Diese Story hat sich mr31powa gewünscht: #Minsung #Mafia #Freeze
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~ Minho ~
»Sag uns einfach, wo das Geld ist, und wir sind alle rechtzeitig zum Abendbrot Zuhause.«
Minho knackte seine Fingerknöchel langsam und laut. Der Glatzkopf auf dem Stuhl vor ihm grinste nur herablassend und zerrte an den Händen, die sie ihm auf dem Rücken gefesselt hatten.
»Wie du willst.«
Minho zuckte mit den Achseln, dann ballte er die rechte Faust und schlug ihm frontal ins Gesicht. Der Mann stöhnte, ebenso wie Jisung neben ihm. Er widerstand dem Impuls hinüberzusehen.
Jisung hatte Bang Chan darum angefleht mitkommen zu dürfen. Er wollte das Geld eintreiben, das diese Kerle seit Wochen nicht zurückgezahlt hatten. Niemand hinterging ihren Boss. Niemand legte sich mit Bang Chan und seinen Bluthunden an.
Minho wusste, dass er nie im Außeneinsatz gewesen war. Er war zwar seit über einem Jahr Teil ihrer Gang, doch saß meist in der Zentrale. Für gewöhnlich beobachtete er nur die Coups oder zählte das Geld. Doch als Minho das letzte Mal zurückgekommen war, hatte er so viele Fragen gestellt. Und plötzlich kam ihre Chef Bang Chan auf ihn zu und fragte, ob Jisung ihn beim nächsten Mal nicht begleiten könne. Er hatte ihn nicht wirklich dabeihaben wollen, doch nun war er hier.
Minho machte nach dem siebenten Schlag eine Pause. Der weiße Anzug des Mannes war voller Blutspritzer.
»Fällt dir wieder ein, wo das Geld von Bang Chan ist?«
Der Glatzkopf wandte den Kopf ab. Erst dachte er, dass sein Kopf lediglich vor Erschöpfung zur Seite kippte. Aber der Mann sah zu Jisung hinüber und sein Mundwinkel zuckte verräterisch. Sogleich folgte Minho seinem Blick.
Er sog scharf die Luft ein, als er einen schwarzhaarigen Mann hinter Jisung erkannte, der auf ihn zu rannte. Minho fluchte und stürzte auf seinen Kollegen zu. Erschrocken riss Jisung die Augen auf und hob die Hände. Mit der einen Hand packte Minho seinen Arm und riss ihn zur Seite. Die andere Hand hob er abwehrend in Erwartung eines Schlages. Da erst sah er das Messer aufblitzen.
Der stechende Schmerz durchfuhr seine Schulter wie ein Blitz. Minho ächzte und griff instinktiv nach der Waffe in der Hand des Angreifers. Er verfehlte knapp den Griff und schnitt sich in den linken Daumen und Zeigefinger. Den Schmerz ignorierend, zog er das Messer heraus. Mit der anderen Hand erwischte er den Mann am Kragen. Doch noch bevor er ihm einen Schlag oder Stich versetzen konnte, gab der Kerl ihm eine Kopfnuss. Minho strauchelte. Lichtpunkte tanzten vor seinen Augen, als er langsam rückwärts taumelte und schließlich umkippte.
Im Augenwinkel sah er Han. Er musste ihn beschützen. Ohne ihn war er aufgeschmissen. Sie würden ihn töten, wenn er nicht sofort ...
Seine Sicht schwand. Minho hörte einen Schrei. Ein Körper kam stumpf auf dem Boden auf. Dann packten ihn Hände. Er ließ sich widerstandlos hochhieven. Wenn Jisung tot war, hatte es keinen Sinn, sich zu wehren. Es gab keinen Grund zu kämpfen.
~ Jisung ~
Es war alles seine Schuld. Jisung hätte ihren Boss niemals bitten sollen, Minho begleiten zu dürfen. Doch als sein Kollege vom letzten Auftritt geredet hatte, war ihm angst und bange geworden. Immer wenn er seitdem in der Zentrale gesessen hatte und Minho unterwegs gewesen war, musste er daran denken, was nicht alles passieren konnte.
