Brad POV
Nun stand ich hier und durch die kurzzeitige Trennung begann mein Kopf wieder normaler zu arbeiten, die körperliche Anziehung des Alphas zumindest kurzzeitig zu verblassen.
Stattdessen suchte mich etwas anderes heim. Angst. Angst davor, mich fest zu binden, Angst davor den Rest meines Lebens an der Seite eines Mannes verbringen zu müssen, der mir zwar unglaublich gut gefiel, mir seine Anwesenheit gut tat, aber dennoch.
Ich sah in den Spiegel, sah mir selbst in die Augen. Augen, von denen so viele Männer im meinem Leben schon geschwärmt hatten. Ich seufzte, stellte den Wasserhahn an, wusch mein Gesicht.
Vermutlich wollte Dean eigentlich, dass ich duschte, dass ich mich für ihn vorbereitete, für das was ich schon so oft gemacht hatte. Mir wurde schlecht. Würde er mich noch binden wollen, wenn er über mich Bescheid wusste?
"Liebling?", hörte ich die Stimme durch die Tür und ich zuckte zusammen. "Alles ok da drin?"
Ich biss mir auf die Zunge, begann mich von meiner Kleidung zu befreien, sah zur Dusche, die groß und einladend auf mich zu warten schien.
"Alles gut. Ich dusche nur gleich.", rief ich zurück, fuhr mir durch die Haare, ehe ich an den Schrank ging und ein großes flauschiges Handtuch herausholte.
Ob er seinen Haushalt selbst machte, bei all der Arbeit?
Wieder schüttelte ich den Kopf. Wollte ich mich jetzt schon an jemanden binden, von dem ich zur Zeit noch so wenig wusste? Klar hatten wir viel geredet die letzten Tage, aber nachdem wir uns erstmals geküsst hatten, war es hauptsächlich bei Zärtlichkeiten dieser Art geblieben und bei Planungen für den Umzug und dem Aufgeben meiner Personaltrainer Tätigkeit. Schließlich hatte ich einen festen Kundenstamm der hatte informiert werden müssen.
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Auch wenn die Dusche gut getan hatte, war ich immer noch unsicher und nervös, als ich nach einer guten halben Stunde aus dem Bad trat. Ich konnte Dean, der auf dem Bett saß nicht in die Augen sehen und mein Herz raste.
"Hey. Hey.", ich hörte wie er aufstand, seine Füße über den dunklen Holzfussboden bewegte.
"Was ist denn los?", seine Stimme war jetzt ganz sanft, liebevoll. "Ich verspreche dir, ich werde alle Vorsicht walten lassen, die ich walten lassen kann. Ich werde dir nicht mehr weh tun, als ich muss.", seine Hand legte sich an meine Wange und ich hätte beinahe laut aufgelacht.
Wenn er nur wüsste, wie ich schon genommen worden war. Das ich es mochte, der Untergebene zu sein und auch mal härter angefasst zu werden.
"Wirklich. Aber wenn du heute doch noch nicht bereit bist.", er drückte nun mein Kinn hoch und es blieb mir nichts anderes, als in die grünbraunen Augen zu blicken, die mich mit so viel Liebe ansahen, dass mir fast schlecht wurde.
"Doch. Doch, aber ich will, ich muss dir was gestehen.", kam es wie aus der Pistole geschossen und er runzelte die Stirn, schob mich ein wenig von sich, ehe er nach meiner Hand griff.
"Komm, dann lass uns setzten. Du sollst den Kopf frei haben, wenn wir uns binden. Ich will, dass du loslassen kannst und scheinbar hindert dich aktuell noch etwas so sehr, dass du ganz verkrampft bist.", er lächelte, streichelte über meinen Nacken, der tatsächlich eher Drahtseilen glich.
Ich schluckte hart, nickte. Wusste, dass ich nun mit der Sprache würde rausrücken müssen. Besser jetzt, als nach der Bindung.
"Also dann, was brennt denn so auf deinem Herzen?", er sah mich gespannt an und ich spürte die Angst, die in mir aufwallte.
"Ich, also ich..." begann ich nun und hörte mich selbst stottert. Er mochte das nicht, das hatte er schon früh klar gemacht und deshalb sammelte ich mich.
