ICH HASSE IHN!!!!! Und ich hasse dich dafür, dass du sowas noch verteidigen willst!!!!!!"
Ich schreie aus voller Kehle und merke gar nicht, wie meine Mutter auf dem Sofa zusammenbricht und schützend die Arme über sich wirft.

ICH HASSE DIESE WELT!!!! Und ich hasse meinen Vater. Er, nur allein er ist schuld an unserem jämmerlichen Leben. Seine widerwärtigen Machenschaften innerhalb der Drogenszene sind überhaupt erst der Grund für den Tod meines Bruders. Alles hätte anders sein können. Aber das ist es nicht. Das Leben ist eine hinterhältige und eiskalte Schlampe. Es spielt nicht nach unseren Regeln, sondern fickt uns hart und unerbittlich.

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