Natürlich wusste er, dass Minho der Beste in seinem Fach war und schon bei der Gründung von Bang Chans Imperium dabei gewesen war. Die beiden waren wie Brüder. Dennoch hatte es ihn verrückt gemacht, so hilflos rumsitzen zu müssen, während Minho sich jedes Mal in Gefahr brachte, um zum Beispiel Geld einzutreiben. Dass es aber direkt so eskalieren würde, das hatte Jisung nicht erwartet.
Es war reines Glück gewesen, dass er den Koffer nur wenige Meter weit entfernt entdeckt hatte. Instinktiv hatte er ihn dem Mann über den Schädel gezogen. Sofort war er ausgeknockt gewesen. Jisung hatte sich den Geldkoffer und Minho geschnappt und war zurück zur Zentrale geflüchtet.
Kurz vor dem Büro von Bang Chan war sein benommener Kollege zu Boden gegangen. Der Blutverlust war zu groß, obwohl Jisung die Wunde so gut wie möglich mit Minhos schwarzem Jackett abgedichtet hatte.
Ihr Chef hatte auch nach wiederholtem Klopfen nicht geöffnet. Gott sei Dank hatte Jisung in der Hosentasche seines Kollegen den Büroschlüssel gefunden und ihn mit letzter Kraft zum Sofa schleifen können. Dort kam er nun langsam wieder zu Bewusstsein.
Minho stöhnte einmal und sah an seinem nackten Oberkörper hinab.
»Was machst du da, Idiot?«
»Ich nähe die Wunde, Hyung«, antwortete Jisung leise.
Seine Stimme zitterte ebenso wie seine Hände. Die Blutung kam langsam zum Erliegen, dennoch klebte das geronnene Blut noch immer auf Minhos heller Haut. Er hatte seinem Kollegen das blutgetränkte Hemd vorsichtig ausgezogen und ihn auf das rote Sofa gesetzt, auf dem die Flecken hoffentlich nicht zu sehr auffielen. Er wusste, dass sie das Lieblingsstück ihres Chefs war.
Minho griff nach seiner Hand. »Ganz ruhig. Wir haben das alle irgendwann zum ersten Mal gemacht. Ist nicht meine erste Wunde.«
Seine Stimme klang ungewohnt schwach, was Jisung nervös machte. Er nahm seine klobigen Fingerringe ab, um mehr Spielraum zu haben, und stach erneut mit der Nadel durch Minhos Haut.
»Ich hätte nicht mitkommen sollen. Ich falle dir nur zur Last. Du bist ohne mich besser dran. Wenn du sterben solltest, weil ...«
»Han!«
Minhos Schrei brachte Jisung zum Schweigen. Allein der Gedanke, ihn zu verlieren, ließ eine Leere in seinem Herzen entstehen, die unerträglich war.
»Willst du wissen, woher Bang Chan die Narbe an seinem linken Auge hat?«, fragte Minho unvermittelt.
Jisung sah ihn skeptisch an. Ihr Chef machte ein großes Geheimnis um die ominöse wie auffällige Narbe. Doch er konnte sich durchaus vorstellen, dass Minho damals selbst dabei gewesen war, als er sie bekommen hatte.
»Würdest du es mir denn erzählen?«
»Wenn ich das hier überlebe?«
Jisungs Unterlippe begann zu zittern und Minho zog die Mundwinkel hinab. Seine Hand packte Jisung kräftig im Nacken und zog ihn ruckartig vor, bis ihre Lippen sich berührten. Sacht fuhr Minhos Zunge über seine. Seine Hand wanderte unter die Lederjacke seines Kollegen und zog ihn näher an sich. Jisung erwiderte den Kuss begierig, zerzauste dabei Minhos aschblondes Haar.