"Dean, Alpha.", erkaufte ich mir mit der Anrede kurz Zeit. "Ich, ich hatte ein Leben vor dir.", sagte ich zunächst und er lächelte, nickte und streichelte über meine Finger.
"Das ist mir durchaus bewusst, Liebling. Geht mir genauso.", er zwinkerte mir zu, hauchte einen Kuss auf meine Stirn.
"Aber, aber du denkst ich bin... ich könnte... also...", mir fiel es so schwer, es auszusprechen.
"Rein sein?", fragte er nun und ich nickte, krallte die freie Hand in meinen nackten Oberschenkel, denn ich trug nur das Handtuch um die Hüften.
"Das bin ich nicht. Weit weg davon. Ich...", ich merkte wie er sich neben mir anspannte.
"Was meinst du? Du hattest schon mal jemanden? Hattest schon einmal Sex?", fragte er und schien erstaunt. Natürlich, denn welcher Omega hurte so herum, wie ich es getan hatte?
Normal war, dass jeder Omega so schnell wie möglich nach seinem Partner strebte. Sex mit anderen und gar mit Menschen war eigentlich vollkommen verpönt.
"Nicht nur einmal.", fiepte ich und seine Hand löste sich leicht aus meiner.
"Mit wem?", kam es direkt und seine Aura änderte sich ein wenig und ich war sicher, dass ich Eifersucht spürte, die da in seiner Stimme mitschwang.
Mir war klar, dass ich niemals Harrys Namen würde erwähnen dürfen und so sagte ich nur. "Ein paar männliche Menschen."
"Menschen?", die Stimme wurde immer empörter und ich fühlte mich von Sekunde zu Sekunde schlechter.
"Ja, ja Menschen.", gab ich zurück, versuchte die Kraft die ich sonst hatte, zusammenzusuchen, um für meine Vergangenheit einzustehen.
"Wieso? Du bist ein Omega!", kam es nun und ich nickte, bevor ich leise fragte.
"Warum hattest du schon jemanden?", ich hörte ihn schlucken, traute nicht hochzusehen, denn die Frage war schon sehr provozierend.
"Weil Sex Spaß macht und ich Bedürfnisse hatte. Ich musste schließlich lange genug auf dich warten.", kam es von ihm und ich merkte wie meine Augen feucht wurden.
"Und ich, ich wollte mich eigentlich nie binden.", gab ich zurück, schniefte leise. "Ich wollte mich nie einem Alpha unterwerfen."
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Die Stille war erdrückend, doch auch wenn ich gedacht hatte, er würde gehen, oder mich rauswerfen, blieb er einfach neben mir sitzen und schwieg.
Ich weinte leise, wusste nicht, wie es nun zwischen uns weiter gehen konnte.
"Und jetzt willst du dich binden?", fragte er irgendwann und ich erschrak, weil seine Stimme für mich so laut durchs Zimmer hallte.
"Ja. Ich, ich habe sowas noch nie gefühlt, wie in dem Moment, als du an mein Bett getreten bist. Ich, ich habe Angst. Weil meine ganze Lebensplanung, alles wofür ich all die Jahre gestanden habe, nun umgeworfen wird, aber ja. Ich möchte es."
Ich war erstaunt, wie leicht mir die Worte fielen. Es war tatsächlich so. Ich hatte bei Dean das Gefühl angekommen zu sein, auch wenn mich die Angst noch immer ein Stück weit lähmte, die Angst neue Wege zu gehen, eine neue Ära einzuleiten.
"Sieh mich an.", Die Hand packte wieder mein Kinn, drehte mich zu ihm und ich sah ihm in die Augen, die mich fest fixierten.
"Ich bin froh, dass es Menschen waren, Brad. Unwichtige Menschen, die dir nichts bedeutet haben. Richtig?", ich nickte sofort und ich sah, wie sein Körper sich ein wenig zu entspannen schien.
"Gut. Dann würde ich vorschlagen, haken wir die Vergangenheit endgültig ab. Du hast dich entschieden, du möchtest an meiner Seite sein, du möchtest deinem alten Leben abschwören. Letztlich ist es auch ein wenig meine Schuld. Hätte ich früher nach dir gesucht, hättest du vielleicht dieses Leben nie gehabt, aber mir war die Arbeit immer wichtiger, hoffte ich doch auf den Zufall, der nun leider 10 Jahre zu spät kam.", seine Hand glitt in mein Haar, streichelte meinen Hals entlang.
