!TRIGGER WARNUNG: SELBSTVERLETZUNG!
Die fake-Chats habe ich selber erstellt, achtet auch auf die Uhrzeiten! Ich hoffe dieser Stil gefällt euch. Viel Spaß! :)
______________________________________
Die ersten drei Monate unserer Beziehung mit Enid verlief nicht unbedingt problemlos. Etliche Kidnapping Geschichten, Folter, Beschuldigungen. Kurz zusammengefasst sehr spannend. Das Hochgefühl der Lösungsfindung und das auch mit der Person, die ich vom ganzen Herzen liebe. Es war schön und leidenschaftlich...bis zu dem Tag, an dem wir einander am meisten geschadet haben.
- "Ich werde dich so sehr vermissen, Wednesday." - fiel mir Enid um den Hals.
- "Du fährst doch nur für drei Tage weg, Sinclair."
- "Du kennst meine Eltern nicht. Drei Tage werden sich sicher als eine Ewigkeit anfühlen." - seufzte sie traurig. - "Schade, dass du nicht mitkommen kannst."
- "Ich muss mit Ajax an unserem Portfolio weiterarbeiten. Glaub mir, dieses Mal würde ich auch lieber mit dir mitfahren. Ich bezweifle, dass dieser Moron überhaupt schreiben kann."
- "Süße, ich weiß, dass du ihn nicht besonders magst. Sei, bitte, trotzdem nett zu ihm."
- "Ich bin nie nett. Eventuell weniger brutal."
- "Das reicht schon aus." - nickte sie. - "Wirst du mich kein Bisschen vermissen?" - grinste Enid reizvoll.
- "Hör auf mich mit diesem Blick anzuschauen" - sagte ich zappelig.
Enid biss auf ihre Lippe und stellte sich vor mich hin. Sie legte ihre Hand auf mein Gesicht.
- "Ich weiß nicht, wovon du sprichst." - lächelte sie mich an.
Ihre sanftes Verspotten brachte mich zum Schmunzeln. Ich lehnte mich vor und schnappte mir einen passionierten letzten Kuss vor ihrer Abreise.
Sie schrieb mir gelegentlich, doch die Nachrichten wurden je mehr Zeit verging, immer seltener. Ihr Schreibstil veränderte sich von Enid-typischen zu gar nicht Enid-ähnlichen:
Ich war auf irgendeine Weise nervös Enid wiederzusehen. Laut ihre Nachrichten schien es ihr nach wenigen Tagen nicht mehr so wichtig zu sein, mich zu kontaktieren. Natürlich bedeutet mir der Informationsaustausch auf einem technischen Gerät nichts. Anderseits kann ich dieses falsche Gefühl nicht betäuben, dass ich wahrscheinlich etwas vermasselt haben könnte.
Ich verbrachte meine letzten Stunden der Vereinzelung mit Viper. Enid kam erst am späten Nachmittag an. Die Szene verlief auch nicht, wie erwartet.
Als ich die Türklinke hörte, raste ich zum Eingang. Mit hinter mir verschränkten Fingern sah ich sie den Raum betreten.
- "Hallo, Enid."
- "Hey, Süße." - kam sie mich langsam umarmen.
Meine Sehnsucht nach ihrem Geruch wurde endlich gestillt. Doch die Umarmung dauerte halbwegs so lange, wie ich es gedacht hätte. Sie ließ mich mit einem gefälschten Lachen los. Etwas stimmte nicht.
- "Also, wie war es zu Hause?" - fragte ich skeptisch.
- "Ich will gar nicht darüber sprechen." - zog sie mich auf ihr Bett. - "Ich bin froh, wieder hier zu sein."
Zweifelnd schaute ich sie an.
- "Du bist ungewöhnlich ruhig, Enid. Du musst mir erzählen, wenn etwas passiert ist."
- "Ich bin nur müde. Die Fahrt war lang. Kannst du mich einfach nur halten, bitte?" - sagte sie traurig.
Ohne nachzudenken kletterte ich zu ihr. Ich ließ zu, dass sie ihren Kopf auf meine Brust und ihren Arm auf meinem Bauch legt. Ich nahm die Fernbedienung und machte ihren Lieblingsfilm an.
- "Du magst The Fallout gar nicht." - sprach sie mit einer weinerlichen Stimme.
- "Nein, aber du liebst ihn." - flüsterte ich ihr zu.
Enid schaute nach oben in meine Augen und ich merkte, wie sehr sie mich in dem Moment brauchte.
Nach zwanzig Minuten ist sie eingeschlafen. Mein ganzer Körper schmerzte von der Position, in der sie auf mich lag, trotzdem bewegte ich mich nicht. Sie hatte Ruhe nötig und zum Glück konnte ich ihr das geben. Obwohl ich körperlich bis zu fünfzehn Stunden ohne zu blinken still legen könnte, machte mich der Gedanke an Enid's unausgesprochenes Problem innerlich angriffslustig.
Nach dem der Film zu Ende war, spürte ich meine Gliedmaßen kaum noch. Enid erwachte auf die Stille. Ein wenig ironisch.
- "Habe ich ihn verpasst? Manno." - streckte sie sich in die Luft. - "Ui, entschuldigung." - merkte Enid die kleine Speichel Pfütze, die auf meinem T-Shirt war.