»Ich werde nicht verbluten«, sagte Minho, als er sich wieder löste, »außer du stocherst weiter in mir rum wie damals, als du meine Prostata nicht finden konntest.«
Jisungs leises Kichern hallte in Minhos Mund wider. Mit einem gedämpften Stöhnen lehnte sich der Verletzte wieder zurück ins Sofakissen und schloss die Augen.
»Hast du mir irgendwas gegeben oder warum bin ich so müde?«
»Das ist der Blutverlust«, antwortete Jisung und beeilte sich, die Wunde fertig zu versorgen.
~ Bang Chan ~
Bang Chan betrat sein Büro im Morgengrauen mit gezogener Pistole. Die ersten Sonnenstrahlen beschienen die rote Couch, auf der Minho und Jisung Arm in Arm schliefen. Er ließ die Waffe sinken und schloss die Tür hinter sich. Sein Blutdruck sank und das Adrenalin ließ nach. Sie konnten doch nicht einfach so in seinem Büro auftauchen.
Irritiert trat er näher heran und fiel beinahe über einen schwarzen Koffer. Als er das unbekannte Objekt öffnete, fand er darin eine Menge Geldscheine. Die Jungs hatten ihren ersten gemeinsamen Auftrag also erfolgreich erfüllt. Er war stolz wie ein Vater.
Er hatte gewusst, dass sie als Team unschlagbar sein würden, auch wenn Minho Zweifel geäußert hatte. Bang Chan wusste, dass seine Einwände eigentlich anderer Natur waren: Er wollte Jisung nicht dabeihaben, weil er ihn nicht in Gefahr bringen wollte. Aber genau das war der Grund, weshalb Jisung ihn darum gebeten hatte mitzugehen. Er konnte Minho nicht permanent allein dieser Gefahr ausgesetzt sehen. Bang Chans letztes Argument war gewesen, dass sie so mehr Zeit miteinander verbringen konnten. Das hatte schlussendlich gewirkt, unabhängig davon, dass er immer noch der Chef der Firma war.
Er passierte den Billardtisch. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Minho oberkörperfrei dalag. Das hätte ihn noch nicht sonderlich gewundert bei seinem Freund, doch wunderte ihn, dass Jisung noch immer Hemd und Lederjacke trug. Beim letzten Mal hatte er sie in Minhos Appartement erwischt. Da waren sie vollkommen nackt gewesen.
Als Bang Chan sich des Bluts bewusst wurde, überprüfte er sofort beide Jungs auf offensichtliche Verletzungen. Nur Minho hatte an den Fingern der linken Hand mehrere Pflaster und an der rechten Schulter eine offenbar von Jisung genähte Stichwunde. Nicht sonderlich tief, doch sein Blut war überall verteilt. Selbst seine Lieblingscouch hatte etwas abbekommen. Das würden die beiden säubern müssen, sobald sie wieder fit waren.
Bang Chan schmunzelte, als er die von Jisung versorgte Wunde genauer in Augenschein nahm.
»Minho wird so sauer sein, wenn er das sieht«, murmelte er.
Die Stichwunde war mehr oder weniger sauber genäht. Gut zu erkennen waren drei gestickte Buchstaben.
HAN
Bang Chan hatte Jisung neulich in dem Fabrikgebäude beobachtet, wie er gedankenverloren seinen eigenen Nachnamen und den seines Kollegen immer wieder wie ein verliebtes Grundschulmädchen auf einem Notizzettel gekritzelt hatte.
Han Minho
Vielleicht würde die HAN-Narbe für Minho in ein paar Jahren genauso ein Markenzeichen werden wie die Narbe über seinem Auge. Doch bei ihm würde im Gegensatz zu ihrem Chef klar sein, woher sie kam und was sie bedeutete.
Bang Chan holte eine Decke aus seinem Wandschrank und legte sie über seine beiden Bluthunde. Sie hatten sich ihren Titel redlich verdient.
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Hinter Türchen #7 gibt es eine weitere Gangster AU. 😉