"Ich wäre sehr gern dein erster Mann gewesen, aber auch wenn ich das nicht sein kann, werde ich der erste sein, der dich von ganzem Herzen liebt und den du liebst.", langsam bildete sich auf seinen wunderschönen Lippen ein Lächeln, als er mich an sich zog, sanft Küsse auf meine Schläfe hauchte.
"Verzeih mir, dass ich so harsch reagiert habe. Dabei wärst du gar nicht verpflichtet gewesen, mir Auskunft über dein früheres Leben zu geben. Ich verstehe jetzt, dass es ein Vertrauensbeweis war, denn du hattest sicherlich große Angst, wie ich reagieren könnte, oder?", er sah mich wieder an und ich nickte.
"Riesige.", gab ich zu und spürte nun die Lippen auf meiner Stirn.
"Versprich mir, dass wir diese Ehrlichkeit immer beibehalten werden. Das du mir immer sagst, wenn etwas ist. Sprich mit mir über deine Gefühle, deine Ängste. Nur dann kann ich dir ein guter Partner, ein guter Alpha sein."
"Ich verspreche es.", gab ich leise zurück und spürte dann wieder seine Lippen, die sich sanft auf meine legten.
Er küsste mich erst langsam, dann wurde er immer dominanter, drückte mich auf den Rücken, bevor er innehielt.
"Und ich bin sicher, dass du nichts vermissen wirst, was die Menschen dir gegeben haben mögen. Nichts wird vergleichbar damit sein, wenn ich dich als dein Bindungspartner und Alpha als mein Eigen kennzeichne und dir immer wieder zeige, dass du nur mir gehörst."
Diese Worte waren so verheißungsvoll, so dunkel gesprochen, dass mein ganzer Körper von einer Gänsehaut überzogen wurde.
"Ich denke, ich habe noch ein wenig viel an. Willst du deinem Alpha beim Ausziehen nicht zur Hand gehen?", fragte er nun, deutete auf sein Hemd.
Ich schluckte schwer, nickte, während er mit einem überlegenen Grinsen meine Hände ergriff und sie an die ersten Knöpfe legte.
"Trau dich ruhig. Ab heute gehört all das dir.", brummte er in mein Ohr, während ich mit zitternden Fingern Knopf für Knopf löste, die Haut berührte, die sich darunter heiß und muskulös zu erkennen gab.
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Dean war, obwohl doch älter als ich, einfach nur ein Traum von einem Mann. Sein Körper war heiß, sodass mir das Blut sofort in die südlichen Regionen schoss, als er kurze Zeit später nur noch in Shorts vor mir stand.
"Dir gefällt, was du siehst.", hörte ich seine dunkle tiefe Stimme. "Das freut mich sehr, mein Liebling.", er lachte, entledigte sich nun auch noch der Shorts und ich sah leicht peinlich berührt zur Seite.
"Na na... eben erzählst du noch, dass du in der Vergangenheit viel Spaß hattest, mit anderen und dann schaust du dir nicht einmal an, was nun dir gehört?", fragte er und zog mich auf, liebevoll, nicht bösartig.
"Ich...", stotterte ich und er lachte leise."
"Alles gut, mein Liebling. Ich weiß, du bist nervös und ich auch. Glaube mir. Du weißt nicht, wie lange ich mir schon diesen Tag herbeisehne und umso mehr, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Komm her.", er krabbelte zu mir aufs Bett, zog mich in die Mitte.
"Ich denke, ich werde dich erst einmal ein wenig verwöhnen. Wir haben ganz viel Zeit, niemand hetzt uns.", damit drückte er einen Kuss auf meine Brust, krabbelte zu seinem Nachttisch und holte zwei kleine Flaschen hervor.
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So, Ihr wolltet die Beiden, hier habt Ihr sie. Allerdings wird es nun erstmal bei den anderen Zwei weitergehen. Also müsst Ihr noch ein wenig warten, ehe es dann... heiß wird. ;)
So denn, freue mich wie immer über Sternchen und Kommentare jeglicher Art.
Eure Schäfchenbetreuerin