Hier machte sie ihren Fehler. Sie hielt die ganze Zeit über den Ärmel ihres Pullovers zwischen den Fingern, was mir bis zur nächsten Sekunde nicht unbedingt seltsam vorkam. Allerdings rutschte er ihr für einen knappen Moment aus der Hand, wodurch ihr rechtes Handgelenk mir direkt sichtbar wurde.
Jede Menge horizontale Schnittwunden, einige tiefer, als die anderen. Blutig angelaufen, teilweise stark infizierte Verletzungen.
Nach einer Millisekunde stand Enid auf und verdeckte wiederum ihren Unterarm mit ihrem Pullover. Ich sah nur noch ihren Rücken.
- "Was zur Hölle ist das, Enid?" - fragte ich fassungslos.
- "Gar nichts." - grinste sie, während eine riesige Träne ihrer Wange hinunterfloss.
- "Zieh deine Ärmel hoch, Enid!"
- "Lass mich einfach in Ruhe, Wednesday." - lief sie ins Badezimmer und schloss die Tür ab.
Ich stand nun mitten im Raum und verstand nicht genau, was passiert ist. Ich erblickte Thing in der Ecke, der mir eindeutige Zeichen gab. Ich lief zum Bad und klopfte an.
- "Enid, mach die Tür auf, bitte."
- "Nein." - sprach sie verheult.
- "Bitte, ich möchte dir helfen." - nahm ich den Erste-Hilfe-Kasten in die Hand. - "Wenn ich deine Wunden nicht sofort behandle, könntest du nach einer Weile an Fieber, Schüttelfrost und Übelkeit leiden."
Ich hörte ihre langsame Schritte, bevor sie den Schloss entsperrte. Ich kam herein. Enid saß auf dem Boden, neben dem Waschbecken und weinte panisch. Sie zog ihre Knie zur Brust, lehnte sich mit dem Kopf nach vorne und kreuzte ihre Arme unter ihrem Kinn.
Ich kniete vor sie hin und gab ein kleines Küsschen auf ihre Stirn.
- "Willst du mir erzählen, was passiert ist?" - packte ich das Desinfektionsmittel aus.
Sie antwortete nicht.
- "Okay, kein Problem. Ich möchte aber deine Handgelenke sehen." - sagte ich gleichzeitig sanft und bestimmend.
Ich griff vorsichtig nach ihrem Arm. Zuerst widerstand sie, dennoch ließ sie mich helfen. Wir saßen im Schweigen mehrere Minuten lang.
- "Ich kann nie wieder zu meinen Eltern fahren." - durchbrach Enid die Stille.
- "Warum?" - hob ich überrascht meinen Kopf.
- "Ich habe denen über uns erzählt." - seufzte sie mit Tränen kämpfend. - "Meine Mutter ist ausgerastet. Sie hat mir gesagt, entweder machen wir sofort Schluss oder sie erkennt mich als ihre Tochter nicht mehr an." - wischte sie ihre Nase ab.
Ich musste für eine kurze Sekunde mit der Versorgung aufhören, da mein Herz einen Takt übersprang, als ihre Worte bei mir ankamen. Ich sollte mich auf meinen schlimmsten Albtraum vorbereiten.
- "Was ist dann passiert?"- kratzte ich meinen Hals.
- "Fragst du gerade, für wen ich mich entschieden habe?" - guckte Enid mich an.
Meine Blicke wanderten von links nach rechts und von oben nach unten, ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Enid nahm meine Hand und wickelte ihre Finger, um meine.
- "Es wird niemals eine Situation geben, in der ich mich nicht für dich entscheide, Wednesday."
Ich empfand genauso, seit dem sie mich zum ersten Mal geküsst hat. Doch diese Aussage von ihr zu hören, ließ mich erneut verlieben. Wir sind für immer bestimmt.
Ich legte die Verbände auf den Boden und setzte mich neben sie.
- "Enid, warum hast du dir das angetan?" - streichelte ich über ihren Arm.
- "Nachdem ich meine Eltern vor vollendeten Tatsachen gestellt habe, haben wir uns stundenlang gestritten. Besser gesagt hat mich meine Mutter verfolgt und mich ununterbrochen beschimpft. Mein Vater sagte kein Wort, was mich genauso verletzte, als hätte er mich angeschrien." - holte sie einmal tief Luft. - "Früher, als ich noch zu Hause gewohnt habe, habe ich mich öfter verletzt. Meine Beziehung zu meinen Eltern war damals auch schon furchtbar. Deswegen ist es so wichtig für mich die beste an Nevermore zu sein. Die Schule hat mir mein Leben gerettet."
- "Versprich mir eines, Enid. Wenn du auf solch schlimme Gedanken kommst, rede zuerst mit mir! Ich bin für dich da. Ich habe dir so oft gesagt, dass wir für alles eine Lösung finden. Selbstverletzung ist jedoch keine Lösung! Schließ mich einfach nicht aus deinem Leben. Ich will von allem wissen. Du kennst die Redewendung: In guten und in schlechten Zeiten."
- "Süße, diese Redewendung ist auf Hochzeiten üblich." - lachte Enid laut auf.
- "Versprich es mir!" - runzelte ich meine Brauen.
Grinsend zog sie mich zu sich für einen leichten Kuss.
- "Versprochen."